Fußball

SV Waldhof wieder in akuter Abstiegsgefahr: "Wir dürfen nicht in Panik geraten"

Nach dem 1:1 in Verl ist die Abstiegsgefahr für den SV Waldhof wieder verstörend real geworden. Nur noch ein Punkt trennt die Mannheimer vom Abgrund. Wie die Protagonisten auf die zugespitzte Situation reagieren

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Alexander Müller
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Ungewisse Perspektiven: Waldhofs Laurent Jans beim 1:1 in Verl. Der SVW muss wieder akut um den Klassenerhalt bangen. © Imago/foto2press

Mannheim. Abstiegskampf, du nervenzerfetzender Drecksack. Vor zwei Wochen, der SV Waldhof hatte gerade den designierten Absteiger MSV Duisburg mit einem 1:1 auf Abstand gehalten, schienen die Mannheimer auf dem besten Weg, den Klassenerhalt vorzeitig perfekt zu machen. Sechs Punkte Vorsprung und das weitaus bessere Torverhältnis gegenüber dem Halleschen FC, der formschwach durch die 3. Liga wankte. Was sollte da noch schiefgehen?

SV Waldhof kämpft um Klassenerhalt

Mittlerweile wissen wir: Da kann noch eine Menge schiefgehen. Denn während Halle mit zwei 1:0-Siegen in Folge, unter anderem am Samstag bei Pokal-Halbfinalist 1. FC Saarbrücken, plötzlich wieder ganz schön lebendig wirkt, hat der SV Waldhof zwei Partien mit nur einem Punkt hinter sich, in denen die Widerstände des Abstiegskampfs mit voller Wucht zuschlugen. Beim 0:2 gegen Essen überboten sich die Mannheimer im Auslassen bester Torgelegenheiten, beim 1:1 am Samstag in Verl brachte ein Platzverweis für Samuel Abifade in der 46. Minute den Waldhof aus der Spur.

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SV Waldhof rettet einen Zähler in Verl

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So mussten die Kurpfälzer in einem Spiel, das sie im Elf gegen Elf mit hoher Wahrscheinlichkeit gewonnen hätten, am Ende sogar heilfroh über ein mit aller Leidenschaft verteidigtes Remis sein. Dafür gibt es einen Punkt, und das ist genau noch der Abstand, der drei Spieltage vor Ende zwischen Mannheim und Halle auf dem ersten Abstiegsplatz liegt. Klingt wenig, ist es auch. „Der Punkt kann hintenraus helfen oder nicht. Das wissen wir nicht“, meinte Martin Kobylanski, der in Verl zum 1:0 für den traf. Wohl wahr.

Abifades Platzverweis als Knackpunkt

Bloß nicht die Nerven verlieren lautet deshalb die Devise beim SV Waldhof, wenn es in den nächsten drei Wochen um die pure Existenz im Profifußball geht. „Wir werden nicht nervös, wir waren auch schon einmal vier Punkte hinter Halle. Die Mannschaft hat sich in die Position gebracht, dass wir es aus eigener Kraft schaffen können“, bekundete Anthony Loviso, der neue Technische Leiter Sport, in Verl. „Wir müssen Ruhe bewahren, dürfen nicht in Panik geraten. Die Mannschaft zerfällt nicht, sie ist stabil. Und so müssen wir weitermachen.“

Die erste Halbzeit von Verl demonstrierte, dass die Waldhöfer der besonderen nervlichen Situation grundsätzlich gewachsen scheinen. Halle hatte im zweieinhalb Stunden früher angepfiffenen Duell in Saarbrücken mit einem Dreier gerade den Druck erhöht, aber der SVW zeigte in Verl im ersten Durchgang eine souveräne Auswärtsleistung.

Kobylanski erzielte früh die Führung (5.), danach spielte quasi nur Mannheim. Mit einem kleinen Manko, das sich noch rächen sollte. „Wir hätten vielleicht zwingender auf das 2:0 gehen müssen. Das wäre möglich gewesen. Da waren wir in vielen Situationen ein bisschen zu schüchtern, um nachzulegen“, sagte Trainer Marco Antwerpen.

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Denn keine Minute nach Wiederanpfiff sah Samuel Abifade die Gelb-Rote Karte, als er Torge Paetow unabsichtlich am Kopf traf (46.) - und das veränderte die Statik dieser bis dahin einseitigen Partie komplett. „Dann mussten wir die ganze Zeit verteidigen, da musst du viel leiden und viel laufen“, meinte Antwerpen, der auch von draußen nicht mehr korrigierend eingreifen konnte, als sich seine Mannschaft spätestens nach einer Stunde nur noch auf eine Abwehrschlacht einließ, statt zumindest ab und an mit Ballbesitzphasen für Entlastung zu sorgen.

„Ich kann der Mannschaft nur ein Riesenkompliment machen, wie wir von der 46. bis zur 97. Minute gefightet haben. Wir haben wirklich alles reingeworfen. Aber klar: Wenn man immer nur den Ball lang schlägt, wird es immer gefährlicher“, sagte Rechtsverteidiger Laurent Jans. Daniel Mikic traf zum Verler Ausgleich (77.), davor und danach war es noch mehrfach extrem brenzlig im Mannheimer Strafraum.

SV Waldhof mit kuriosen Auswechslungen in der Schlussphase

Eigene Konter: Fehlanzeige. Antwerpen war damit derart unzufrieden, dass er sowohl Jonas Carls als auch Jalen Hawkins in der zweiten Halbzeit erst ein- und dann wieder auswechselte. Ein Kuriosum, das der SVW-Coach offen mit den gezeigten Leistungen begründete. „Wir haben uns das anders vorgestellt, wie das mit den Einwechslungen funktionieren soll. Darauf haben wir dann wieder reagiert“, sagte Antwerpen.

Im Existenzkampf der 3. Liga gibt es eben keine Rücksichtnahme auf persönliche Befindlichkeiten mehr. Die Abstiegsgefahr beim SVW ist wieder verstörend real geworden: Schon am nächsten Spieltag könnte Halle mit einem Heimsieg gegen Unterhaching den Waldhof zurück auf einen Abstiegsplatz stoßen, wenn die Kurpfälzer am Sonntag (19.30 Uhr) beim FC Ingolstadt nicht gewinnen sollten.

Danach tritt Halle in Bielefeld und gegen Dortmund II an, der SVW hat noch ein Heimspiel gegen Sandhausen, bevor es zum Abschluss nach Aue geht. Spätestens seit Samstag muss man davon ausgehen, dass es einen Nervenkrimi bis zum Ende geben wird. Trainer Antwerpen lebt weiter eine Form der angespannten Gelassenheit vor. „Wir haben uns nicht in Sicherheit gefühlt, als wir sechs Punkte Vorsprung hatten. Wir wussten da schon, dass wir noch punkten müssen“, sagte er in Verl und zeigte sich nicht besonders überrascht über den Halle-Sieg in Saarbrücken: „In den letzten Spielen ist immer viel möglich. Andere Mannschaften lassen nach, dementsprechend gibt es auf einmal komische Ergebnisse.“

Das hört sich nach einem dramatischen Finale mit ungewissem Ausgang für den SV Waldhof an. Der Abstiegskampf ist wirklich ein nervenzerfetzender Drecksack.

Das nächste Spiel: Ingolstadt - SV Waldhof, Sonntag, 5. Mai - 19.30 Uhr. 

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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