Fußball

SV Waldhof: Warum Terrence Boyd für sein Tor gegen Wiesbaden Ärger mit seiner Frau bekommt

Der Aufwärtstrend beim SV Waldhof Mannheim unter Trainer Trares bleibt intakt. Beim 2:2 gegen Wiesbaden muss der erkältete Terrence Boyd aber seine körperlichen Grenzen ausloten. Der Torjäger ist zurzeit unersetzbar

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Alexander Müller
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Danke Terrence: Marcel Seegert (links) bedankt sich bei Terrence Boyd für seinen späten Ausgleich gegen Wiesbaden. © PIX-Sportfotos

Mannheim. Bei den wilden Szenen nach Abpfiff herrschte erhöhte Ansteckungsgefahr. Nicklas Shipnoski schüttelte so heftig an Terrence Boyd, als wolle er den Virus beim Mittelstürmer des SV Waldhof gleich auf diesem Wege beseitigen. Auch Marcel Seegert und Janne Sietan drückten den 33-Jährigen so fest wie sie nur konnten. In der dritten Minute der Nachspielzeit hatte Boyd, der fast die ganze Woche mit einem Infekt flachgelegen hatte, mit seinem Ausgleich zum 2:2 am Sonntag gegen den SV Wehen Wiesbaden die erste Heimniederlage unter Trainer-Rückkehrer Bernhard Trares abgewendet – und dem SVW die zweite ungeschlagene englische Woche in Folge mit je sieben Punkten beschert.

Zu den Interviews erschien der in Bremen geborene US-Amerikaner dick eingepackt in blau-schwarze Decken - und berichtete dann gewohnt launisch von einer sehr ungewöhnlichen Woche mit Happy End. „Das ist natürlich eine Bilderbuch-Story. Ich habe seit dem Spiel am Dienstag nicht mehr trainiert, sondern nur geschlafen. Ich glaube, es ist die typische Männergrippe. Und die ist natürlich sehr, sehr schlimm“, sagte Boyd mit einem Grinsen. Der Infekt sei „sehr eklig“ gewesen, er habe viel geschwitzt. Beim leichten Aufwärm-Training am  Morgen des Spieltags habe er noch gedacht, dass er maximal zehn oder 15 Minuten spielen könne. „Dann fragt mich der Trainer in der Halbzeit, ob ich auch 30 Minuten spielen kann“, erzählte der Stürmer.

In der 61. Minute wechselte Trares seinen besten Torjäger (jetzt 5 Saisontore) ein. Weil der SV Waldhof gegen einen unangenehmen, robusten Gegner einfach keine Durchschlagskraft in der Offensive entwickelt hatte. Wiesbaden führte nach Toren von Fatih Kaya (7.) und Moritz Flotho (62.) 2:1 – zwischenzeitlich hatte Nicklas Shipnoski nach einem traumhaften Zuspiel hinter die Kette von Adrian Fein zum 1:1 ausgeglichen (36.).

Dieses tolle Tor war aber der einzige Lichtblick inmitten eines fehlerbehafteten Auftritts des Mannheimer Drittligisten. Der SVW versuchte viel, nur gelingen wollte nichts. Boyd-Ersatz Kennedy Okpala war kaum ins Spiel eingebunden. Auch weil das Kombinationsspiel krankte und es an guten Zuspielen in die Tiefe mangelte. Das 20-jährige Eigengewächs aus Neustadt an der Weinstraße nahm Trares im Nachgang in Schutz. „Kenny hat es okay gemacht, aber er ist vielleicht der bessere Spieler, wenn er reinkommt und der Gegner schon müde ist und wir ein bisschen Raum haben“, sagte der SVW-Coach. „Wenn wir in Führung liegen, ist er ohnehin ein gewaltiger Spieler. Wenn ein Gegner so diszipliniert spielt, ist es für ihn schwieriger.“

Aber das Wiesbaden-Spiel bestätigte den Eindruck, dass der SV Waldhof in seiner aktuellen Phase auf einen fitten Boyd angewiesen ist. In den vergangenen sieben Spielen hat der Mittelstürmer fünfmal getroffen. „Terrence ist ein Topstürmer in der Liga. Natürlich möchten wir ihn gerne auf dem Platz haben, weil er die entscheidenden Tore macht“, sagte Sportchef Anthony Loviso. Trainer Trares wollte nicht alle Probleme im eigenen Offensivspiel auf die Abwesenheit seines wuchtigen Zielspielers schieben, er gestand aber auch: „Terrence ist natürlich ein wichtiger Spieler, der uns vom Start weg gefehlt hat. Das hat man schon gemerkt.“

Boyd selbst gab die Komplimente artig an einen ebenfalls eingewechselten Mann weiter, der vor dem 2:2 mit einer Energieleistung gegen mehrere Gegenspieler noch eine Flanke nach innen gebracht hatte. „Am Ende geht der ganze Dank an Rico Benatelli. Er hat den Ball im Spiel gehalten und mich noch gesehen.“ Dass Fein und Benatelli, die zuletzt auch in der Kritik standen, ihren Anteil am Punktgewinn hatten, gehörte zu den positiven Nebenerkenntnissen des Abends.

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Die wichtigste Feststellung lautete jedoch: Der Aufwärtstrend beim SV Waldhof bleibt trotz weiterhin existierender fußballerischer Problemzonen intakt. „Wenn du zweimal gewonnen hast und dann zuhause nicht verlierst, ist das okay. Insgesamt sind wir zufrieden. Die Mannschaft glaubt an sich und wächst immer mehr zusammen. Aber wir haben auch noch viel Arbeit“, sagte Trares, der jetzt in sieben Partien 14 von 21 möglichen Punkten geholt hat. Diese starke Ausbeute macht auch den Sportdirektor froh. „Es ist mittlerweile extrem schwer geworden, uns zu schlagen“, meinte Loviso.

Terrence Boyd wollte nach getaner Arbeit indes nur noch eines: nach Hause ins Bett, ausschlafen, wieder gesund werden. Dem 33-Jährigen drohen während seines Genesungsprozesses jedoch noch einige eher unangenehme innerfamiliäre Diskussionen, wie er am Sonntagabend offenbarte.  „Grüße gehen raus an meine Frau“, sagte Boyd. „Sie war ganz klar dagegen, dass ich heute im Kader bin.“

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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