Mannheim. Zu einem Reifeprozess als junger Profi gehört auch, dass man wissen muss, wann das Wohl der Mannschaft über dem persönlichen Glück steht. Seyhan Yigit hatte in der 37. Minute im Drittliga-Spiel des SV Waldhof bei Borussia Dortmund II keine andere Option, als Julian Hettwer mit einem taktischen Foul zu stoppen. Die Alternative wäre ein Konter gewesen, bei dem die Mannheimer ohne intakte Restverteidigung dagestanden hätten. „Ich war in der Situation die Absicherung und hätte vielleicht enger am Mann stehen können.
Aber das Foul war die richtige Entscheidung“, sagt der 21-jährige Außenbahnspieler des SVW. Nach dieser Szene sah Yigit zwangsläufig die Gelbe Karte – und wurde auch wegen der Gefahr eines möglichen Platzverweises in der Pause ausgewechselt. Aber nicht nur deshalb. Trainer Bernhard Trares wollte das Mittelfeld-Zentrum mit der Hereinnahme von Julian Rieckmann stärken und war mit Yigits Leistung nicht ganz zufrieden. „Sey war nicht so richtig im Spiel, nicht so bissig wie gegen Aue“, sagt Trares.
Der Erfolg gab dem Coach recht, am Ende gewannen die Kurpfälzer knapp mit 1:0 im Stadion Rote Erde. „Der mannschaftliche Erfolg ist Prio eins“, bekundet auch Yigit, der im Sommer von der Regionalliga-Vertretung des 1. FC Nürnberg in die Kurpfalz gewechselt war.
Vom Bankdrücker zum Stammspieler – Yigit überzeugt auf der rechten Flügelposition
Der türkische U-21-Nationalspieler hat ein bisschen Anlaufzeit benötigt, um in seinem neuen Umfeld auf sich aufmerksam zu machen. Unter Trainer Marco Antwerpen spielte der junge Franke aus Karlstadt am Main nur mal 20 Minuten gegen Viktoria Köln (1:2), aber dessen Nachfolger konnte Yigit von seinen Qualitäten überzeugen. „Wenn ein Spieler Woche für Woche fokussiert trainiert, kann er das auch relativ einfach im Spiel umsetzen. Einfach einen reinzuschmeißen, weil du ein gutes Bauchgefühl hast, funktioniert nicht“, sagte Bernhard Trares, nachdem er den Außenverteidiger beim 3:0 gegen Erzgebirge Aue vor einer Woche ins kalte Wasser geworfen hatte. Der erste Startelf-Einsatz, und dann auch noch in offensiver Rolle auf dem rechten Flügel. Für Yigit keine große Umstellung. „Ich habe auch schon beim Club rechts vorne in der Schiene gespielt, das ist für mich kein Problem“, sagt er.
Nachdem Yigit gegen Aue den vorletzten Pass vor dem 1:0 durch Terrence Boyd gespielt hatte, setzte Trares auch in Dortmund wieder auf ihn. Zumindest eine Halbzeit lang. „Ich bin sehr froh und dem Coach sehr dankbar, dass ich meine ersten Spielminuten von Beginn an bekommen habe. Aber ich darf mich darauf nicht ausruhen, sondern muss weiter hart arbeiten an mir“, sagt Yigit.
Neun Punkte aus drei Spielen als Ziel für SV Waldhof Mannheim
Wenn der SVW am Sonntag (19.30 Uhr) auf den SV Wehen Wiesbaden trifft, hofft der Franke mit türkischen Wurzeln auf seine nächste Bewährungschance. „Natürlich will ich wieder in der Startelf stehen. Ich will in jeder Sekunde alles für den Verein geben“, sagt Yigit, der als Typ mit „nur“ 1,74 Meter mehr über das Spielerische und seine Dynamik kommt. „Wir werden alles dafür tun, eine perfekte englische Woche zu spielen.“
Das wären neun Punkte aus drei Partien, ein Quantensprung auf dem Weg vom Tabellenende ins gesicherte Mittelfeld der 3. Liga. Das Rezept für das Duell mit dem Club aus Hessens Hauptstadt, der am Mittwoch 1:0 gegen Dresden gewann: Hinten weiter so stabil stehen wie zuletzt und vorne zubeißen, wenn sich die Gelegenheit bietet. „Es spricht für uns, dass wir in den letzten fünf Spielen vier Mal zu Null gespielt haben. Das muss die Messlatte sein. Und in der Offensive haben wir viel Qualität“, sagt Yigit.
Die Stimmung im Team ist nach den zuletzt guten Ergebnissen mit 13 von 18 möglichen Punkten seit Trares’ Amtsübernahme wieder gut, und über das Miteinander in der Mannschaft findet Yigit ohnehin nur gute Worte. „Wir sind echt gut zusammengewachsen. Die älteren, erfahreneren Spieler bauen uns Junge auf. Da wird keiner ausgeschlossen. Das ist positiv, man kommt echt gerne zum Training und verbringt auch privat Zeit mit den Jungs. Es ist wichtig, dass man eine kleine Familie ist“, sagt Yigit. Und für Kollegen, die man schätzt und mag, zieht man im Zweifel natürlich auch immer das taktische Foul.
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