Mannheim. Es war Niklas „Willy“ Sommer, der via Instagram-Video einen kleinen Einblick gewährte, wie ausgelassen die Profis des SV Waldhof in der Kabine ihren sensationellen Pokal-Triumph über Eintracht Frankfurt feierten. Stefano Russo, Anton Donkor, Marcel Seegert und ein paar andere tanzten oberkörperfrei wie wild durcheinander, bespritzten sich gegenseitig mit Wasser und gaben dazu eine wunderbar schiefe Version des Pop-Songs „Pepas“ vom puerto-ricanischen Reggaeton-Star Farruko zum Besten.
Nach dem vielleicht größten Spiel des SVW seit der Rückkehr in den Profifußball 2019 konnte man den blau-schwarzen Gemütszustand in drei schönen Begriffen zusammenfassen: Euphorie, Stolz und Glück. Der 2:0-Coup gegen den hochfavorisierten Europapokal-Teilnehmer aus der Bankenmetropole war ein Festtag für den Mannheimer Drittligisten, der am späten Abend sogar Erwähnung in den altehrwürdigen ARD-„Tagesthemen“ fand.
Waldhof-Splitter
- Unter den hartgesottenen Waldhof-Fans auf der Otto-Siffling-Tribüne (OST) jubelten am Sonntag gegen die Eintracht zwei ehemalige SVW-Profis mit: Hassan Amin und Jannik Sommer genossen die tolle Atmosphäre. Auch der frühere Publikumsliebling Ali Ibrahimaj war live beim Pokal-Coup dabei – genau wie die Adler-Profis Matthias Plachta und David Wolf, die von Ex-Kollege Tim Stützle (jetzt in der NHL bei den Ottawa Senators unter Vertrag) begleitet wurden. Ebenfalls gesichtet: Waldhofs einstiger Aufstiegs-Co-Trainer Benjamin Sachs.
- Es gibt wahrlich schlechtere Spiele für ein Heimdebüt: Die beiden Neuzugänge Alexander Rossipal (25/SV Sandhausen) und der eingewechselte Adrien Lebeau (22/Racing Straßburg) spielten erstmals im Carl-Benz-Stadion für den SVW. Rossipal war mit einer unauffälligen, aber starken Leistung im defensiven Mittelfeld gleich ein wichtiger Faktor bei der Sensation, der Franzose Lebeau deutete seine Fähigkeiten zumindest schon einmal an.
Auch für den Trainer, der nach Schlusspfiff zum ersten Mal vor der OST mit den überglücklichen Waldhof-Fans feierte, war der Sensationssieg gegen seinen früheren Verein ein außergewöhnliches Erlebnis. „Vielleicht kommen wir jetzt mit einer gewissen Leichtigkeit in die Saison und sehen: Wenn solche Dinge möglich sind, sind vielleicht auch ganz andere Dinge möglich. Man muss nur einen Schritt nach dem anderen machen“, sagte Patrick Glöckner, bevor ein Sonntag voller Glückshormone beim gemeinsamen Abendessen im VIP-Bereich des Benz-Stadions gemütlich ausklang.
In Horrenberg erst im September
Glöckner, der in seiner Mannheimer Premierensaison häufiger Kritik einstecken musste, kann als der Architekt dieses kleinen Fußball-Wunders gelten. Sein Plan, den Frankfurtern mit einer konsequenten Defensivtaktik zunächst die Lust am Spiel zu nehmen und die Partie dann wenn möglich in die eigene Richtung zu lenken, war perfekt aufgegangen. „Gegen einen Erstligisten in dieser Art und Weise zu bestehen, ist eine tolle Sache“, sagte der Frankfurter, nachdem er seinem Jugendverein den Saisonstart ordentlich vermiest hatte.
Der Frage, ob der Triumph gegen die Eintracht der größte Moment seiner noch jungen Trainerkarriere gewesen sei, wich der 44-jährige Glöckner allerdings ein wenig aus. „Das weiß ich nicht. Ich bin mit Viktoria Köln aufgestiegen, auch wenn ich einen Spieltag vor Schluss rausgeflogen bin. Aber es ist auf jeden Fall ein toller Moment, ein super Moment“, sagte er.
Ein super Moment, der auch einen Schub für die Liga geben soll, in die der SVW mit einem Punkt aus zwei Partien ziemlich mau gestartet ist. „Das muss jetzt die Benchmark sein, die Marschroute für jedes Spiel von der Mentalität her. Die 3. Liga ist sehr ausgeglichen, deshalb muss die Leidenschaft immer passen. Das muss der Anspruch an uns selbst sein“, sagte Kapitän Seegert, der die Führung nach einer Schnatterer-Ecke selbst geköpft hatte (48.), bevor Joseph Boyambas Treffer (52.) die Frankfurter endgültig „ausknockte“, wie es das am Sonntag überragende Sprintwunder Marcel Costly formulierte.
Nimmt der SVW jetzt auch im Brot-und-Butter-Geschäft 3. Liga endlich Fahrt auf? Trainer Glöckner hofft es zumindest. „Die Liga steht auf einem ganz anderen Blatt Papier. Gegen die Eintracht waren wir der absolute Außenseiter und konnten eigentlich nur gewinnen. In der Liga spielen wir mit den meisten Mannschaften auf Augenhöhe, sie ist unberechenbar. Wir müssen aber versuchen, den Schwung mitzunehmen“, postulierte der 44-Jährige. Die nächste Aufgabe wartet am Sonntag (14 Uhr), wenn Zweitliga-Absteiger Würzburger Kickers den Alltag zurück ins Carl-Benz-Stadion bringt.
Da das ursprünglich für Mittwoch terminierte Achtelfinale im badischen Verbandspokal beim Landesligisten SG Horrenberg am Montag fest auf Dienstag, 28. September (19 Uhr), verlegt wurde, können sich die Mannheimer in aller Ruhe auf das Duell mit den Unterfranken vorbereiten. Die Pokal-Helden absolvierten am Montag nur eine leichte Regenerationseinheit, vor allem Costly schmerzten nach der intensiven Belastung vom Sonntag noch die Beine. Im Laufe der Woche sollen auch die zuletzt erkälteten Fridolin Wagner und Hamza Saghiri zurückkehren. Der Auftrag ist klar: Nach der Kür gegen Frankfurt soll auch die Pflicht gegen Würzburg erfolgreich absolviert werden.
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