Er sollte ein Eckpfeiler in der Offensive des SV Waldhof werden. Im Juni 2022 wechselte Berkan Taz mit der Empfehlung von zehn Toren und acht Vorlagen von Borussia Dortmund II zum Mannheimer Drittligisten. „Er ist ein technisch sehr versierter Spieler, der aus dem Mittelfeld eine gute Torgefährlichkeit mit sich bringt“, schwärmte Sportchef Tim Schork nach der Verpflichtung von dem gebürtigen Berliner. „Dazu ist er offensiv sehr variabel einsetzbar, was das Gesamtpaket weiter vervollständigt.“ Dieser Redaktion sagte Taz: „Ich bin ein Instinktfußballer.“ Es klang sehr verheißungsvoll.
Ein gutes halbes Jahr später hat der vermeintliche Königstransfer die Erwartungen bislang nicht erfüllen können. Vor dem Duell mit seinem ehemaligen Team am Samstag (14 Uhr, Stadion Niederrhein, Oberhausen) steht bei Taz nach 18 Einsätzen für den SVW immer noch die Null - sowohl bei Toren als auch bei Vorlagen. Für einen Mann seiner Klasse, der vor dieser Saison auch problemlos in der 2. Liga untergekommen wäre, lesen sich diese Werte wie blanker Horror.
Nachdem ihn eine Mandel-Operation in der Wintervorbereitung außer Gefecht gesetzt hatte, verlor Taz nicht nur seinen Stammplatz aus der Vorrunde, sondern muss sogar um Kurzeinsätze kämpfen. In Aue (1:2) schaffte es der schnelle Dribbler, der mit großen Vorschusslorbeeren nach Mannheim gekommen war, noch nicht einmal in den Spieltagskader. Die Formkrise des sensiblen Taz ist der größte Problemfall, den Waldhof-Trainer Christian Neidhart momentan managen muss.
„Es kommen wieder schöne Tage“
Der erfahrene Coach rätselt selbst ein wenig darüber, warum der Hochbegabte beim SVW bisher kein Bein auf den Boden bekommt. Die Vielzahl an Großchancen, die Taz in dieser Saison schon vergeben hat, würden für mehrere schlimme Alptraumnächte genügen. Das Pech klebt ihm an den Schuhen.
„Wir stellen uns selbst die Frage, warum der Knoten bei ihm noch nicht geplatzt ist“, sagte Neidhart. „Beko hatte in der Vorrunde viel Einsatzzeit. Es lief bei uns allgemein aber nicht so gut. In der Rückrunde haben wir etwas verändert und ich bin erst einmal froh, dass wir als Mannschaft jetzt weitaus besser spielen.“
Taz muss sich also erst einmal hinten anstellen und im Training empfehlen - wobei Neidhart ihm am Samstag zumindest eine Jokerrolle in Aussicht stellte.
Der Angreifer, der sowohl zentral als auch auf der offensiven Außenbahn spielen kann, zeigt derweil keine Anzeichen von Resignation. Taz will sich selbst wieder aus dem Formloch herauskämpfen, in das er sukzessive gefallen ist. „Natürlich bin ich mit meiner Situation nicht zufrieden. Ich bin hergekommen, um zu spielen, Tore zu schießen und vorzubereiten“, sagte er dieser Redaktion. „Aber ich arbeite hart an mir und dann wird es auch wieder schöne Tage für mich geben.“
Einen weiteren schönen Spieltag erleben kann auf jeden Fall der SV Waldhof. Wenn die Mannheimer die Prüfung beim Tabellen-16. im Stadion Niederrhein bestehen sollten, kann sich der SVW in Ruhe anschauen, wie sich die Konkurrenten im Aufstiegsrennen in ihren schwierigen Partien schlagen.
Der 1. FC Saarbrücken, punktgleich mit dem Waldhof auf dem Relegationsrang, muss in Aue ran, Dynamo Dresden spielt bei Spitzenreiter Elversberg. Der VfL Osnabrück und der SV Wehen Wiesbaden nehmen sich gegenseitig die Punkte weg. Im Idealfall könnte der erste direkte Aufstiegsplatz am Sonntag nur noch zwei Punkte entfernt sein.
Von solchen Rechnereien will Neidhart naturgemäß nichts hören. Der 54-Jährige warnt vielmehr davor, die U 23 des BVB zu unterschätzen. „Dortmund steht unter Wert. Das ist eine Mannschaft, die richtig kicken kann. Sie haben viele talentierte Topspieler und können jeden schlagen“, sagte Neidhart, dem bis auf die Langzeitverletzten der komplette Kader zur Verfügung steht. Adrien Lebeau knickte zwar Anfang der Woche um, trainierte aber am Donnerstag schon wieder.
Warum in Oberhausen?
Ein wenig Verwunderung herrscht im Lager der Mannheimer indes darüber, dass die Dortmunder, deren Heimstadion Rote Erde aktuell saniert wird, nach Wuppertal und der eigenen Bundesliga-Arena Signal Iduna Park schon wieder in einem anderen Ausweichstadion spielen. „Ich kenne Oberhausen noch aus der Regionalliga West mit Essen. Da war das nicht immer der beste Platz“, unkte Neidhart. Angreifer Dominik Martinovic „hätte auch lieber im Signal Iduna Park gespielt - allein für den Vibe und die besseren Platzverhältnisse. Aber wir müssen das annehmen“.
Die Rasenqualität in Oberhausen dürfte Edeltechniker Taz egal sein. Hauptsache, er darf wieder einmal mitspielen - und sich sein Erfolgserlebnis holen, das die offensichtliche Blockade lösen könnte. Auch sein Trainer hofft, dass es der 24-Jährige noch in dieser Saison schaffen wird, sein großes Potenzial in Leistung auf dem Platz umzusetzen. „Es ist wichtig, dass er sich in den Spielzeiten, die er bekommen wird, einmal für seinen Aufwand belohnt“, sagte Neidhart.
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