Würzburg. Abwehrchef Marcel Seegert schaltete sich in die Offensive ein, Marc Schnatterer gab Verzweiflungsschüsse aus der zweiten Reihe ab: Der SV Waldhof schien beim Stand von 1:1 in der Schlussphase bei den Würzburger Kickers mit seinem Latein am Ende. Doch in der Nachspielzeit im Stadion am Dallenberg, im Volksmund „Dalle“ genannt, gab Schnatterer noch einmal einen Freistoß aus dem Halbfeld herein, Marcel Costly stellte den Ball mit seiner Kopfballhereingabe vom langen Pfosten scharf, bevor in der Mitte zunächst Alex Rossipal an die Latte köpfte und letztendlich Fridolin Wagner die Kugel zu einem glücklichen 2:1 (1:0)-Sieg des Mannheimer Drittligisten über die Linie stocherte. Neuzugang Pascal Sohm hatte die Kurpfälzer mit seinem Premieren-Tor in Führung gebracht (41.), nach dem Ausgleich durch Robert Herrmann (69.) war der leidenschaftlich auftretende Abstiegskandidat aus Würzburg dem Sieg eigentlich näher als die ambitionierten Waldhöfer, die mit 37 Zählern und zwei Punkten Rückstand auf Aufstiegsplatz zwei zumindest bis Sonntag auf Rang vier vorrückten.
„Man muss sagen, dass der Boden und die Einstellung ein kampfbetontes Spiel entschieden haben. Wir haben kämpferisch gut dagegengehalten, es anständig gemacht und ich glaube, dass die drei Punkte auch in Ordnung gehen“, analysierte Waldhof-Trainer Patrick Glöckner ein Match, in dem seine Mannschaft fußballerisch vieles schuldig blieb. „Das Spiel war ausgeglichen, wir hatten durch Martinovic auch die Chance aufs 2:0. Wenn man kurz vor Schluss das Siegtor erzielt, ist das natürlich immer ein bisschen glücklich“, sagte der Mannheimer Coach.
Daten & Fakten zum Spiel
Kickers Würzburg: Bonmann - L. Schneider, Strohdiek (68. Waidner), Kraulich, Kurzweg – Meisel (46. Stefaniak), Hägele, Kopacz (83. Heinrich), Pepic (68. Sane), Herrmann - M. Breunig.
SV Waldhof: Königsmann – Costly, Seegert, Verlaat, Donkor – Höger (76. Rossipal), Wagner – Boyamba (76. Sommer), Schnatterer – Sohm (67. Lebeau), Martinovic (90.+3 Gohlke).
Tore: 0:1 Sohm (41.) 1:1 Herrmann (69.) 1:2 Wagner (90.+1).
Beste Spieler: Kopacz, Kurzweg/Boyamba, Wagner.
Gelbe Karten: Kraulich, Kurzweg/Höger, Verlaat (5., gesperrt), Schnatterer (5., gesperrt).
Schiedsrichter: Patrick Schwengers (Travemünde).
Zuschauer: nicht zugelassen.
Nächstes Spiel: SV Waldhof – Viktoria Köln, Dienstag, 19 Uhr
Glöckner veränderte sein Team nach dem unglücklichen 1:3 gegen Dortmund II auf einer Position. Mittelfeld-Routinier Marco Höger kehrte nach Gelb-Rot-Sperre zurück, ein wenig überraschend musste aber Hamza Saghiri und nicht Wagner für ihn auf die Bank. Vor dem Anpfiff formulierte SVW-Sport-Geschäftsführer Tim Schork am Mikrofon von „MagentaSport“ unmissverständlich die Mannheimer Aufgabenstellung in Unterfranken. „Wir haben die ersten beiden Spiele der Rückrunde verloren. Die Erwartung ist, zurück in die Erfolgsspur zu kommen“, sagte der 31-Jährige.
Gut angefangen, zwischendurch ziemlich fahrlässig nachgelassen – und am Ende doch noch zugebissen. So ließ sich der erste Durchgang aus Mannheimer Sicht resümieren. Schon in der 2. Minute kombinierte sich der SVW gefällig durch den Würzburger Strafraum, beim letzten Pass von Martinovic auf Sohm soll der Neuzugang aus Dresden nach Ansicht des Schiedsrichtergespanns jedoch knapp im Abseits gestanden haben. Die Fernsehbilder konnten die Szene nicht final auflösen, Tendenz: eher kein Abseits. Das Tor zählte auf jeden Fall nicht.
Statt früh in Führung zu gehen, sahen sich die Waldhöfer in der Folge mit einem aggressiven Gegner konfrontiert, der trotz zuletzt vier Heimniederlagen in Folge und akuter Abstiegsgefahr einen couragierten Auftritt zeigte. Anton Donkor hatte auf der linken Abwehrseite mit David Kopacz erhebliche Probleme, die Kickers kamen zu einigen Gelegenheiten. Peter Kurzweg traf nur das Außennetz (6.), und nach einem langen Ball hinter die Kette düpierte Kopacz Donkor, nahm die Kugel stark mit und zwang SVW-Keeper Timo Königsmann zu einem starken Reflex (31.). Zwei Minuten danach zog Wagner deutlich am Arm von Tobias Graulich und hatte Glück, dass es keinen Elfmeter für Würzburg gab.
Der Waldhof hatte Probleme, Marc Schnatterer und Jesper Verlaat holten sich ihre fünften Gelben Karten ab und fehlen gesperrt am Dienstagabend gegen Viktoria Köln. Obwohl außer einem Martinovic-Kopfball (8.) und einem Schnatterer-Freistoß (28.) lange kaum etwas nach vorne ging, schlugen die Mannheimer kurz vor der Pause zu. Jo Boyamba schickte Marcel Costly am rechten Flügel auf die Reise, dessen Flanke glich zwar eher einer Bogenlampe, fand aber am langen Pfosten Sohm, der gegen zu passive Kickers aus kurzer Distanz einköpfte (41.). Es war eine Halbzeit-Führung aus der Kategorie „schmeichelhaft“.
Nach der Pause begann der SVW mit einer Chance für Martinovic, der nach seinem Alleingang an Würzburgs Schlussmann Hendrik Bonmann scheiterte, engagiert (49.). Doch der Elan ebbte schnell wieder ab, und in der Offensive mangelte es unübersehbar an Ideen. Schnatterer musste als Rechtsverteidiger aushelfen, wurde prompt von Kurzweg verladen, der aber nur den Außenpfosten anvisierte (67.). Der verdiente Ausgleich kündigte sich, und er fiel, als Donkor eine Flanke nicht verhindern konnte und in der Mitte Königsmann gegen drei Würzburger letztlich auf verlorenem Posten stand – Herrmann schoss zum 1:1 ein (69.).
Hätten die Würzburger eine ihrer beiden Großchancen durch Maximilian Breunig (77.) und Marvin Stefaniak (80.) genutzt, der SVW wäre mit einer Auswärtsniederlage in den Bus heimwärts gestiegen, über die er sich mit keiner Silbe hätte beschweren dürfen. „Wir lassen zwei Tausendprozentige liegen“, sagte Kickers-Trainer Danny Schwarz. „Und was dann in der 90. Minute passiert, da fehlen mir die Worte.“ Aus dem Getümmel sorgte Wagner für drei „dreckige“ Punkte des SVW – und verhinderte damit, dass die Mannheimer den Kontakt nach ganz oben in der Tabelle abreißen lassen.
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