3. Liga (mit Fotostrecke)

SV Waldhof verliert in Halle zum sechsten Mal in Folge auswärts: „Das ist einfach peinlich“

Beim Halleschen FC erweist sich der SV Waldhof erneut als idealer Aufbaugegner in der Fremde. Trainer Christian Neidhart ist angefressen, die Spieler ratlos

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Alexander Müller
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Nächster Rückschlag in der Fremde: Die Waldhof-Spieler nach der Niederlage gegen Halle. © PIX-Sportfotos

Halle. Die Waldhof-Fans reagierten mit Galgenhumor und Sarkasmus auf die Fortsetzung der Negativserie ihres Teams in der Fremde. „Wir fahren weit, wir fahren viel – und wir verlieren jedes Spiel“, sangen die 300 mitgereisten SVW-Anhänger im Leuna-Chemie-Stadion. Das 1:3 (1:2) beim Halleschen FC war die mittlerweile sechste Auswärtsniederlage der Mannheimer in Folge. Im Gegensatz zu den Fans war Trainer Christian Neidhart unter dem Eindruck des Geschehens nicht mehr zu Scherzen aufgelegt. „Ich muss mich erst einmal beruhigen und aufpassen, was ich sage“, meinte der völlig angefressene 54-Jährige, bevor er den Bus zur knapp siebenstündigen Heimfahrt nach Mannheim  bestieg.

Was Neidhart derart aufregte, war die Fahrlässigkeit, mit der sein Team die 1:0-Führung durch Laurent Jans (8.) herschenkte und erneut eine Partie aus der Hand gab, in der der erste Auswärtssieg der Saison mit einer durchgehend konzentrierten Leistung locker möglich gewesen wäre.  „Wir haben 37 Minuten gespielt, wie man auswärts spielen muss, hatten alles im Griff. Wir gehen in Führung und haben fünf gute Möglichkeiten, das Ergebnis auszubauen“, sagte der Waldhof-Coach. Doch dann ging Marten Winkler nachlässig in einen Zweikampf und ermöglichte Halle so indirekt einen umstrittenen Handelfmeter, den Julian Riedel verschuldete. Niklas Kreuzer verwandelte für den zuvor komplett harmlosen HFC zum Ausgleich (37.). Die erste Halbzeit lief noch, als sich Alexander Rossipal an der Eckfahne übertölpeln ließ und Jonas Nietfeld zum 2:1 für Halle traf (45.+2). „Wenn du eine Goldmedaille dafür bekämst, den Gegner stark zu machen, hätten wir den Koffer voll“, sagte Neidhart und berichtete davon, in der Kabine so laut wie noch nie zuvor in seiner Mannheimer Zeit geworden zu sein.

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Nächste Auswärtsniederlage: SV Waldhof Mannheim unterliegt auch in Halle

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Es brachte alles nichts. Tom Zimmerschied erhöhte schnell auf 3:1 für die Sachsen-Anhaltiner (48.), nach Gerrit Gohlkes völlig unnötiger Gelb-Roter Karte war die Partie gelaufen.  „Das ist nicht mehr schönzureden, das ist einfach peinlich“, fällte Verteidiger Julian Riedel ein vernichtendes Urteil über die längst chronische Krise des SVW in der Fremde.

Die Frage, ob Riedel oder Gohlke für Marcel Seegert (Rückkehr nach Gelb-Rot-Sperre) aus der Startelf weichen müssen, hatte Neidhart zuvor überraschend beantwortet: Kapitän Seegert saß zunächst nur auf der Bank, nachdem das Innenverteidiger-Duo Riedel/Gohlke seinen Job gegen Dresden (2:1) überzeugend erledigt hatte. Der SVW begann deshalb mit der identischen Formation wie gegen Dynamo. Kurios bei Halle: Wie schon am Montag in Osnabrück (2:3) lief der etatmäßige Innenverteidiger Jonas Nietfeld als Mittelstürmer auf.

„Wir müssen mit Überzeugung Fußball spielen “, gab Neidhart vor Anpfiff am Mikrofon von „MagentaSport“ seinen Jungs mit auf den Weg. Und die geforderte Intensität brachte der SVW in der ersten halben Stunde auch auf den Platz. Jans leitete seinen Führungstreffer mit einer energischen Balleroberung in der gegnerischen Hälfte selbst ein, bevor der Ball über Martinovic, Winkler und ein Hallenser Abwehrbein wieder bei ihm landete. Der luxemburgische Nationalspieler vollstreckte mit links ins lange Eck (8.).

Hallescher FC - SV Waldhof Mannheim 3:1 (2:1)

  • Hallescher FC: Gebhardt - Kreuzer, Vollert, Reddemann, Landgraf – Casar – Zimmerschied (89. Deniz), Herzog (80. Samson), Gayret (77. Damer), Hug (46. Steczyk) – Nietfeld (89. Bolyki).
  • SV Waldhof: Behrens – Jans, Gohlke, Riedel, Rossipal – Bahn, Wagner (73. Malachowski) – Martinovic (63. Ekincier), Taz (63. Seegert), Winkler (73. Schnatterer) – Sohm (63. Keita-Ruel).
  • Tore: 0:1 Jans (8.) 1:1 Kreuzer (37., Handelfmeter) 2:1 Nietfeld (45.+2) 3:1 Zimmerschied (48.).
  • Beste Spieler: Zimmerschied, Nietfeld/ -.
  • Gelb-Rote Karte: Gohlke (59.).
  • Gelbe Karten: Nietfeld, Herzog/Riedel, Wagner.
  • Schiedsrichter: Felix Bickel (Wolfsburg).
  • Zuschauer: 6547.
  • Nächstes Spiel: SV WaldhofFSV Zwickau, Mittwoch, 19 Uhr.

 

Das frühe 1:0 gab den Mannheimern Sicherheit, Halle brachte aus dem Spiel heraus nichts zustande. Allerdings spielte der SVW seine Möglichkeiten auf das 2:0 in der Folge zu schlampig aus. Berkan Taz zielte aus 18 Metern vorbei (28.), Martinovics Einzelaktion endete bei HFC-Keeper Felix Gebhardt (30.). Statt frühzeitig die Weichen für den ersten Auswärtssieg zu stellen, lag der Waldhof auf einmal zurück – und so richtig wusste keiner, wie das passieren konnte.

Waldhof kassiert Rückstand mit dem Pausenpfiff 

Eine mitentscheidende Rolle spielte auf jeden Fall Schiedsrichter Felix Bickel, der nach kurzem Zögern auf den Punkt zeigte, als Riedel Aljaz Casars Schuss aus kurzer Distanz an den Oberarm bekommen hatte. „Da kann sich jeder mal auf den Platz stellen, wie man sich bei einem Volleyschuss aus einem Meter Entfernung noch wegdrehen soll“, meinte Riedel. Marc Schnatterer war richtig sauer über die Entscheidung. „Wir machen ein gutes Auswärtsspiel und kriegen dann so einen Elfmeter. Das geht mir auf den Sack langsam. Entweder wir spielen alle den gleich Fußball oder nicht“, zürnte der 36-Jährige nach dem Abpfiff. Doch alle berechtigten Mannheimer Proteste blieben erfolglos, Kreuzer verlud Waldhof-Keeper Morten Behrens und schoss zum Ausgleich ein (37.). Nachdem Halles Niklas Landgraf den Kopfball von Pascal Sohm der Linie gekratzt hatte (41.), kam es knüppeldick für den SVW. Tom Zimmerschied ließ nach einer abgewehrten Ecke Rossipal aussteigen, in der Mitte prallte der von Behrens abgewehrte Ball vor die Füße von Nietfeld, der in der Nachspielzeit der ersten Hälfte zum 2:1 traf.

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Die Waldhöfer waren nach der Pause schon mehrere Minuten vor dem Gegner wieder auf dem Platz. Was wohl Tatendrang signalisieren sollte. Stattdessen brach aber wie schon so oft in dieser Saison nach Rückschlägen in der Fremde das Chaos aus. Bayret und Zimmerschied konnten sich durch den Mannheimer Strafraum kombinieren, Zimmerschmied schloss mühelos zum 3:1 ab (48.). Und dann vertändelte der bereits im ersten Abschnitt verwarnte Gohlke den Ball und wusste sich nur noch mit einem Foul zu helfen – es folgte ein unvermeidlicher Platzverweis.

In Unterzahl versuchte es Neidhart mit einem Dreifachwechsel: Seegert, Keita-Ruel und Ekincier kamen nach einer guten Stunde. Danach wurde es wieder ein bisschen stabiler, allerdings hatten Nietfeld nach einem Konter (68.), Timur Gayret aus dem Rückraum (71.) und Andor Bolyki frei vor dem stark reagierenden Behrens (90.+3) auch noch mehrere Riesengelegenheiten auf das 4:1. Wenigstens stemmten sich zehn Mannheimer jetzt gegen ein weiteres Debakel in der Fremde, aber am Ende stand das ernüchternde Fazit: Mit dieser Auswärtsschwäche wird der SV Waldhof in dieser Saison seine Ziele nicht erreichen.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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