Fußball

SV Waldhof fast gerettet und auch Dresden feiert in Mannheim

Teilweise ging es im Carl-Benz-Stadion chaotisch zu, als Fans beider Lager auf den Platz drängten. Doch nach dem 1:0 des SVW gegen Dresden durften am Ende alle feiern.

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Thorsten Hof
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Die Spieler des SV Waldhof jubeln nach dem spielentscheidenden 1:0 durch Kennedy Okpala. © PIX-Sportfotos

Mannheim. Mannheim. Rauchschwaden, Feuerwerkskörper, Böller und sogar ein Teil der Reiterstaffel der Polizei prägten am Samstagnachmittag das Bild auf dem Rasen des Mannheimer Carl-Benz-Stadions. Doch als sich vor allem der gelb-schwarze Nebel gehoben hatte, entspannte sich die Situation dann doch relativ schnell. Schließlich hatten am Ende sowohl die Anhänger der SG Dynamo Dresden wie auch die Fans des SV Waldhof nach dem 1:0 (0:0)-Sieg der Mannheimer etwas zu feiern. So kehrte Dresden trotz der Niederlage nach zwei Jahren wieder in die 2. Liga zurück und auch der SVW kann nach den zuletzt dramatischen Wochen im Abstiegskampf die Planungen für eine weitere Saison in der 3. Liga vorantreiben.

Zum letzten Spiel bei den ebenfalls aufgestiegenen Bielefeldern fahren die Mannheimer am nächsten Samstag mit einem Polster von drei Punkten und einer um fünf Treffer besseren Tordifferenz gegenüber Borussia Dortmund II, das den ersten Abstiegsplatz belegt. Kennedy Okpala sorgte nach einem Konter für das Tor des Tages (62.), das auch nach rund einer zehnminütigen Spielunterbrechung ab der 85. Minute noch Bestand hatte. Auch hier hatten bereits aus den Blöcken hinter die Tore drängende Fans für einige brenzlige Szenen gesorgt, am Ende konnte die Partie aber regulär zu Ende gebracht werden.

Pure Erleichterung bei den SVW-Profis

Bei den Profis des SVW herrschte nach dem Abpfiff Erleichterung pur. „Ich war ein, zwei Mal nahe an den Tränen“, erlaubte beispielsweise Janne Sietan einen Einblick in sein Innenleben, als das Team wieder vom Besuch bei den eigenen Fans zurückkam. „Heute wird vielleicht nicht so viel geschlafen“, ließ der 22-Jährige durchblicken, während Trainer Dominik Glawogger etwas die Spaßbremse gab. „Wir können diesen tollen Sieg feiern, das haben sich alle verdient. Aber ab nächster Woche Dienstag bereiten wir uns wieder voll fokussiert auf dieses letzte Spiel vor. Ich habe im Fußball schon zu viel erlebt“, warnte der 35-Jährige, nachdem die Dresdner Profis die Pressekonferenz gecrasht hatten und ihren bereits mit einem bunten Fischerhut ausstaffierten Trainer Thomas Stamm mit einer kaum enden wollenden Bierdusche feierten.

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Mehr als zwei Stunden zuvor nahm das Kracher-Spiel vor 22.976 Fans seinen Lauf, erwartungsgemäß reichte es dabei für Waldhofs besten Abwehrspieler Lukas Klünter verletzungsbedingt nicht für die Startelf. Dafür rückte Janne Sietan in die Waldhof-Formation, Niklas Hoffmann spielte in der Viererkette. Die Stabilität vor dem eigenen Tor beeinträchtigte das zunächst nicht, dafür hatten die Mannheimer eher Probleme, sich klare Chancen herauszuspielen. Es dauerte eine ganze Viertelstunde, bevor Arianit Ferati eine Kontersituation mit einem Steilpass auf Kennedy Okpala so richtig scharf machte, doch für den zweifachen Torschützen von Cottbus war am Ende der Winkel zu spitz und Dynamo-Keeper Tim Schreiber war mit dem richtigen Timing zur Stelle.

Ex-Waldhöfer Kother sorgt für Gefahr

Dieser Angriff sollte dann auch erst einmal die erste und letzte gefährliche Annäherung Richtung Dresdner Tor bleiben, denn nach dem anfänglichen Drängen der Waldhöfer zeigten die Sachsen, warum sie an der Tabellenspitze stehen. Sie öffneten Räume, vor allem über den Ex-Waldhöfer Dominik Kother auf der linken Seite rollte immer wieder der Ball und Kother war es dann auch, der die ersten nennenswerten Abschlüsse zu verzeichnen hatte. Der Flügelstürmer zielte nach einem Flankenwechsel aber ebenso vorbei (27.) wie bei seinem Nachschuss in der 35. Minute. Waldhof-Torwart Jan-Christoph Bartels hatte diesen Angriff der Dresdner mit einem Fehlpass selbst eingeleitet, musste den Distanzschuss von Jakob Lemmer zur Seite abwehren, wo Kother am schnellsten reagierte, den Waldhof-Kasten aber verfehlte.

Dynamo hatte spielerisch ein klares Übergewicht, der Waldhof musste sich mit gelungenen Abwehraktionen Energie von den Tribünen holen. Sietan ging da beispielsweise als Motivator voran, holte sich aber kurz vor der Halbzeit dafür auch eine Gelbe Karte ab, als er sich nach einem Foul an Kollege Julian Rieckmann dem Dresdner Kother noch ein paar unnötige Worte mitgab.

So ging es mit einem 0:0 in die Kabine, dass Dresden zu diesem Zeitpunkt für den Aufstieg gereicht hätte, da Verfolger Saarbrücken in Aachen zurücklag. Doch der Primus wollte natürlich auf Nummer gehen und blieb nach dem Seitenwechsel entsprechend am Drücker. So gerieten die Mannheimer immer mehr in der Defensive und verlegte sich auf Umschaltaktionen. Im ersten Anlauf wurde Felix Lohkemper noch gestellt (58.), auch Okpala konnte sich auf Pass von Sascha Voelcke nicht entscheidend durchsetzen (60.).

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Okpala lässt das Stadion explodieren

Doch nach der vielleicht besten Chance für Dresden , als Jakob Lemmer nicht genug Druck hinter den Ball bekam und Bartels parieren konnte (60.) saß dann der dritte Anlauf ¬– und wie! Wieder war es Lohkemper, der Tempo aufnahm, Okpala am rechten Flügel sah und das Waldhof-Eigengewächs startete in gewohnter Manier durch. David Kubatta sah nur noch Okpalas Hacken, der gebürtige Pfälzer drosch den Ball zum 1:0 unter die Latte und sorgte mit dem ersten Heimtreffer seit dem 12. März für eine unfassbare blau-schwarze Explosion im Carl-Benz-Stadion. „Das war ein Gänsehautmoment und genau im richtigen Moment, als Dresden immer stärker wurde. Das hat uns natürlich in die Karten gespielt“, kommentierte Glawogger diesen Treffer.

Fans im Innenraum sorgen für Spielunterbrechung

In der Folge beruhigte sich dann die Lage auf dem Feld, weil Dresden trotz des Rückstands angesichts des Ergebnisses in Aachen den Platz in der 2. Liga so oder so sicher hatte, dafür drohte die Situation auf den Rängen zu eskalieren. Den Aufstieg vor Augen drängten die Dynamo-Fans aus ihrem Block und hinter die Werbebanden, was sich wiederum die Waldhof-Fans nicht gefallen lassen wollten. Auch sie kamen - warum auch immer durch die Fluchttore - hinter das Dynamo-Tor. Eine Kette von Ordnern und dann auch die Polizei kam mit starken Kräften aufs Feld, um die Situation so gut wie möglich zu beruhigen. Offizielle beider Seiten schalteten sich ein, um die Gemüter abzukühlen, schließlich stand für beide Teams zu viel auf dem Spiel, um einen Spielabbruch zu riskieren.

Nach einer gut zehnminütigen Spielunterbrechung gab es dann auch wieder Fußball auf dem Rasen, wobei dieser Begriff deutlich übertrieben war. Beide Mannschaften hatten sich offenbar auf einen Nichtangriffspakt geeinigt, um die Partie in geordneten Bahnen über die Bühne zu bringen. Das war sportlich sicher fragwürdig, angesichts der äußeren Umstände aber durchaus nachvollziehbar. „Dresden hat das Bällchen laufen lassen, wir haben uns da jetzt auch nicht beschwert. Deshalb ist das wohl eine runder Tag für alle“, ordnete Mittelfeldspieler Sietan die letzten Szenen ein bis zum Abpfiff ein.

SV Waldhof - Dynamo Dresden 1:0 (0:0)

SV Waldhof: Bartels - Matriciani, N. Hoffmann, Sechelmann, Voelcke – Sietan (76. Benatelli),- Rieckmann, Ferati (86. Becker), Thalhammer (76. Karbstein) – Lohkemper, Okpala (68. Shipnoski).

Dynamo Dresden: Schreiber - Sterner, Kammerknecht, Kubatta (80. Meißner), Risch - Sapina, N. Hauptmann (72. Baur), Boeder, Lemmer (80. Menzel), Kother (72. Casar) – Daferner (83. Kutschke).

Tore: 1:0 Okpala (62.).

Beste Spieler: Voelcke, Ferati, Okpala - Kother

Gelbe Karten: Sietan, Okpala (5. Gelbe Karte), Sechelmann (5. Gelbe Karte), Rieckmann (5. Gelbe Karte), Benatelli - DreBoeder, Kother.

Schiedsrichter: Lukas Benen (Nordhorn).

Zuschauer: 22.796.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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