Oberkirch. Die ersten zweieinhalb Tage verbrachte Tim Schork mit der Mannschaft im Trainingslager des SV Waldhof, am Mittwoch und Donnerstag steht mit der Manager-Tagung der Drittligisten in Frankfurt bereits der nächste Termin an. Dort bekommt der Sportgeschäftsführer des SVW unter anderem den Campus der neuen DFB-Akademie zu sehen und kann Vergleiche zur Unterbringung seines Clubs im Schwarzwald ziehen.
Herr Schork, es ist Halbzeit im Trainingslager des SV Waldhof. Wie fällt ihre Zwischenbilanz mit Blick auf die Bedingungen aus?
Tim Schork: Wir hatten die Umgebung und das Hotel schon zuvor unter die Lupe genommen, um den Grundstein für eine erfolgreiche Saison zu legen. Man kann hier bestens arbeiten, auch Besprechungsräume und Flächen für die Pflege sind vorhanden. Die Rahmenbedingungen sind also wie erwartet gut – aber auch das bisherige Niveau im Training. Und die Luft sowie das Panorama im Schwarzwald sind ja bekanntermaßen sehr, sehr gut. Man muss nicht immer weit fahren, um solche Bedingungen vorzufinden.
Mit Adrien Koudelka und Kevin Bukusu können sich hier gleich zwei Innenverteidiger beweisen. Auf dieser Position scheint der Markt auch mit Blick auf die U-23-Regel einiges herzugeben . . .
Schork: Der Markt ist in diesem defensiven Bereich tatsächlich relativ groß und wir nutzen jetzt einfach die Gelegenheit, um den ein oder anderem im Trainings- und Testspielbetrieb zu sehen. Klar ist, dass wir jeden schon mal gesichtet und auch eine gewisse Meinung darüber haben, wie uns derjenige vielleicht helfen könnte. Aber durch ein gewisses Überangebot sind die Jungs jetzt eben auch bereit, länger zu uns ins Training zu kommen.
Und welche Rolle spielt konkret die U-Regel dabei?
Schork: Klar, spielt dabei auch die U-Regel eine Rolle, aber nicht nur auf der Innenverteidiger-Position. Kevin Bukusu kann auch links spielen oder Adrien Koudelka auf der Sechs vor der Abwehr. Die Frage ist ja auch, wie man seine U-23-Positionen über den gesamten Kader verteilt und nutzen kann. Da sollte eine gewisse Logik dahinter sein.
Die war zuletzt nicht immer zu erkennen . . .
Schork: . . . was auch damit zu tun hat, wenn du als Verein nicht genug Jungs ausbildest, die direkt das Niveau haben, um im Profi-Fußball bestehen zu können. Das extern zu bestücken, ist dann nicht immer einfach, weil der Markt an ablösefreien U-Spielern mit der entsprechenden Qualität extrem begehrt ist und da auch Wahnsinnspreise bezahlt werden. Da muss man dann anderweitig kreativ sein – und dann gibt es ja noch die Möglichkeit Qualität, U-Regelung und Wirtschaftlichkeit über Leihen in Einklang zu bringen.
Mit Blick auf die Offensive ließ sich für das Trainingslager noch kein Testspieler organisieren? Oder schaut der SVW da ohnehin in Regionen, wo die Vorbereitung ebenfalls schon voll im Gange ist?
Schork: Testspieler, die mit dem Hintergrund gekommen wären, dass sie uns auch in der Saison einen Mehrwert geben könnten, hat es jetzt nicht gegeben. Aber dementsprechend beobachten wir weiter, wer momentan noch keinen Verein hat oder noch woanders unter Vertrag steht.
Trainer Christian Neidhart hofft auf ein, zwei Spieler, die noch richtig Qualität in die Mannschaft bringen. Gibt es die erst, wenn das Transferfenster im August langsam wieder zugeht?
Schork: Der erste Schwung auf dem Transfermarkt ist jetzt erst einmal durch. Jetzt kehrt ein wenig Ruhe ein, weil sich jeder sortiert und weiter sondiert. Wenn die Spielzeit in der 2. und 3. Liga beginnt, werden die Karten sicher noch einmal neu gemischt, wenn man sieht, wer auf der Strecke bleibt. Ab wann Qualitätsspieler dann wieder auf den Markt kommen, die sich auch die 3. Liga vorstellen können, ist schwer zu prognostizieren. Da kann es auch bis in den August gehen.
Kann da schon wichtige Zeit verloren sein oder muss man dieses Risiko nehmen?
Schork: Das hängt davon ab, welche Qualität diese Spieler haben. Je höher diese ist, desto weniger Eingewöhnungszeit fällt an. Aber wir sind der Meinung, dass der Kader auch schon jetzt absolut wettbewerbsfähig ist . . .
. . . so wie er momentan auf dem Trainingsplatz steht?
Schork: Ja, absolut – auch wenn die ein oder andere Verstärkung noch kommen soll.
Apropos Transferfenster – Sie waren jetzt im Sommer erstmals alleinverantwortlich für Trainer- und Spielersuche zuständig. Gab es da Dinge, die sie doch noch überrascht haben?
Schork: Nein, ich konnte mir ja schon zuvor im Hintergrund viel anschauen. Natürlich gibt es regelmäßig Überraschungen – ab und zu positiver Art, öfter auch, dass man mal Enttäuschungen hinnehmen muss. Aber das ist ganz normal in dem Geschäft.
Ihre wichtigste Entscheidung war bislang, Trainer Neidhart zu verpflichten. Sie hatten nun ausreichend Zeit, ihn und sein Trainerteam auch bei der täglichen Arbeit zu beobachten. Hatten Sie sich das so vorgestellt?
Schork: Wir hatten mit ihm schon zuvor ganz viele Fragestellungen besprochen und wir haben viele Informationen bei ehemaligen Clubs, Funktionären und ehemaligen Spielern, die er betreut hat, eingeholt. Dementsprechend war schon vieles zu erwarten. Er ist beispielsweise sehr aktiv an der Linie und im Training, das gefällt mir und das ist das, was wir wollten.
Kurz zum Wirtschaftlichen. Der SV Waldhof hat seine Ziele für die anstehende Saison klar formuliert. Mit einem kleineren oder gleich großen Etat als im Vorjahr wird das kaum möglich sein, oder?
Schork: Zum Etat im Detail können wir uns nicht äußern, aber wir gehen mal von einer relativ identischen Ausgangslage aus. Letztlich ist das Geld ohnehin nicht der ausschlaggebende Faktor, sondern das Gesamtpaket. Und da hat der Waldhof gute Möglichkeiten, mitzuhalten. Drei, vier Clubs, die zum Teil abgestiegen sind, sind aber noch in anderen Dimensionen unterwegs.
Können Sie sagen, um wie viel Prozent der SVW sein Gehaltsgefüge angehoben hat?
Schork: Das kann man erst endgültig beziffern, wenn man weiß, ob personell noch etwas passiert. Aber grundsätzlich sind die Veränderungen bisher nicht so hoch, da wir ja auch Abgänge hatten, die ein bestimmtes Gehalt bezogen haben.
Schauen wir auf die Konkurrenz. Gab es da etwas, was Sie hat aufhorchen lassen oder haben die üblichen Verdächtigen im erwartbaren Rahmen gehandelt?
Schork: Es war meiner Meinung nach ein bisher normaler Transfer-Sommer, bei dem der Wechsel von Pascal Testroet von Sandhausen nach Ingolstadt für eine wohl sechsstellige Summe aber schon außergewöhnlich war. Ich denke, jeder hat seine Hausaufgaben gemacht.
Also bleiben Clubs wie Dresden, Aue, Ingolstadt, 1860 München, Saarbrücken und Osnabrück die härtesten Mitkonkurrenten?
Schork: Duisburg wird sicher vom Drumherum und den Ausgaben auch oben mitspielen wollen. Wehen Wiesbaden sollte man ebenfalls nicht vergessen.
Was gibt am Ende den Ausschlag?
Schork: Wer am besten als Team funktioniert, wer eine Euphorie im Umfeld entfachen kann und wer sich nicht von Rückschlägen aus der Spur bringen lässt. Zudem wird die Liga durch die lange Winterpause eine andere sein. Das sind ja praktisch wie im Corona-Jahr 2020 zwei getrennte Serien. Das darf man sicher nicht unterschätzen.
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