Fußball - Nach dem Corona-Chaos zieht SV Waldhof das Positive aus 1:1 gegen Zwickau – aber das bevorstehende Programm ist hart

Nach 1:1 gegen Zwickau: SV Waldhof muss grenzwertiges Programm meistern

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Alexander Müller
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Waldhof-Trainer Patrick Glöckner muss sein Team durch eine komplizierte und anstrengende Woche bringen. © PIX

Mannheim. Noch nie haben sich zwei verlorene Punkte so akzeptabel angefühlt. Spielanteile, Torchancen, eine relativ späte 1:0-Führung – alle wichtigen Indikatoren sprachen dafür, dass der SV Waldhof gegen den FSV Zwickau als Sieger den Platz verlassen musste. Dass es am Ende, nachdem Dominic Baumann (75.) die Mannheimer Führung durch Marco Höger (68.) ausgeglichen hatte, nur zu einem 1:1 (0:0) reichte, war zwar ärgerlich, aber angesichts der widrigen Ausgangslage irgendwie auch verschmerzbar.

„Was wir an Reaktion gezeigt haben, ist aller Ehren wert. Nach dem Spielverlauf kann man vielleicht von zwei verlorenen Punkten sprechen, aber insgesamt kann man nur den Hut vor der Mannschaft ziehen“, zog Torschütze Höger ein positives Fazit des ersten Remis nach zuvor vier Heimsiegen in Folge. Der frühere Profi des 1. FC Köln und von Schalke 04 war einer der wenigen Waldhöfer gewesen, die nicht vom gravierenden Corona-Ausbruch innerhalb des Teams in den vergangenen zwei Wochen betroffen war. 17 Spieler und Trainer Patrick Glöckner verbrachten teils bis einen Tag vor der Partie in Quarantäne, der Trainingsbetrieb lief nur noch im Notmodus.

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„Die Situation war nervenaufreibend und zermürbend“, berichtete Höger. „Aber man hat gesehen, dass wir noch einmal ein Stück weit mehr zusammengewachsen sind.“ Mit Teamgeist die Krise meistern – so lautet der Waldhof-Plan.

Gemessen an den ungünstigen Ausgangsbedingungen zeigte der SVW gegen Zwickau eine starke, imponierende Leistung. In der ersten Halbzeit standen die Westsachsen fast unter Dauerdruck und benötigten viel Fortune, um mit einem 0:0 in die Pause zu kommen. „Da hätten wir drei oder vier Tore machen können. Wir sind mit richtig viel Wucht und Leidenschaft auf den Platz“, sagte Kapitän Marcel Seegert, der ebenfalls vom im Team grassierenden Virus verschont geblieben war.

SV Waldhof – Zwickau

SV Waldhof: Bartels – Sommer, Seegert, Rossipal, Donkor - Russo, Höger – Costly (87. Ünlücifci), Lebeau (67. Wagner), Schnatterern – Jurcher (80. Martinovic).

FSV Zwickau: Kamenz – Hauptmann, Nkansah, Reinthaler, Schikora – Göbel (81. Voigt), Könnecke, Jansen, Horn – Gomez (63. Starke), König (58. Baumann).

Tore: 1:0 Höger (68.) 1:1 Baumann (75.). – Beste Spieler: Seegert, Schnatterer/Göbel, Kamenz. – Gelbe Karten: Glöckner (Trainer), Höger, Russo/Reinthaler, Schikora, Hauptmann, Nkansah. – Schiedsrichter: Alexander Sather (Grimma). – Zuschauer: 6481.

Nächstes Spiel: SV Waldhof1. FC Union Berlin, Mittwoch, 18.30 Uhr, 2. Runde DFB-Pokal

Sommers Fehler vor dem Ausgleich

Dass es dennoch nicht zu einem verdienten Sieg reichte, der nach dem zurückliegenden Chaos ein echtes Ausrufezeichen gewesen wäre, lag an einer Unachtsamkeit von Niklas Sommer. Der Rechtsverteidiger verschätzte sich in der Entstehung des Ausgleichs bei einem langen Zwickauer Ball, der entgegen seiner Prognose nicht ins Aus ging, sondern noch von Luca Horn ersprintet wurde. Flanke, Tor.

Doch auch Trainer Glöckner rückte das Positive in den Vordergrund – wie seine gebeutelte Mannschaft den Widerständen getrotzt hatte. „Das Ergebnis ist natürlich immer Bestandteil des Spiels, aber heute ging es mir darum, als Mannschaft zu funktionieren und diese schwere Aufgabe gut zu lösen. Deshalb kann ich mit dem 1:1 leben, auch wenn wir das dominante Team waren“, sagte er. Es sei darum gegangen „die Situation anzunehmen, nicht zu jammern und sich keine Ausreden einfallen zu lassen, warum so ein Spiel nicht gewonnen werden kann“.

Diesen Auftrag erfüllten die Mannheimer schon einmal, aber ob der Drittligist die Corona-Krise sportlich halbwegs unbeschadet überstehen kann, wird sich erst in der nächsten Woche zeigen. Statt die Rückkehrer und Genesenen behutsam im Training reintegrieren zu können, geht es Schlag auf Schlag.

Am Mittwoch (18.30 Uhr) kommt Bundesligist 1. FC Union Berlin zur zweiten DFB-Pokalrunde ins Carl-Benz-Stadion, am Samstag (14 Uhr) steht das Drittliga-Topspiel gegen den 1. FC Saarbrücken auf dem Programm. „Natürlich wird das eine Herausforderung, jeder muss an seine Grenzen gehen“, sagte Alexander Rossipal, der auch als Innenverteidiger an der Seite von Seegert eine gute Figur abgab.

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In Jesper Verlaat, Mohamed Gouiada und Hamza Saghiri fehlen zwar nur noch drei Profis als Folge des Corona-Ausbruchs, aber das bevorstehende Pensum wäre schon in normalen Zeiten stattlich. Vor dem Hintergrund des fraglichen körperlichen Zustands von fast der Hälfte der Mannschaft dürfte die Belastung mehr als grenzwertig werden.

Routinier Höger zum Beispiel musste gegen Zwickau erstmals seit seinem Wechsel nach Mannheim 90 Minuten durchspielen – und wird angesichts fehlender personeller Alternativen mutmaßlich auch gegen Union und Saarbrücken voll gefordert sein. Doch von müden Beinen will der 32-Jährige nichts hören. „Die Leistung gegen Zwickau muss uns Auftrieb geben. Am Mittwoch gegen Union ist es noch einmal eine Ausnahmepartie. Abendspiel, Flutlicht, volles Haus, das Umfeld lechzt nach solchen Spielen“, sagte der erfahrene Mittelfeld-Mann. Und: „Im Pokal kann alles passieren.“

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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