Mannheim. Bastian Geiser, eines von fünf Mitgliedern im Präsidium des SV Waldhof Mannheim e. V., bringt es kurz und schmerzvoll auf den Punkt: „Wir befinden uns seit 2024 mitten in der Sanierung – und das ist absolut alternativlos. Diesen Weg müssen wir weitergehen, denn wir sind immer noch im existenzbedrohenden Bereich.“ Fakt sei, dass der Verein ohne das Engagement der Familie Beetz „viele Leistungen schon nicht mehr anbieten könnte.“
192 Mitglieder sind zur ordentlichen Mitgliederversammlung des SVW ins Kulturhaus Waldhof gekommen, 178 davon sind wahl- und stimmberechtigt. Sie hören auch das Positive aus Geisers Sicht: Wenn man den harten Gang der Sanierung weiterverfolge, dann sei er optimistisch, dass man in zwei Jahren von einer ausgeglichenen Bilanz sprechen könne. Zwar habe man damit noch nichts investiert, aber zumindest den Wertverfall des Vereins aufgehalten, in dem er sich noch immer befinde. Präsident Bernd Beetz müsse so „nur noch“ knapp 35.000 Euro zuschießen – Peanuts im Vergleich zu dem, was er in Sachen Profi-Abteilung Jahr für Jahr berappen muss.
„Wir haben das bisher nicht an die große Glocke gehängt, aber für die Spielbetriebs-GmbH schießen wir jedes Jahr zwischen vier und fünf Millionen Euro nach, und dieses Jahr werden es vielleicht sogar sechs“, sagt Präsident Bernd Beetz und meint mit dem „Wir“ vor allem sich selbst und sein Vermögen. Ein Vorgehen, das wenig zukunftsträchtig erscheint – zumal der DFB, wie Beetz ausführt, derlei Mäzenatentum strenger regulieren möchte. Entsprechend sei es unumgänglich, sich wirtschaftlich breiter aufzustellen.
„Wir haben zwei wesentliche Quellen, aus denen wir mehr bekommen können: Das Stadion und Sponsoring – und beides hängt für mich zusammen“, sagt Beetz und macht sich ehrlich: Beim Stadion versuche man viel, sei aber auch von der Stadt abhängig. Beim Sponsoring „sind wir bisher sehr schlecht“, da habe der Club das meiste Potenzial. Da helfe es wenig, wenn er beim Spiel in Duisburg einem potenziellen Sponsor erklären müsse, warum aus dem Waldhof-Fanblock in einer Tour Pyrotechnik gezündet werde, die der ohnehin klamme Club teuer bezahlen muss.
Erhöhten Diskussionsbedarf gibt es bei den Themen Kunstrasen und Nachwuchsleistungszentrum. Hierzu geben sich Präsidium und Sportdirektor Mathias Schober, der das Projekt federführend betreut, optimistisch. Am 1. Juli 2026 soll das Anerkennungsjahr starten. Bis dahin fehlt – natürlich – vor allem Geld. Nach dem Geldgeber gefragt, deutet Geiser vielsagend mit dem Mikrofon Richtung Bernd Beetz.
Präsidium vertagt Entlastung von Horst Seyfferle
Während sich der Präsident zwar angetan zeigt vom eingeschlagenen sportlichen Weg, die aktuellen Ergebnisse mit zwei Niederlagen allerdings weniger goutiert und einiges an Nachbesserungsbedarf sieht, tut sich im Präsidium Interessantes: Aufsichtsratschef Dr. Stefan Fulst-Blei empfiehlt den anwesenden stimmberechtigten Mitgliedern, den im November 2024 aus dem Gremium ausgeschiedenen Horst Seyfferle nicht zu entlasten. „Das ist keine Vorverurteilung, sondern eine reine juristische Formalität“, sagt Präsidiumsmitglied Tobias Schmidt, um keine Unruhe aufkommen zu lassen.
Schließlich wird Matthias Findeisen als Seyfferle-Nachfolger genauso im Amt bestätigt, wie der Rest des Präsidiums – außer Seyfferle – entlastet wird. Dasselbe gilt für den Aufsichtsrat. Nach genau zweieinhalb Stunden ist die ordentliche Mitgliederversammlung beendet. Im nächsten Jahr soll es weitergehen mit einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. Unter anderem soll dann die veraltete Satzung des 1907 gegründeten Vereins in überarbeiteter Form zur Abstimmung vorgelegt werden.
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