Mannheim. Die schwäbische Luxuskarosse mit Stuttgarter Kennzeichen stand unübersehbar auf dem Parkplatz am Trainingszentrum des SV Waldhof am Mannheimer Alsenweg. Drinnen versuchten Trainer Rüdiger Rehm und Sportchef Tim Schork Stürmer Dominik Martinovic am Sonntag davon zu überzeugen, nach der Winterpause zum SVW zurückzukehren. Zumindest ein halbes Jahr auf Leihbasis von Zweitligist SV Elversberg. Dem aufstrebenden Verein, zu dem der 26-Jährige nach drei erfolgreichen Spielzeiten mit insgesamt 41 Toren beim Waldhof erst im Juli gewechselt war.
Bei seinem neuen Club im Saarland nimmt Martinovic jedoch noch keine tragende Rolle ein. Auch weil er in der Vorbereitung und der ersten Saisonphase lange verletzt ausfiel, hat es der Stürmer mit den kroatischen Wurzeln bei der SVE erst auf sieben Einwechslungen gebracht. Kein Tor, keine Vorlage.
Rehm und Schork sahen deshalb offenbar eine kleine Chance, den Stuttgarter wenigstens von einem zeitlich befristeten Comeback beim SVW zu überzeugen. Um die gravierenden Probleme im Offensivspiel zu beheben - der Waldhof hat in 17 Spielen erst 18 Tore erzielt. Doch Martinovic hörte sich das Angebot an - und sagte dann nach Informationen dieser Redaktion freundlich, aber bestimmt ab. Er will sich in der 2. Liga durchbeißen.
Gerüchte um Atalan und Kleine
Das bedeutet, dass Sportchef Schork bei seinem aus der Not geborenen Plan, im Winter mehrere substanzielle Verstärkungen an Land zu ziehen, den ersten Rückschlag hinnehmen musste. Martinovic wäre mit seiner Qualität und SVW-Historie einer gewesen, der für Aufbruchstimmung beim Abstiegskandidaten hätte sorgen können. Jetzt geht eine schwierige Suche weiter.
Welche realistischen Optionen hat der SV Waldhof überhaupt? Wir haben uns auf dem Transfermarkt umgesehen und mit einigen Insidern gesprochen. Die Ausgangslage: Die auf Platz 18 abgestürzten Mannheimer suchen im Grunde in allen Mannschaftsteilen nach Spielern, die die Qualität der Mannschaft sofort anheben müssen. Im Angriff drückt der Schuh gewaltig - „Topscorer“ sind Kennedy Okpala und Jesaja Herrmann mit drei Treffern -, aber auch im Mittelfeld und der Defensive sind Neuzugänge von Format im Kampf um den Klassenerhalt wahrscheinlich überlebensnotwendig. Aber der Transfermarkt im Winter ist generell kompliziert - erst recht für einen Verein wie den SVW, der mit seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten keine Ablösen bezahlen kann und will.
Einen Stürmer wie den den jungen Homburger Torjäger Phil Harres (21), der in der Regionalliga Südwest bisher 14 Treffer in 20 Spielen erzielt hat, aus einem laufenden Vertrag herauszukaufen, scheint demnach ausgeschlossen. „Der Stürmer, der uns 15 Tore in der Rückrunde garantiert, ist nicht auf dem Markt“, hatte Sportchef Schork vor zehn Tagen beim Spiel gegen den SC Verl (1:2) gesagt. Der 33-Jährige hält Ausschau nach Leihgeschäften - wie bei den letztlich nicht erwiderten Avancen in Richtung Martinovic.
Ein weiterer Kandidat könnte Angreifer Christoph Daferner (25) sein, der bei Zweitligist 1. FC Nürnberg nur noch selten zum Zug kommt, allerdings das Gehaltsgefüge beim SV Waldhof sprengen dürfte, wenn er keine Abstriche in Kauf nimmt. Ähnlich knifflig ist die Situation im defensiven Mittelfeld: Waldhof-Aufstiegsheld Marco Schuster (28), mittlerweile bei Zweitligist SC Paderborn unter Vertrag, wäre wohl die perfekte Lösung für die Probleme in der Schaltzentrale. Aber auch wenn er keine echte Stammkraft mehr ist, gilt Schuster in Ostwestfalen aufgrund seiner Flexibilität als enorm wertvoller Mannschaftsspieler. Und so einen gibt man (wenn auch befristet) nur sehr ungern ab.
Nicht mit dem Geldkoffer
Auch der erfahrene Mittelfeld-Abräumer Felix Bastians (35) steht nach seinem unfreiwilligen Abgang bei RW Essen ohne Vertrag da - der ehemalige Profi von Hertha BSC gilt aber auch als nicht immer einfacher Charakter. Auch so ein Kriterium, das man bei der Wahl der Neuzugänge im Blick haben muss.
Genau wie eine mögliche Verletzungsgeschichte und die notwendige Anpassungsphase bei Transfers aus dem Ausland. Beim Österreicher Angelo Gattermayer hat der Waldhof damit zuletzt schlechte Erfahrungen gemacht. Finanzierbare Verstärkungen zu finden, die sofort weiterhelfen, wird eine Herkulesaufgabe für Sportchef Schork - zumal er nicht mit dem großen Geldkoffer durch die Republik reisen kann.
Die Suche nach Neuzugängen ist aber nicht die einzige Baustelle. Nach dem nur wenig verklausulierten Ultimatum von Präsident Bernd Beetz, dass der SVW an Weihnachten wieder „über dem Strich“ stehen soll, muss Schork auch auf der Trainerposition einen Plan B entwickeln, sollte es zur Trennung von Rehm kommen. Nach Informationen dieser Redaktion gelten dabei Frank Fahrenhorst (VfB Stuttgart II) und Ismail Atalan (Lotte, Bochum, Halle) als mögliche Nachfolge-Kandidaten. Atalan arbeitete zuletzt in der Türkei im Trainerstab des Erstligisten Alanyaspor. Außerdem traf sich Schork mehrmals mit Thomas Kleine, der in der vergangenen Saison die SpVgg Bayreuth in der 3. Liga trainierte. Mögliche Rückholaktionen von Aufstiegstrainer Bernhard Trares oder dem ambitionierten Ex-Coach Kenan Kocak sind nach Informationen dieser Redaktion unrealistisch, solange der umstrittene Geschäftsführer Markus Kompp im Amt ist.
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