Köln. Marco Antwerpen trat eine Werbebande zur Seite, Marcel Seegert lud seinen Frust mit mehreren Schlägen und Tritten an mehreren Kleidungsboxen ab. Die Enttäuschung im Lager des SV Waldhof war riesig nach dem 2:2 (0:1) am Samstag bei Viktoria Köln. Die Mannheimer hatten den Rückstand durch Jeremias Lorch (41.) in einer starken zweiten Halbzeit durch Tore von Samuel Abifade (64.) und Terrence Boyd (71.) in einen 2:1-Vorsprung gedreht, kassierten aber nach einer Standardsituation noch den Ausgleich durch den Ex-Waldhöfer Michael Schultz (78.).
„Es war ein sehr gutes Auswärtsspiel von uns“, sagte Waldhof-Trainer Antwerpen. „Aber wenn du auswärts 0:1 hintenliegst und den Gegner in der zweiten Halbzeit komplett an die Wand spielst, musst du hier zwingend mit einem Sieg nach Hause fahren.“Durch die 0:1-Niederlage des Halleschen FC in Münster blieb der Rückstand aufs rettende Ufer immerhin bei nur drei Punkten. Der nächste Gegner Arminia Bielefeld gewann mit 2:0 bei Dortmund II und ist jetzt fünf Zähler voraus. „Das Unentschieden ist zu wenig, wenn man so spielt, will man mit einem Sieg nach Hause fahren. Wir treten ein bisschen auf der Stelle“, sagte Mannheims Rechtsverteidiger Lukas Klünter.
Spieler des Spieltags Martin Kobylanski zunächst auf der Bank
Drei aus Vier: SVW-Trainer Antwerpen beförderte drei von vier Einwechselspielern, die am vergangenen Samstag beim 3:1 gegen Regensburg für die Wende gesorgt hatten, in die Startelf. Innenverteidiger Malte Karbstein sowie die beiden Flügelstürmer Samuel Abifade und Kevin Goden spielten. Martin Kobylanski saß zunächst auf der Bank, obwohl das Fachmagazin „Kicker“ ihn zum Spieler des letzten Spieltags gewählt hatte. Dort traf Kobylanski auf Julian Riedel, Jonas Carls und Kelvin Arase, die gegen Regensburg noch begonnen hatten.
Das Spiel begann mit einer Chance der Kategorie „Den muss er machen“: Nach einem Kölner Ballverlust fand Terrence Boyds Hereingabe von der rechten Seite schließlich Abifade, der sich freistehend aus drei Metern die Ecke aussuchen konnte – und direkt auf Viktoria-Torhüter Ben Voll zielte (4.). „Das ist eine Hundertprozentige, normalerweise ein Tor“, urteilte DFB-Vizepräsident Celia Sasic, die in Köln für eine Verbandsinitiative gegen Rassismus Werbung machte, bei „MagentaSport“. Abifade verpasste damit zunächst noch fahrlässig sein erstes Drittliga-Tor nach 41 erfolglosen Partien, war aber in der guten Mannheimer Anfangsphase generell ein Aktivposten im Angriff. Den nächsten Versuch des früheren Meppeners aus spitzem Winkel parierte wieder Voll (11.).
Die Viktoria arbeitete sich erst nach einer Viertelstunde in diese Begegnung und hatte eine ausgezeichnete Gelegenheit, als der aus Heidelberg stammende Mittelstürmer Andre Becker eine scharfe Volley-Hereingabe von Patrick Koronkiwicz knapp neben das Tor bugsierte (16.). Es entwickelte sich eine ausgeglichene Partie: Nach einer guten halben Stunde verzeichneten die Statistiker 4:4 Torschüsse und 51:49 Prozent Ballbesitz für Köln.
Ball an der Hand - aber kein Elfmeter
Doch gegen Ende der ersten Halbzeit kippte das Spiel in Richtung der Viktoria. Beckers Kopfball ging noch knapp vorbei (37.), doch nach einem Freistoß geriet der SVW noch vor der Pause in Rückstand. Im Mittelpunkt erneut: Abifade. Der 24-Jährige wollte die von Beckers Kopf abgefälschte Hereingabe auf der Linie klären, traf dabei aber das Hinterteil von Jeremias Lorch, von dem der Ball ins Netz trudelte (41.). Ein kurioses Gegentor. „Das 0:1 ist in Summe keine Torchance. Den stolpern wir uns selber rein“, meinte Antwerpen.
Zum zweiten Abschnitt brachte der Waldhof-Coach dann Kobylanski für Goden. Würde der Joker wieder so perfekt funktionieren wie gegen Regensburg? Tatsächlich begann die zweite Hälfte aus Waldhof-Sicht so furios wie gegen den SSV Jahn – nur ohne den sofortigen Ausgleich wie gegen Regensburg. Eine Kobylanski-Ecke setzte der Ex-Waldhöfer Stefano Russo im Zweikampf mit Boyd unfreiwillig an die Latte, im Nachgang der Aktion sprang Koronkiewicz der Ball an die Hand – Elfmeter gab es trotz Mannheimer Protesten aber keinen (47.). Eine Minute später schoss Lukas Klünter aus 15 Metern drüber (48.). Boyd wurde auf dem Weg zum Tor erst von Lorchs Grätsche gestoppt (52.).
Der Ausgleich schien bei diesem immensen Waldhof-Druck nur eine Frage der Zeit. Und ihn schoss: natürlich Abifade. Nach einem abgewehrten Freistoß nahm der gebürtige Braunschweiger aus dem Rückraum Maß und traf (64.). Nur sieben Minuten danach feierte auch der bis dahin blasse Boyd mit den über 1000 Waldhof-Fans im Sportpark Höhenberg. Nach einem leichten Kölner Ballverlust wuchtete der Mittelstürmer die Kugel aus 20 Metern ins Netz (71.).
Gegen Bielefeld ist der SV Waldhof fast schon zum Siegen verdammt
Im Gästeblock, der komplett in der Frühlingssonne lag, entledigten sich die ersten der mittlerweile euphorisierten SVW-Anhänger ihrer T-Shirts. Das Momentum lag komplett aufseiten des SV Waldhof, die Viktoria schien am Boden.
Doch dann führten die Kölner einen Freistoß kurz aus, Schultz tauchte bei der folgenden Flanke völlig allein vor Mannheims Torhüter Lucien Hawryluk auf und nutzte seine 1,94 Meter Körpergröße mit dem Kopf zum Ausgleich aus dem Nichts (78.). „Das ist ganz einfach ein Torwartball. Wenn ich nicht sicher bin, dass ich den Ball bekomme, bleibe ich im Tor“, tadelte Antwerpen, der mit einem gewaltigen Batzen Frust in den Mannschaftsbus stieg: „Selbst wenn die Umstände normal wären, könnte ich mit einem 2:2 in so einem Spiel nicht leben.“ Und die Umstände sind beim SV Waldhof im März 2024 alles andere als normal. Im Kellerduell gegen Bielefeld am nächsten Freitag sind die Kurpfälzer fast schon zum Siegen verdammt.
Viktoria Köln - SV Waldhof
- FC Viktoria Köln: Voll - Koronkiewicz, Schultz, Lorch, Lopes Cabral – Russo (89. Fritz), Engelhardt (74. Idel), de Meester (74. Dietz), Handle (83. Sticker)- A. Becker, Marseiler.
- SV Waldhof: Hawryluk - Klünter, Seegert, Karbstein, Bolay (62. Carls) - Bahn, Rieckmann (62. Wagner) – Goden (46. Kobylanski), Hawkins (87. Sohm), Abifade – Boyd.
- Tore: 1:0 Lorch (41.) 1:1 Abifade (64.) 1:2 Boyd (71.) 2:2 Schultz (78.)
- Beste Spieler: Marseiler, Becker/Abifade, Seegert.
- Gelbe Karten: Lopes Cabral, Becker/
- Schiedsrichter: Martin Speckner (Runding)
- Zuschauer: 4837.
- Nächstes Spiel: SV Waldhof – Arminia Bielefeld, Freitag, 19 Uhr.
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