Mannheim. Auf seinem Profil im Karrierenetzwerk Xing wirkt es, als würde die Zeit stillstehen. „Angestellt, Geschäftsführer, SV Waldhof Mannheim 07 Spielbetriebs GmbH“, ist dort zur aktuellen Position von Markus Kompp zu lesen. Vielleicht loggt sich der 41-Jährige mal in dem Portal ein und bringt den Eintrag auf den Stand der Dinge. Denn schon seit Anfang Dezember 2023 ist klar, dass Kompp keine Zukunft mehr beim abstiegsbedrohten Mannheimer Fußball-Drittligisten hat.
Nachdem der Aufsichtsrat der Spielbetriebs-GmbH schon vor Weihnachten mitgeteilt hatte, dass der bis Juni 2025 laufende Vertrag des umstrittenen Geschäftsführers nicht verlängert werde und Gespräche über eine zeitnahe Auflösung des Arbeitspapiers liefen, wurde Kompp vom Kontrollgremium am 5. Februar „mit sofortiger Wirkung als Geschäftsführer der Gesellschaft abberufen“.
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Auf die branchenüblichen Floskeln wie den Dank für seinen Einsatz und Wünschen für eine gute Zukunft verzichtete der SVW in der Pressemitteilung zu der Abberufung. Ein karger Satz besiegelte die Trennung nach sieben Jahren von Kompp als Geschäftsführer beim SV Waldhof. Man bekam bei diesem kühlen Tonfall in der Stellungnahme des Aufsichtsrats schon eine Vorahnung davon, dass da noch etwas nachkommen könnte. Und so ist es offensichtlich auch.
Nach Informationen dieser Redaktion sollen Versuche einer gütlichen Einigung zwischen dem langjährigen Chef der Spielbetriebs-GmbH und dem SV Waldhof mit dem Ziel eines außergerichtlichen Agreements über die Modalitäten einer Vertragsauflösung gescheitert sein. Demnach soll Kompp von der Spielbetriebs-GmbH mittlerweile eine Kündigung erhalten haben. Gegen diesen Schritt will der ehemalige Geschäftsführer laut Quellen im SVW-Umfeld nun offenbar juristisch vorgehen.
Absolute Reizfigur für die Fans
Der Verein muss fürchten, dass nach der Schlammschlacht rund um die Trennung vom früheren Sportlichen Leiter Jochen Kientz in den Jahren 2021 und 2022, die erst mit einem Vergleich vor dem Mannheimer Arbeitsgericht endete, erneut schmutzige Wäsche in die Öffentlichkeit getragen wird. Ein Sprecher des SV Waldhof wollte die Vorgänge in der Causa Kompp am Mittwoch nicht kommentieren.
Sowohl das Mannheimer Arbeitsgericht als auch das Landesarbeitsgericht teilten auf Anfrage mit, dass bisher kein Verfahren zwischen Kompp und der Waldhof-Spielbetriebs-GmbH anhängig sei. Voraussichtlich werden sich beide Parteien aber vor einer Zivilkammer des Mannheimer Landgerichts wiedertreffen. „Mit Klagen von Geschäftsführern einer GmbH sind nach dem zulässigen Rechtsweg oftmals die Zivilgerichte und nicht die Arbeitsgerichte befasst“, sagte ein Sprecher des baden-württembergischen Landesarbeitsgerichts.
Präsident Bernd Beetz hatte Kompp das Vertrauen entzogen, nachdem ihm auf der Mitgliederversammlung Ende November 2023 ein Sturm der Entrüstung über die Amtsführung des Schwaben entgegen geschlagen war. Bei den Fans galt Kompp als absolute Reizfigur. Ihren Unmut brachte die organisierte Fanszene mit etlichen Protestaktionen im Umfeld von Heimspielen zum Ausdruck. Kritikpunkte an Kompp gab es viele: Im Sponsoring war unter dem Geschäftsführer keine Strategie zu erkennen, die Verbindlichkeiten der (bei Kompps Amtsantritt schuldenfreien) GmbH stiegen laut dem Bundesanzeiger aus dem Juli 2023 auf rund neun Millionen Euro und dürften mittlerweile sogar noch höher liegen.
Sechsstelliger Streitwert
Hintergrund der arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung, die nun wohl von einem Richter geklärt werden muss, ist wie so oft im Leben das liebe Geld. Sprich: die Höhe der Abfindung. Im Jahr 2020 hatte die „Sport Bild“ Kompps Geschäftsführer-Gehalt in Mannheim enthüllt. Nimmt man den damals kolportierten monatlichen Verdienst von 12 000 Euro plus verschiedene mögliche Bonuszahlungen als Maßstab, dürfte sich der Streitwert bei noch anderthalb Jahren Vertragslaufzeit des ehemaligen leitenden Angestellten im Bereich zwischen 250 000 und 300 000 Euro abspielen. Viel Geld für den akut abstiegsbedrohten Verein, der im Negativfall ab August wieder in der Regionalliga spielt.
Kompps früheren Job übernehmen zurzeit interimsweise der im Dezember 2023 auch offiziell als zeichnungsberechtigter Sport-Geschäftsführer ins Handelsregister eingetragene Tim Schork und Geschäftsstellenleiterin Jennifer Schäfer. Bei der Suche nach einem Kompp-Nachfolger als kaufmännischem Geschäftsführer sieht das Präsidium keinen Zeitdruck, wie aus gut informierten Kreisen zu hören ist. Der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Beetz ließ im Januar eine Anfrage dieser Redaktion zu den perspektivischen Planungen an der Spitze der Spielbetriebs-GmbH unbeantwortet.
Dem gerade erst zum Geschäftsführer beförderten Sportchef Schork droht nach dem rasanten sportlichen Absturz des SVW ebenfalls die Ablösung. Das würde bedeuten, dass sich der Traditionsverein auf der Geschäftsführer-Ebene im Sommer komplett neu aufstellen muss. Mit einem neuen Chef für den kaufmännischen Bereich wie Sponsoring, Finanzen und Lizenzierung sowie einem neuen Sportlichen Leiter.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Nach dem 0:1 in Freiburg: Der SV Waldhof ist dem Untergang geweiht