Mannheim. Vor der Otto-Siffling-Tribüne spielten sich emotionale Szenen ab. „300 Mal Alles für Blau-Schwarz“ stand auf einem Banner, davor tanzte Marcel Seegert gemeinsam mit seinen Teamkollegen und Tausenden glücklichen Fans den „Waldhof-Walzer“. Der 3:0 (1:0)-Sieg des SVW gegen Erzgebirge Aue machte um das große „Cello“-Jubiläum einen traumhaften, blau-schwarz-gefärbten Rahmen. Das 300. Spiel für seinen Herzensverein wird dem Kapitän und Publikumsliebling für immer in Erinnerung bleiben.
"Ich bin so dankbar": Seegert findet, die Mannschaft hat alles für ihn gegeben
„Von diesem Tag werden viele schöne Momente bleiben. 3:0 – jedes Tor für hundert Spiele. Es war ein perfekter Abend, ich bin so dankbar“, sagte Seegert, der auch eine halbe Stunde nach dem Abpfiff noch sehr angefasst wirkte. „Die Mannschaft hat alles für mich gegeben. Es war schon rührend, als sie gesagt haben: Wir wollen heute Cello belohnen.“

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Die Ausgangssituation war kompliziert. Mit Debütant Janne Sietan, der eine fulminante Leistung zeigte, und Adrian Fein musste Trainer Bernhard Trares das defensive Mittelfeld komplett neu besetzen, weil Julian Rieckmann gesperrt war und sich Rico Benatelli mit einem Hexenschuss abmeldete. Aber der SVW spielte leidenschaftlich, taktisch diszipliniert – und kaufte Aue im ersten Durchgang mit einer starken Leistung den Schneid ab. „Heute sage ich zum ersten Mal: Das ist der Waldhof, den wir jetzt Woche für Woche sehen wollen“, lobte Trares.
Das Tor des überzeugenden Terrence Boyd (32.) sorgte für eine verdiente Führung. Aber nach der Pause kam Aue auf, drückte. Es wurde eine Begegnung, wie gemacht für einen Mentalitätsspieler wie Marcel Seegert. „Wir haben super gefightet, viel wegverteidigt und nur eine Großchance zugelassen“, sagte Sportchef Anthony Loviso hinterher. Zum dritten Mal in den vergangenen vier Liga-Spielen stand beim SVW die Null - und als die Gäste aus dem Erzgebirge in der Schlussphase notgedrungen die Räume öffnen mussten, beseitigten die eingewechselten Kelvin Arase (78.) und Kennedy Okpala (90.+4) die letzten Zweifel. Und ermöglichten so die große „Cello“-Party.
SV Waldhof geht mit Rückenwind in englische Woche
„Jetzt nach dem Spiel kommt die Erleichterung und man kann es sacken lassen“, sagte Seegert. Vorher war die Anspannung aber größer als üblich gewesen. „Es ist ein schmaler Grat. Ich wollte es so angehen wie ein normales Pflichtspiel. Gleiche Routinen, gleiche Rituale. Ich habe versucht, es zu genießen, aber nicht den Fokus zu verlieren“, berichtete der gebürtige Mannheimer, der von den SVW-Fans schon vor dem Anpfiff mit Sprechchören gefeiert worden war. Die Vereinsspitze um Präsident Bernd Beetz hatte ihm außerdem eine Collage überreicht, bevor der Ball dann rollte.
„Vor dem Spiel habe ich den Jungs gesagt: Es geht nicht um Marcels 300. Spiel, das verwischt so ein bisschen die Gedanken“, sagte Trares, der sich den gewaltigen positiven Emotionen dieses Abends aber letztlich auch hingeben musste. „Ich bin total happy, dass Cello so einen Abschluss erlebt hat.“
Der SVW geht mit viel Rückenwind in die weiteren Aufgaben der englischen Woche bei Dortmund II am Dienstag (19 Uhr) und dann am Sonntag (19.30 Uhr) gegen den SV Wehen Wiesbaden. Das 3:0 gegen Aue bestätigte den Aufwärtstrend unter Rückkehrer Trares, der in fünf Spielen jetzt stattliche zehn Punkte geholt hat. Von einer nachhaltigen Trendwende wollte der Heppenheimer noch nicht sprechen. „Jedes Spiel ist auf des Messers Schneide. Das kann schnell wieder in eine andere Richtung gehen. Wir dürfen nicht nachlassen“, betonte Trares.
Er sagte aber auch: „Dass wir die drei Heimspiele gewonnen haben, gibt uns Sicherheit und Vertrauen.“
Es steht nach den Zerfallerscheinungen in der Spätphase von Marco Antwerpen auf jeden Fall wieder eine intakte Mannschaft auf dem Platz. Ein Team, das zu lange vermisster defensiver Stabilität gefunden hat und vorne in Terrence Boyd einen Torjäger besitzt. Der verlässlich liefert - und zwar die wichtigen, das Spiel verändernden Treffer. „Der Trend ist gedreht, das sieht man an den Punkten. Aber man sieht auch Schritt für Schritt, wie wir spielen wollen. Wir müssen einfach zuhause im Carl-Benz-Stadion eine Macht werden und bleiben“, meinte Sportchef Loviso. Wenn das gelingt, wird Marcel Seegert im Laufe dieser Saison noch häufiger emotionale Momente vor der Otto-Siffling-Tribüne erleben.
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