Mannheim. Wer Thomas Pledl am Montagnachmittag im immer dunkler werdenden Seppl-Herberger-Stadion ausmachen wollte, musste in der zweiten Halbzeit des Testspiels gegen die TSG Hoffenheim II (1:4) schon etwas genauer hinschauen. Zwar bearbeitete der Neuzugang des SV Waldhof mit der Nummer 31 erwartungsgemäß die rechte Spielfeldseite in der Offensive, doch das Trikot war noch das eines Namenlosen. „Da ist wohl die Beflockung nicht mehr rechtzeitig mitgekommen“, nahm es der 28-Jährige mit Humor, will sich künftig in Mannheim aber nicht nur einen Namen machen, weil dann fünf Buchstaben das blau-schwarze Jersey zieren.
Und auch die Nummer soll auf jeden Fall bleiben. „Von den Alternativen hat mir die 31 am besten gefallen. Ich war schon in der Jugend ein großer Fan von Bastian Schweinsteiger, der diese Rückennummer bei den Bayern, in Manchester und Chicago hatte - insofern passt das“, sagt Pledl und mit seinem Zungenschlag ist der Profi aus dem Bayerischen Wald dialektal auch gar nicht so weit von seinem einstigen Idol entfernt.
Aus Bayern in die Kurpfalz
- Thomas Pledl wurde am 23. Mai 1994 in Bischofsmais im Bayerischen Wald geboren.
- Pledl wurde nach seinen fußballerischen Anfängen in Bischofsmais und Deggendorf in der Jugend des TSV 1860 München groß und wechselte dann zur SpVgg Greuther Fürth.
- Für Fürth gab er 2012 auch sein Bundesliga-Debüt. Bei seinen Stationen Fürth, FC Ingolstadt, SV Sandhausen und Fortuna Düsseldorf brachte es der 28-Jährige insgesamt auf zwölf Bundesliga-Einsätze und 170 Partien in der 2. Liga.
Fernab der bayerischen Heimat macht Thomas „Toni“ Pledl nun nach seiner Leihe zum SV Sandhausen (2016/17) zum zweiten Mal in der Kurpfalz Station und hat zunächst ein vorrangiges Ziel: Sich wieder dauerhaft auf dem Spielfeld zu präsentieren. Schließlich war es um den 170-fachen Zweitliga-Spieler ruhig geworden, nachdem er keinen neuen Vertrag mehr beim Zweitligisten Fortuna Düsseldorf erhielt. Zu ruhig für einen Berufsfußballer, der diese Situation so noch nicht kannte.
Fußball lange nur am Fernsehen
„Die vergangenen Monate war es echt schwierig. Die härteste Zeit für ein Fußballer ist, wenn man keinen Verein hat, daheim auf der Couch sitzt und denkt: warum stehe ich da jetzt nicht“, berichtet Pledl von langen Wochenenden, an denen Fußball rund um die Uhr nur im Fernsehen lief. „Es sind immer Dinge im letzten Moment geplatzt, als man dachte: das wird der neue Verein. Mal ist der Trainer rausgeflogen, dann der Sportdirektor“, sagt Pledl.
Nicht zuträglich war natürlich auch die Tatsache, dass der Offensivspieler in der vergangenen Spielzeit in Düsseldorf nur zu fünf Kurzeinsätzen gekommen war, nachdem er neun Monate benötigte, um sich von seiner schweren Knieverletzung (Risse in Bandapparat, Meniskus und vorderen Kreuzband) zu erholen. Im Dezember 2021 feierte er dann sein Comeback. „Deshalb bin ich jetzt einfach nur froh, hier zu sein und wieder ein ganz normales Fußballer-Leben zu haben“, sagt Pledl, der zuletzt beim österreichischen Erstligisten SCR Altach, dem Club des prominenten Trainer-Novizen Miroslav Klose, vorgespielt hatte.
„Fußballerisch war das fast schon ein Klassenunterschied“
Nun ist es aber der SV Waldhof geworden und Pledl will in der Quadratestadt natürlich nicht nur ein „ganz normales Fußballerleben“ führen, sondern hat immer noch den nötigen Ehrgeiz, Erfolge zu feiern. Wie diese sich gestalten können, hatte der 1,74 Meter große Rechtsfuß am vergangenen Samstag beim 3:1 des SVW gegen Pledls Jugendclub TSV 1860 München unmittelbar im Stadion erlebt. „Die Stimmung war überragend und die Mannschaft hat einfach ein super Spiel abgeliefert“, fasst der Winter-Neuzugang seine Eindrücke zusammen. „Fußballerisch war das fast schon ein Klassenunterschied“, sagt Pledl, der beim SVW einen Vertrag über den Sommer hinaus unterschrieben hat und genau diese Art von Fußball liebt. „Am liebsten hätte ich mir auf der Tribüne die Fußballschuhe angezogen und wäre über den Zaun gesprungen“, riss der Auftaktsieg der Mannheimer auch den zwölffachen Bundesligaspieler mit.
Allerdings ist Pledl durchaus bewusst, dass ihm noch etwas zur hundertprozentigen Wettkampfreife fehlt, der Techniker ist aber zuversichtlich, dass er bald so weit sein kann. „Zwei, drei Wochen und ein paar Spielminuten. Dann werde ich relativ schnell an meinen 100 Prozent sein“, meint Pledl und nahm am Montag deshalb auch 45 wenig erfreuliche Minuten gegen Hoffenheim II mit. „Wir haben uns das alle anders vorgestellt in der zweiten Halbzeit“, versuchte der 28-Jährige erst gar nicht, die Partie schönzureden und will mitanpacken, damit es beim SVW weiter nach vorne geht. Die zwei freien Tage bis Donnerstag nutzt er deshalb, um die restlichen Klamotten aus dem heimischen Bischofsmais zu holen und sich in Mannheim ein paar Wohnungen anzuschauen. Und bis dahin sollte es dann auch mit dem Namen auf dem Trikot geklappt haben.
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