Fußball

Der Ton beim SV Waldhof Mannheim wird rauer

Die 1:3-Niederlage des SV Waldhof beim SSV Ulm war geprägt von Konzentrationsschwächen der Mannheimer. Ein Umstand, den SVW-Coach Marco Antwerpen die Laune verhagelte und der deshalb auch deutliche Worte fand

Von 
Thorsten Hof
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Lucien Hawryluk patzte beim 1:2 und musste auch Andreas Ludwigs Freistoß zum 1:3 (unser Bild) passieren lassen. © Eibner/Imago

Aalen. Als die 1:3 (1:1)-Niederlage gegen den SSV Ulm 1846 am Samstagnachmittag feststand, dürfte Lucien Hawryluk der einsamste Mensch in der Aalener Centus-Arena gewesen sein. Der Keeper des SV Waldhof machte sich ganz langsam auf den Weg, um seine Trinkflasche aus dem Tor zu holen. Als er wieder zurückkam, waren aber schon die ersten Trostspender da.

Es geht darum, dass mal alle elf Spieler über die ganze Zeit ihren Job machen.
Marco Antwerpen Trainer des SV Waldhof

Zunächst versuchte ihm Torwarttrainer Florian Beck gut zuzusprechen, danach waren Kapitän Marcel Seegert und Terrence Boyd bei dem 23-Jährigen, um ihn etwas aufzurichten - wenn das überhaupt möglich war. Der junge Schlussmann wusste schließlich selbst ganz genau, dass sein Patzer gegen Dennis Chessa unmittelbar nach dem Seitenwechsel (48.) seine Mannschaft mit dem 1:2 auf die Verliererstraße gebracht hatte.

Individuelle Aussetzer bei einigen SV Waldhof-Spielern gegen Ulm

„Luci macht das sonst fußballerisch überragend. So etwas passiert halt mal“, so Abwehr-Routinier Julian Riedel, der nicht den Stab über dem jungen Keeper brechen wollte, der sich über gute Leistungen in der Vorrunde den Stammplatz zwischen den Pfosten gesichert hatte. Doch sein folgenschwerer Fehler, als er vor dem eigenen Kasten den auf ihn zurückgespielten Ball nicht rechtzeitig unter Kontrolle brachte, reihte sich eben in eine Serie von individuellen Unzulänglichkeiten ein, die in einem lange auf Augenhöhe geführten Spiel den Ausschlag gaben.

„So ein Tor dürfen wir uns in unserer Situation nicht leisten. Das war der Knackpunkt“, legte Trainer Marco Antwerpen den Finger deshalb schon etwas unsanfter in die Wunde. Schließlich reihte sich der Fauxpas des Schlussmanns in die Reihe weiterer fataler Aussetzer ein. So ließ sich Per Lockl vor Léonardo Scienzas 1:0 (21.) mit nur einer Bewegung des Ulmers ins Niemandsland schicken, der eingewechselte Samuel Abifade verlor in der Schlussphase erst den Ball und verursachte dann im Willen, die Situation zu bereinigen, den Freistoß, den Andreas Ludwig sehenswert zum Endstand verwertete (79.).

Antwerpen bezog sogar die beiden Gegentore gegen Münster aus der Vorwoche in seine Betrachtung ein und kennzeichnete alle fünf Gegentreffer als vermeidbar, was ihm die Laune verhagelte.

„Es geht darum, dass mal alle elf Spieler über die ganze Zeit ihren Job machen. Ulm hat das hinbekommen und bei uns sind eben Spieler, die in irgendwelchen Phasen des Spiels keine Konzentration haben. Da sind wir dann einfach nicht da - und das können wir uns nicht erlauben. Das werden wir nicht akzeptieren und definitiv mehr von der Mannschaft verlangen. Sonst werden wir in dieser Saison für wenig infrage kommen“, erklärte der 53-Jährige in aller Deutlichkeit.

Hawkins der einzige Lichtblick in der Mannschaft des SV Waldhof

Dass sein Team nach dem Rückstand durch das 1:1 von Jalen Hawkins (26.) die entsprechende Reaktion zeigte und bis zur Halbzeit durch weitere gute Möglichkeiten das Spiel sogar hätte drehen können, war am Ende deshalb ebenso nur ein Randaspekt wie der Latten-Kopfball von Riedel (51.) oder ein weiterer guter Versuch von Hawkins (60.). Das Ergebnis blieb das gleiche, weil der Waldhof dann auch ein Stück abtauchte, die Köpfe nach unten gingen oder bei manch untauglichem Versuch in Richtung Ulmer Tor komplett ausgeschaltet schienen.

So brachte die wie schon gegen Münster übermotiviert ungestüme Art des eingewechselten Kennedy Okpala den SVW nicht weiter, Abifades Auftritt war bereits Thema. Dass Alternativen wie Minos Gouras - gegen Münster noch in der Startelf - oder Kelvin Arase erst gar nicht im Kader waren, erstaunte da schon. „Spiel- und Trainingseindrücke“ lieferte Antwerpen als Begründung, der sich vor solchen Signalen bekanntermaßen nicht scheut, am Samstag aber keinen passenden Ersatz in der Hinterhand hatte.

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Für Verteidiger Riedel, der wie Kapitän Seegert neu in die Dreierkette gerückt war, spielte auch die für den Waldhof ungewohnte Situation tief im Tabellenkeller eine Rolle. „Dieses Selbstbewusstsein, das die Mannschaften oben haben, müssen wir uns mit vielen kleinen Aktionen erarbeiten. Und es hilft ja nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Jetzt geht es eben gegen Saarbrücken weiter. Mit mehr Mut, mehr Galligkeit“, forderte der 32-Jährige und hörte sich dabei nicht wie ein designierter Absteiger an.

Allerdings sind die Durchhalteparolen wie schon vor Weihnachten wieder lauter geworden. „Solange wir noch Kontakt haben - und den haben wir - glauben wir weiter an uns“, reihte sich da auch Antwerpen ein. Denn schließlich will im nächsten Jahr keiner noch einmal in die rustikale Arena auf der Ostalb. Dort spielt schließlich sonst der Südwest-Regionalligist VfR Aalen.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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