Eine gefühlte Ewigkeit galt Erzgebirge Aue als ein Synonym für die Fußball-Provinz in der 2. Liga. Zusammen mit dem SV Sandhausen. Während die Hardtwälder aber den Klassenverbleib vor Augen haben, stehen die Sachsen neben dem FC Ingolstadt so gut wie sicher als Absteiger fest. In die Relegation gegen den Drittliga-Dritten (vermutlich Eintracht Braunschweig oder 1. FC Kaiserslautern) muss wahrscheinlich Dynamo Dresden. Mehr oder weniger Klarheit herrscht also bei den Zweitliga-Absteigern. In den fünf Regionalligen sind einige Aufstiegsfragen aber noch offen.
Südwest
Lange Zeit sah es nach einem Vierkampf um die Meisterschaft aus. Doch dann verabschiedete sich zunächst der TSV Steinbach aus dem Titelrennen, ehe die Mittelhessen am vergangenen Wochenende auch alle Aufstiegshoffnungen der Kickers Offenbach zerstörten. Mit jeweils 73 Zählern stehen die SV Elversberg und der SSV Ulm an der Spitze. Unumstrittener Leistungsträger bei den Saarländern ist Kevin Conrad, der von 2017 bis 2020 beim SV Waldhof spielte und mit dem Club als Kapitän in die 3. Liga aufstieg. Diese Anführer-Rolle hat ihm jetzt auch SVE-Trainer Horst Steffen anvertraut.
Nicht ganz so erfolgreich lief die Zeit von Stürmer Kevin Koffi 2019/20 in Mannheim. Nach einem Jahr kehrte er zurück nach Elversberg, wo er nun wieder Tore schießt. Der 35-Jährige erzielte zehn Treffer in 28 Einsätzen, acht davon in diesem Kalenderjahr. Nach schwieriger Anfangszeit ist Koffi mittlerweile absoluter Stammspieler. Prominenteste Kraft im Kader des Südwest-Spitzenreiters ist allerdings der Ex-Lauterer Carlo Sickinger, der sich beim Zweitligisten Sandhausen nicht durchsetzen konnte und an die Saarländer ausgeliehen wurde.
Die größten Erfolge beim Titelrivalen SSV Ulm hat Chefcoach Thomas Wörle erlebt. Aus gesundheitlichen Gründen musste er früh seine Profikarriere als Spieler (Kickers Offenbach, Greuther Fürth) beenden. 2010 übernahm der 40-Jährige von seinem Vater Günther den Trainerposten bei den Bundesligafrauen des FC Bayern und wurde mit den Münchnerinnen Pokalsieger (2012) und Meister (2015, 2016). Er weiß also, wie man Erster wird. Das Torverhältnis (Elversberg + 47, Ulm +31) und das Restprogramm (Elversberg spielt noch gegen Steinbach) sprechen aber eher gegen die Ulmer „Spatzen“.
West
Ist ein Böllerwurf mitentscheidend für den Ausgang des Titelrennens? Das Topspiel zwischen den Meisterschaftsanwärtern Rot-Weiss Essen und Preußen Münster wurde im Februar nach 74 Minuten beim Stand von 1:1 abgebrochen und danach mit 2:0 für die Gäste gewertet: Der Grund: Aus dem RWE-Fanblock war zuvor ein Böller auf die Münsteraner Ersatzspieler geworfen worden.
Doch nicht nur deshalb sind die Preußen momentan mit zwei Punkten Vorsprung vor dem Traditionsverein aus dem Ruhrgebiet Erster. Münster holte 26 Zähler in den vergangenen zehn Spielen, Essen „nur“ 22. Keine Frage: Beide Mannschaften treiben sich an eine Leistungsgrenze, die sie ohne einander nicht erreicht hätten. Sie haben jeweils nur drei von bislang 35 Partien verloren, agieren auf einem Niveau, wie auch das Torverhältnis (beide +45, aber RWE hat mehr eigene Treffer erzielt) zeigt.
Essens großes Plus ist die Offensive um Toptorjäger Simon Engelmann, der 21 Mal traf und oftmals in der Schlussphase entscheidend zur Stelle war. Ein solcher Mann fehlt den Münsteranern, bei denen der Ex-Waldhöfer Manfred Osei Kwadwo auch verletzungsbedingt keine Rolle spielt und bei denen Julian Schauerte die rechte Außenbahn beackert.
Der Mann mit den drittmeisten Zweitligaspielen für den SV Sandhausen ist Kapitän der Preußen, bei denen der ehemalige Lauterer Trainer Sascha Hildmann auf der Bank sitzt und der traditionell viel Wert auf eine stabile Abwehr legt. Dies zeigt sich nun auch in Münster. Der SCP kassierte in den 16 Rückrundenbegegnungen nur magere acht Gegentore und hat nach der extrem erfolgreichen vergangenen Woche mit wichtigen Siegen über den Vierten Fortuna Köln (1:0) und beim Dritten RW Oberhausen (3:0) alles selbst in der Hand.
Das Restprogramm beider Mannschaften ist vergleich- und für jedes Team lösbar. Allerdings ließen sowohl RWE als auch Münster schon Punkte in diesem Jahr gegen Abstiegskandidaten liegen. „Ein Aufstiegskampf läuft nicht immer glatt“, sagt Essens Trainer Christian Neidhart und hofft auf einen Münsteraner Patzer. Sein Kollege Hildmann versucht, den zunehmenden Druck von seinem Team zu nehmen: „Wir müssen ganz einfach sachlich und sauber weitarbeiten.“
Bayern
Wackelt der lange Zeit souveräne Spitzenreiter Spielvereinigung Bayreuth etwa doch noch im Endspurt? Gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten 1860 Rosenheim blamierte sich der Tabellenführer am vergangenen Spieltag mit einer unerwartet deutlichen 0:4-Niederlage im eigenen Stadion. Eine Woche zuvor hatten die Oberfranken noch aufgetrumpft und 4:0 gegen den Tabellenzweiten FC Bayern München II gewonnen.
Noch beträgt der Vorsprung aber acht Zähler bei einem mehr ausgetragenen Spiel. Eine mögliche Erklärung für den krassen Aussetzer gegen Außenseiter Rosenheim und das Ende der Serie von 17 ungeschlagenen Partien: Nach dem Erfolg über den FC Bayern II wurden drei SpVgg-Spieler beim Mannschaftsabend in der Bayreuther Innenstadt zusammengeschlagen, zwei mussten sogar intensivmedizinisch behandelt werden. Da kann man als Teamkollege schon einmal abgelenkt sein. Momentan sieht es aber nach Aufstieg aus.
Nordost
Acht Punkte Vorsprung vor dem ärgsten Verfolger Carl Zeiss Jena bei noch drei ausstehenden Spielen: Der Berliner Fußball-Club Dynamo kann für die Aufstiegsspiele zur 3. Liga gegen den Meister der Nord-Staffel planen. Vor der deutschen Wiedervereinigung war der DDR-Rekordmeister das Aushängeschild des Ministeriums für Staatssicherheit. Das liegt mehr als 30 Jahre zurück, der Ruf des Vereins ist aber immer noch zweifelhaft. Der Vorwurf: Vom Stasi- wurde der BFC Dynamo zum Naziclub.
Teilen der Fans wird eine große Nähe zur rechtsextremen Szene nachgesagt. „Es gibt eine lange Geschichte von rechtsgerichteten, rassistischen Übergriffen und anderen Vorfällen rund um BFC-Spiele“, sagte Robert Claus, Autor und Experte für Rechtsextremismus im Fußball, der „Deutschen Welle“.
Norden
Beim VfB Oldenburg hat schon manch prominenter Fußballer gespielt. Man denke da nur an die Bremer Legende Mirko Votava, die in Niedersachsen ihre Karriere ebenso ausklingen ließ wie „Mach-et-Otze“ Frank Ordenewitz. Ex-Nationaltorwart Hans-Jörg Butt startete sogar seine Laufbahn beim VfB, der noch auf eine andere Art und Weise zu recht zweifelhafter Berühmtheit kam.
Der Sänger des einstigen Schlager-Duos Klaus und Klaus, Klaus Baumgart („der dicke Klaus“), war in der erfolgreichen Zeit des Vereins von 1990 bis 1993 Vizepräsident des damaligen Zweitligisten. Nach dem zwischenzeitlichen Absturz in die Fünftklassigkeit hat der Club nun in der Meisterrunde der zweigeteilten Nord-Staffel die Teilnahme an den Aufstiegsspielen gegen den Ersten der Regionalliga Nordost fast sicher. Verfolger Weiche Flensburg wurde am vergangenen Wochenende 4:0 besiegt und auf acht Punkte distanziert.
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