Handball

WM-Gold? Das sagt Rhein-Neckar Löwe Ivan Martinovic vorm Finale

Ivan Martinovic von den Rhein-Neckar Löwen spielt am Sonntag mit Kroatien um Gold bei der Handball-WM. Wir haben ihn in Oslo gesprochen

Von 
Marc Stevermüer
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Leistungsträger der Kroaten: Ivan Martinovic. © Darko Bandic/AP/dpa

Oslo. Sie sind der krasse Außenseiter. Doch die kroatischen Handballer glauben an sich, das haben sie bei der Weltmeisterschaft mehrfach eindrucksvoll gezeigt. Im mit Spannung erwarteten Finale am Sonntag (18 Uhr/live bei Eurosport) geht es in Oslo gegen Titelverteidiger und Topfavorit Dänemark. Wir haben in der norwegischen Hauptstadt mit dem kroatischen Rückraumspieler Ivan Martinovic von den Rhein-Neckar Löwen gesprochen.

Ivan, wenn ich Ihnen Anfang Januar gesagt hätte, dass Sie Anfang Februar im WM-Finale stehen: Was hätten Sie mir entgegnet?

Ivan Martinovic: Boah, das ist im Nachhinein immer schwierig zu beantworten. In den zurückliegenden drei, vier Jahren hat das mit dem Nationalteam nie so ganz geklappt, wie wir uns das vorgestellt hatten. Ich stand noch nie im Viertel- oder Halbfinale, bei den Olympischen Spielen sind wir vor sechs Monaten in der Vorrunde ausgeschieden. Und jetzt das: Finale. Das ist unbeschreiblich.

Einen schwereren Gegner als Dänemark könnte es allerdings im Endspiel kaum geben.

Martinovic: Die Dänen sind eine Macht. Gefühlt gewinnen sie jedes Spiel mit zehn Toren Vorsprung, weil sie auf einem besonders hohen Level spielen. Aber diese Dominanz motiviert uns zusätzlich. Wir sind nicht zufällig ins Finale gekommen. Mit unserer aggressiven Abwehr werden wir versuchen, die Dänen auf jeden Fall ein bisschen zu nerven. Und im Angriff brauchen wir viel Disziplin. Und wer weiß: Vielleicht geht unser Märchen weiter.

Sie sprachen vom kroatischen Märchen. Erklären Sie es bitte.

Martinovic: Wir hatten von Beginn an den Fokus auf uns. Wir haben die gemeinsame Zeit, jedes Spiel mit den Fans und mit unseren Familien genossen. Es motiviert uns außerdem extrem, dass Domagoj Duvnjak und Igor Karacic ihr letztes Turnier bestreiten. Wir wollten nie, dass irgendein WM-Spiel ihr letztes ist. Es sollte immer weitergehen und uns war es besonders wichtig, dass die beiden ihr letztes Spiel in Zagreb gewinnen. Das ist uns im Halbfinale gegen Frankreich gelungen.

Apropos Duvnjak. Er verletzte sich während des Turniers, steht jetzt aber wieder auf dem Feld. Ein klassischer Fall von Wunderheilung?

Martinovic: Er hat noch Schmerzen. Und ich glaube, dass man ihm das auch ansieht. Viel spielen kann er natürlich nicht, aber er ist unser wichtigster Mann und unser Schlüsselspieler. Wenn er dabei ist, gibt jeder alles für ihn. Duvnjak ist ein Held für uns alle.

Im Viertelfinale gegen Ungarn war Kroatien bei einem Vier-Tore-Rückstand wenige Minuten vor dem Abpfiff praktisch ausgeschieden. Warum kam es anders?

Martinovic: Ich habe die ganze Zeit daran geglaubt, dass wir das noch drehen. Und das habe ich auch meinen Mitspielern in der Auszeit gesagt. Wir reden über Handball. Und im Handball gibt es immer wieder Wunder. Mit dem Siegtor in letzter Sekunde sind alle Dämme gebrochen, die Emotionen mussten raus. Nach dem Halbfinalsieg über Frankreich kam deshalb bei mir auch keine Freudenträne mehr heraus. Ich hatte zwei Tage vorher nach dem Erfolg über Ungarn schon alle vergossen.

Der frühere deutsche Bundestrainer Dagur Sigurdsson hat nun bei den Kroaten das Sagen. Wie sehr ist der Aufschwung mit seinem Namen verbunden?

Martinovic: Er ist ein großer Faktor, bereitet uns auf jedes Spiel sehr gut vor und wusste bislang immer genau, was die Gegner machen. Das Allerwichtigste ist aber etwas anderes.

Was denn?

Martinovic: Er strahlt genau die Ruhe aus, die uns allen zuvor vielleicht so ein bisschen gefehlt hat. Nach den Olympischen Spielen ist bei uns ein Lerneffekt eingetreten. Dort haben wir jedes Mal, wenn wir entweder mit vier Toren geführt oder hintengelegen haben, einfach abgeschaltet. Und dann kam der Gegner entweder schnell zurück oder er hat das Spiel entschieden. Jetzt sind wir sehr fokussiert und eiskalt geworden. Und das ist Dagurs Werk.

Genau das ist ihm einst auch mit der deutschen Mannschaft gelungen. Und Sie wissen ja, wie das 2016 endete: Sigurdsson führte Außenseiter Deutschland zum EM-Titel. Ein gutes Omen?

Martinovic: Das weiß ich nicht. Aber Sie können sich sicher sein: Wir alle kennen diese Geschichte.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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