Handball

Wie die Rhein-Neckar Löwen trotz Verletzungspech in Berlin bestehen wollen

Erst Schock, dann Trotz: Die Rhein-Neckar Löwen schieben die Sorgen beiseite und gehen selbstbewusst ins Topspiel gegen die Füchse Berlin. Trainer Sebastian Hinze hat mehrere Möglichkeiten, die Verletzten zu ersetzen

Von 
Marc Stevermüer
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Bei den Löwen wird es nun auch auf Niclas Kirkeløkke (rechts, hier gegen Lemgos Torwart Finn Zecher) ankommen. © Binder

Mannheim. So richtig festlegen will sich Sebastian Hinze nicht. „Ob die Füchse Berlin deutscher Meister werden, das kann keiner sagen“, meint der Trainer der Rhein-Neckar Löwen vor dem Topspiel seiner Mannschaft am Donnerstag (19.05 Uhr) gegen den Tabellenführer der Handball-Bundesliga. Immerhin hält er es aber grundsätzlich für möglich, dass der Hauptstadt-Club den Titel gewinnt: „Die Füchse sind der Spitzenreiter und haben alles, was eine Topmannschaft braucht. Es ist jedoch auch uns zuzutrauen, dass wir dieses Spiel gewinnen.“

Nun sollte man einen Satz wie diesen nicht gleich als Kampfansage verstehen, nach den personellen Rückschlägen macht sich aber durchaus ein gewisser Trotz, eine „Jetzt-erst-recht“-Mentalität bei den Löwen breit. Warum auch nicht? Es gibt schließlich allen Grund, selbstbewusst zu sein. Die Badener liegen als Dritter nur zwei Zähler hinter den Berlinern - und erzwangen trotz aller Ausfälle am vergangenen Samstag im schweren Auswärtsspiel beim HC Erlangen den Sieg.

Jaganjac geht es „nicht so toll“

Zwar hat sich die Knieverletzung von Jannik Kohlbacher nicht als folgenschwer erwiesen. Klar ist aber, dass die Mannheimer gegen die Füchse ohne Halil Jaganjac (Schulterverletzung) und Uwe Gensheimer (Muskelfaserriss im Oberschenkel) auskommen müssen, was zu größeren taktischen und personellen Umbaumaßnahmen führt. Insbesondere Jaganjac können die Löwen kaum gleichwertig ersetzen, weil der Kroate sowohl eine wichtige Figur in der Abwehr als auch im Angriff ist. Sprich: Die Statik des Löwen-Spiels, der gesamte Stil wurde bislang von ihm geprägt. Nun ist der Neuzugang aber erst einmal bis Jahresende außen vor. Mindestens.

„Nicht so toll“ gehe es Jaganjac, berichtet Hinze - und meint damit vor allem auch die mentale Komponente. Denn wer den 24-jährigen Kroaten kennt und ihn bislang hat spielen sehen, der weiß genau, dass er immer eines will: auf dem Feld stehen, der Mannschaft helfen, mit Emotionen das Publikum mitreißen. Eine Partie wie die am Donnerstag, für die der zweifache deutsche Meister bislang mehr als 7500 Karten verkauft hat, wäre wie geschaffen für ihn gewesen. Nun muss er zuschauen. Und verpasst wohl auch die WM im Januar. Ein Schock.

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Im Mittelblock werden die Löwen den Ausfall ihres Leistungsträgers hauptsächlich mit Ymir Gislason auffangen. „Das ist klar. Er hat das in allen Spielen gut gemacht“, lobt Hinze den Isländer. Als Alternativen stehen Kohlbacher und Kristjan Horzen parat, beide Kreisläufer testete der Löwen-Trainer in der Saisonvorbereitung im Abwehrzentrum. Nun könnte recht bald der Ernstfall eintreten.

Im Angriff gibt es mehrere Optionen, Jaganjac zu ersetzen. Die wahrscheinlichste Variante ist eine Rückraum-Kombination mit den beiden Linkshändern Niklas Kirkeløkke und Albin Lagergren, die in dieser Saison laut Hinze „gut“ funktioniert habe. Wobei das Wörtchen „gut“ fast nach einer Untertreibung gelingt. Den Sieg beim Bergischen HC sicherte etwa die Umstellung auf dieses Rückraum-Duo. Sollten die beiden gegen Berlin starten, wird Spielmacher Juri Knorr auf die halblinke Position von Jaganjac rücken.

Möglichkeit zwei: Knorr bleibt auf der Mitte, Lagergren kommt halbrechts zum Zug und Olle Forsell Schefvert spielt nicht nur neben Gislason im Innenblock, sondern auch auf der halblinken Position. „Wir müssen gucken, was passt. Vielleicht agieren wir mal mit dem siebten Feldspieler“, sagt Hinze, der Jaganjac auch positionsgetreu durch Lukas Nilsson ersetzen könnte. Der Schwede befindet sich allerdings nach Achillessehnenproblemen samt mehrmonatiger Verletzungspause erst seit wenigen Wochen im Training. Und Hinze will ihn nicht verheizen: „Wir werden Lukas genauso aufbauen wie wir das schon vor der Verletzung von Halil vorhatten. Er braucht Trainingswochen.“

Zacharias rückt in den Kader

Wesentlich einfacher lässt sich die Frage beantworten, wer für Uwe Gensheimer spielt. Benjamin Helander wird den Linksaußen ersetzen, nach teils wackligen Auftritten in dieser Saison nutzte der Finne am Samstag drei seiner vier Tormöglichkeiten und bewies auch gegen Spielende Nervenstärke. „Er hat gezeigt, dass wir uns auf ihn verlassen können“, sagt Hinze, der als zweiten Mann für den linken Flügel Lion Zacharias in den Kader beordern wird, gleichwohl aber um die Bedeutung der Ausfälle weiß: „Uwe und Halil eins zu eins zu ersetzen, das ist unmöglich. Uns fehlen zwei Spieler, die unabhängig von ihrer individuellen Qualität sehr wichtig für unser Gesamtkonzept sind.“

Jaganjac ist eine entscheidende Figur für das bislang erfolgreiche Tempospiel. Gensheimer schwang sich zuletzt in kritischen Situation wie beim Krimisieg über Hannover zum emotionalen Anführer auf. Auch das muss kompensiert werden. Und zwar „als Mannschaft“, wie Spielmacher Knorr meint. Er legt sich vor dem Gipfeltreffen fest: „Wir sind der Außenseiter. Aufgrund der Ausfälle sogar noch mehr als ohnehin schon.“ Was aber vielleicht gar nicht die schlechteste Ausgangsposition ist.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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