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Trotz Niederlage: Darum überwiegt bei den Rhein-Neckar Löwen die Zuversicht

Erst der traumhafte Saisonstart, dann die erste Niederlage. Muss man sich nun Sorgen um die Rhein-Neckar Löwen machen? Eher nicht. Das hat Gründe

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Marc Stevermüer
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Die Mittelblockspieler Sebastian Heymann (v.l.) und Olle Forsell Schefvert im Gespräch mit Trainer Sebastian Hinze. © Ruffler/Pix

Mannheim. Im Augenblick der Enttäuschung sprach David Späth von einer „bitteren Niederlage“. Und man konnte den Torwart der Rhein-Neckar sehr gut verstehen. Denn das 27:28 (13:13) des Handball-Bundesligisten am Donnerstagabend beim SC DHfK Leipzig kam in der Tat unglücklich zustande. Nach zuvor drei Siegen kassierten die Mannheimer in Sachsen ihre erste Saisonniederlage. Mit einer Rückkehr auf den Boden der Tatsachen hatte das Ergebnis aber eher nichts zu tun. Und das hat Gründe.

Besteht die Gefahr, dass die Niederlage die Löwen aus der Bahn wirft?

Nichts spricht dafür. Denn bislang präsentierten sich die Badener äußerst gefestigt. Gegen den THW Kiel und die MT Melsungen - bekanntermaßen keine Laufkundschaft - machten sie aus einem Drei- und einem Vier-Tore-Rückstand jeweils einen Sieg. Auch in Leipzig kamen die Mannheimer nach einem 7:12 zurück.

„Jeder hat unseren Kampfgeist gesehen. Wir haben wieder einen Rückstand aufgeholt. In der vergangenen Saison hätten wir uns vielleicht aufgegeben und das Ergebnis wäre dann ein ganz anderes gewesen. Diesmal hatten wir eine Siegchance“, sagte Späth. Sein Trainer Sebastian Hinze sprach ebenfalls von einem „guten Auswärtsspiel“, das aber „sehr bitter“ zu Ende gegangen sei.

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Dass jeweils zwei Strafwürfe und Tempogegenstöße nach dem Seitenwechsel ausgelassen wurden, rächte sich. „Wir haben leider zu viel verworfen“, ärgerte sich Kreisläufer Steven Plucnar. Die vielen Möglichkeiten zeigten im Umkehrschluss aber auch, dass die Mannheimer für einen Sieg infrage kamen und sich deshalb ein Lob von Leipzigs Trainer Rúnar Sigtryggsson verdienten: „Wenn ich die Löwen vergleiche mit dem, was sie in der vergangenen Saison gespielt haben, dann zeigen sie jetzt einen tollen Handball. Das ist eine andere Mannschaft. Wir haben glücklich gewonnen.“

Trotz der Niederlage: Worauf ist bei den Mannheimern Verlass?

Zunächst einmal auf Späth. Viermal spielte der 22-jährige Torwart komplett durch - obwohl mit Mikael Appelgren ein schwedischer Nationalkeeper auf der Bank sitzt. Doch Späth spielt konstant überragend, zeigte in Leipzig 16 Paraden, was einer Fangquote von 39 Prozent entsprach. Seine Saisonbilanz: 59 Paraden, Fangquote 40 Prozent. Das sind nicht nur Bundesliga-Bestwerte, sondern das ist Weltklasse. Und mit solch einem Torwart kommt eine Mannschaft zwangsläufig in jedem Spiel für einen Sieg infrage.

Sehr gefestigt wirken die Mannheimer außerdem in der Abwehrbeweglichkeit, in der Organisation und im druckvollen Tempospiel. Hinze nennt dies das „Grundpaket“, das bereits auf einem sehr hohen Niveau sei. Der Trainer zieht die erste Halbzeit gegen Melsungen als Beispiel heran. In der habe Mittelmann Juri Knorr nur knapp zehn Minuten auf dem Feld gestanden, weil die Mannheimer nach Ballgewinnen stets über das Tempospiel zum Erfolg kamen.

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Wo gibt es Verbesserungsmöglichkeiten?

Der umgebaute Rückraum mit den Zugängen Ivan Martinovic und Sebastian Heymann funktioniert im Zusammenspiel mit Knorr schon überraschend gut. Schließlich gilt es zu bedenken, dass alle drei Profis wegen ihrer Olympia-Teilnahmen erst verspätet ins Training einstiegen. Hinze sieht in „Phasen des Positionsangriffs eine große Sicherheit“. Aber eben nur in Phasen. „Da gibt es noch viel Potenzial“, sagt der Trainer.

Auch Kapitän Patrick Groetzki glaubt, dass man in der Angriffstaktik „am wenigsten weit“ sei. Hier wird eindeutig der Faktor Zeit helfen, weshalb die Zuversicht größer ist als der Zweifel. Auch bei Groetzki: „Ich spüre einfach, dass hier etwas entstehen kann.“

Wie sieht es mit der oft thematisierten Kaderbreite aus?

Hinze ist kein großer Freund des Begriffs Stammformation. „Es ist nicht so, dass wir keine Wechselmöglichkeiten haben oder dass ich bislang nicht gewechselt habe“, sagt der gebürtige Wuppertaler. Das stimmt grundsätzlich erst einmal. Klammert man aber den Kantersieg beim Aufsteiger SG BBM Bietigheim aus, gibt es schon so etwas wie ein festes Gerüst. Das räumt auch Hinze ein: „Es gibt sicherlich eine Stammformation.“

Steven Plucnar jubelt über einen Treffer der Löwen. © Taeger/PIX-Sportfotos

In Leipzig war der Trainer gezwungen, den kurzfristig erkrankten Jannik Kohlbacher durch Plucnar zu ersetzen. Der Däne bestätigte, dass er gegenüber der Vorsaison einen Fortschritt gemacht hat. Auch Gustav Davidsson erhält seine Einsatzzeiten, Jon Lindenchrone entlastet phasenweise Dauerbrenner Martinovic. Jeder hat also seine Rolle. Doch was sich in Leipzig auch zeigte: Agieren in der Offensive nicht alle Leistungsträger am Limit, wird es schon ein wenig schwieriger für die Löwen. Denn nach jetzigem Stand fehlen frische Kräfte von der Bank, die ein Spiel entscheidend prägen, verändern oder sogar im Alleingang drehen können.

Wie weit nach oben kann es für die Löwen in dieser Saison gehen?

Grundsätzlich gilt: Aus genannten Gründen sollte sich besser keiner der Leistungsträger verletzten. Denn gleichwertigen Ersatz gibt der Kader auf der einen oder anderen Position nicht her. Ansonsten ist eine Prognose schwierig, auch weil sich zeigt, dass die stärkste Liga der Welt noch unberechenbarer geworden ist.

Titelkandidat Kiel verliert bei den Löwen und gegen Melsungen, gewinnt dafür aber beim Meister Magdeburg. Vizemeister Füchse Berlin verliert wiederum bei der TSV Hannover-Burgdorf. „Erst nach zehn bis zwölf Spielen ist eine grundsätzliche Einordnung möglich, wohin es für die einzelnen Clubs gehen kann“, glaubt Hinze: „Dann sieht man, wie die Mannschaften mit unterschiedlichen Dingen umgehen.“ Zum Beispiel mit einer Niederlage, wie sie jetzt die Löwen kassierten.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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