Handball

Das ist das Erfolgsgeheimnis der Rhein-Neckar Löwen

Drittes Spiel, dritter Sieg: Die Rhein-Neckar Löwen mischen die Handball-Bundesliga auf. Dafür gibt es Gründe

Von 
Marc Stevermüer
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Die pure Freude – auch bei Löwen-Kapitän Patrick Groetzki. © Max Krause

Mannheim. Die Tür war zwar verschlossen. Aber es ließ sich erahnen, was dahinter geschah. Das Geräusch von klirrendem Glas in der Kabine der Rhein-Neckar Löwen deutete auf das eine oder andere alkoholische Kaltgetränk hin, das am Samstagabend gereicht wurde. Als sich wenig später dann noch für ein paar Sekunden die Tür öffnete, erledigten sich auch die restlichen Zweifel an dieser These. Zur akustischen Vermutung gesellte sich die visuelle Bestätigung. Manch ein Löwe gönnte sich ein paar zusätzliche Kalorien. Als eine Art Belohnung. Und das vollkommen verdient.

Denn nach dem 31:26 (17:14)-Sieg über die MT Melsungen stehen die Mannheimer in der Handball-Bundesliga weiterhin ohne Minuspunkte da. Und haben noch dazu mit dem THW Kiel (32:27) und jetzt den Melsungern zwei absolute Topteams geschlagen. Dazwischen lag ein ungefährdeter 33:25-Kantersieg beim Aufsteiger SG BBM Bietigheim. Keine Frage: Es hätte schlechter laufen können.

Späth ist momentan „der beste Torwart der Bundesliga“

„Wir sind auf einem starken Leistungsstand. Das war ein richtig guter Sieg“, freute sich Kapitän Patrick Groetzki nach dem Erfolg über die Nordhessen, die zwar zunächst mit 11:7 (17.) geführt, doch danach kaum noch Lösungen gegen die Abwehr der Mannheimer gefunden hatten. Phasenweise versuchten es die Melsunger mit dem siebten Feldspieler, doch auch dafür wurden sie mit Gegentreffern ins leere Tor bestraft. Weshalb Löwen-Trainer Sebastian Hinze anschließend von einem „sehr, sehr guten Spiel“ seiner Mannschaft und einem „tollen Abend“ sprach.

Wer den gebürtigen Wuppertaler kennt, der weiß genau, was diese Worte bedeuten. Sie sind ein großes Lob. Denn der 45-Jährige steht keinesfalls im Verdacht, schnell euphorisch zu werden. Zumal es ja nun wirklich so ist, dass es immer Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Doch am Samstag genossen die Löwen einfach nur den Moment, wie Spielmacher Juri Knorr zugab: „Es ist etwas Besonderes für uns, mit drei Siegen zu starten. Denn wir konnten nicht damit rechnen, dass so viele Dinge so früh funktionieren.“ Vor allem in der Abwehr.

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Der zweifache Meister brachte ab Mitte der ersten Halbzeit den Melsunger Spielfluss in fast jedem Angriff zum Erliegen. Mit viel Laufarbeit, einer kompromisslosen Zweikampfführung und richtigen Entscheidungen. Die Löwen wussten ganz offensichtlich, was auf sie zukommt. Exemplarisch dafür standen die letzten 30 Sekunden im ersten Durchgang: Leidenschaftlich verteidigten die Mannheimer den letzten Melsunger Angriff, stürzten sich in die Zweikämpfe und stellten die Passwege zu. Heraus kam bei angezeigtem Zeitspiel ein Verlegenheitswurf der Nordhessen in den badischen Block. Der Ball landete in den Händen von David Móré und der vollendete im Gegenstoß zum 17:14-Pausenstand.

Genau diesen Tempo-Handball hatten sich die Löwen vor der Saison vorgenommen - und genau der zwang jetzt auch die MT in die Knie, wie der Melsunger Kapitän Timo Kastening einräumte: „Vor der Begegnung war der Gedanke in meinem Kopf, dass wir mit unserem extremen System-Handball auf den Tempo-Handball der Löwen gepaart mit einer hohen individuellen Klasse im Freestyle-Modus treffen. Am Ende muss man sagen, dass sich der Tempo-Handball und die individuelle Klasse durchgesetzt haben.“

Wenngleich zur individuellen Klasse nicht nur der achtfache Torschütze Jannik Kohlbacher und der wieder einmal starke Ivan Martinovic (7/4 Treffer) zählten, sondern fast schon traditionell auch Torwart David Späth. Diesmal zeigte der gebürtige Pfälzer 15 Paraden. „Er ist aktuell wahrscheinlich der beste Torwart der Bundesliga. David hat eine Aura und eine Ausstrahlung, die etwas mit den gegnerischen Schützen macht. Für einen 22-Jährigen ist das schon etwas sehr Besonderes“, staunte Knorr. Wobei er genau genommen gar nicht staunte. Denn der Mittelmann gab auch zu, dass er sich „fast schon wundern würde“, wenn von seinem Kumpel zwischen den Pfosten „mal nichts komme“.

Späth gehört zweifelsohne zu den großen Stützen dieser Mannschaft. Sein Torwartkollege Mikael Appelgren spielte bislang keine einzige Sekunde. Und der ist immerhin schwedische Nationalkeeper. Auf der Rechtsaußenposition ist Kapitän Groetzki gesetzt, am Kreis Kohlbacher. Im Rückraum trägt das Trio Knorr, Martinovic und Sebastian Heymann die Mannschaft. Punktuell kommt auch Abwehrchef Olle Forsell Schefvert im Angriff zum Einsatz, doch bislang wechselt Hinze eigentlich nur auf der Linksaußenposition mit David Móré und Tim Nothdurft durch. Ansonsten gibt es eine echte Stammformation - auch wenn Hinze selbst dieses Wort nicht mag. Sein Handeln lässt aber genau diese Bezeichnung zu.

„In unseren Meistersaisons haben wir auch nicht mit viel mehr Leuten gespielt“, blickte Groetzki auf die Erfolgsjahre 2016 und 2017 zurück. Es gab damals einen Kern, der die Mannschaft trug. Und ohne Europapokalbelastung ist das für die Löwen in dieser Saison ohnehin ganz gut möglich, wie der Kapitän meint: „Wir sind sehr fit. Man sieht, dass wir dagegenhalten und zurückkommen können; dass die Kräfte nicht so schnell nachlassen.“

Wenn man so will, laufen die Löwen ihre Gegner bislang in Grund und Boden. Sie befinden sich im Geschwindigkeitsrausch. Und belohnen sich dafür nicht nur mit Punkten, sondern hin und wieder auch mit Kaltgetränken.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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