Mannheim/ Köln. Vom Kölner Dom aus ist es nur ein kurzer Fußweg. Der Marsch über die Hohenzollernbrücke und den Rhein endet nach wenigen Minuten, ehe hinter einer Häuserecke ein riesiges Gebäude in den Himmel ragt: die Lanxess-Arena. Das imposante Bauwerk mit der bogenförmigen Trägerkonstruktion für das Dach ist der Sehnsuchtsort vieler Handballfans – und das aus gutem Grund, gehört diese Halle doch zu den größten Bühnen dieses Sports. Vielleicht ist sie sogar die größte.
Hier im Herzen des Rheinlands treffen sich in jedem Jahr die besten und bekanntesten Spieler, um vor knapp 20 000 Zuschauern den Champions-League-Sieger zu ermitteln. Für die deutsche Nationalmannschaft ist diese Arena sogar eine Art Tempel, in der sie vom Publikum getragen wird und sich bisweilen unbesiegbar fühlt. So wie beim WM-Triumph 2007.
Bangen um Groetzki
Es verwundert daher auch kaum, dass bei der Heim-EM 2024 die Deutschen ab der Hauptrunde in Köln spielen und für ein neues Wintermärchen sorgen wollen. Denn hier gibt es ihn noch, den Heimvorteil. „Das ist die geilste Halle, um Handball zu spielen“, sagt Patrick Groetzki, dessen Urteil Gewicht hat. Denn der 33-jährige Kapitän der Rhein-Neckar Löwen hat schon in vielen stimmungsvollen Arenen gespielt. Doch nirgends ist das Flair so besonders wie hier.
Umso bitterer wäre es deshalb, wenn der Linkshänder nun am Wochenende in Köln beim Final Four um den DHB-Pokal nicht spielen könnte. „Er ist krank und liegt im Bett. Es sieht nicht gut aus“, fürchtet Trainer Sebastian Hinze einen Ausfall des Leistungsträgers. Und das ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt in der Domstadt, wo nun erstmals auch die deutsche Pokalendrunde ausgetragen wird. Köln entwickelt sich damit endgültig zum Handball-Mekka, nachdem der Sieger dieses Wettbewerbs zuvor in Hamburg gekürt wurde.
Klar ist: Die Vorfreude wächst. Bei den Fans. Und bei den Mannschaften. Auch wenn die Löwen zuletzt durch die Bundesliga schwankten wie ein Schiff, das im wilden Ozean von Wellen und Wind von links nach rechts, von oben nach unten geschüttelt wird. Vier Niederlagen in Folge drückten auf die Stimmung bei den Mannheimern, die am Donnerstag die Verpflichtung von Rückraum-Linkshänder Jon Lindenchrone Andersen (Frisch Auf Göppingen, Vertrag bis 2026) bestätigten. Vor allem das 37:42 am Ostersonntag gegen den VfL Gummersbach sorgte für Frust. „Sehr schlecht“ sei danach die Gemütslage gewesen, berichtet Trainer Hinze.
„Etwas Besonderes herausholen“
Doch der Unterschied zwischen einem Hindernis und einer Chance ist bisweilen gering. Kluge Menschen machen sich gar beides zunutze. Und so weiß Hinze einerseits, dass die Halbfinalaufgabe gegen die SG Flensburg-Handewitt am Samstag (16.10 Uhr) sehr schwierig wird. Andererseits kann sein Team nun befreit spielen. Es bietet sich die große Chance zur Trendwende. Garniert mit einem Titel. „Wir können etwas Besonderes aus dieser Saison herausholen, ohne viel verlieren zu können“, versucht der Trainer, den Druck zu nehmen.
Linksaußen Uwe Gensheimer sieht seine Mannschaft gar als Außenseiter und hofft deshalb darauf, dass die Löwen nun ein wenig lockerer agieren und nicht denken, „dass wir etwas verlieren können“. Der 36-Jährige weiß um die spezielle Eigendynamik, Faszination und Magie eines Finalturniers im Pokal, im Europacup oder in der Champions League – und dass bei diesen Endrunden regelmäßig Unerwartetes und Überraschendes passiert.
Gensheimer hat all das nämlich in sämtlichen Facetten und Schwierigkeitsgraden schon erlebt. Mit den Löwen erreichte er als krasser Außenseiter 2005 und 2006 jeweils das deutsche Pokalfinale und gewann 2013 mit den Badenern im französischen Nantes gegen die Mannschaft des Gastgebers den EHF-Pokal. Übrigens wenige Monate nach seinem Achillessehnenriss. Mit dem Topfavoriten Paris Saint-Germain wiederum verpasste der Rechtshänder zweimal den Triumph beim Finalturnier in der Champions League. Wenn einer wie er also davon spricht, dass „an solch einem Wochenende jeder gewinnen kann“, ist das nicht einfach so dahergesagt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Spannende Zeiten bei den Rhein-Neckar Löwen