Mannheim. Natürlich musste Bjarte Myrhol mit seiner Frau Charlotte sprechen. Aber eben nicht nur mit ihr. Es stand noch ein unausweichliches Telefonat an. Und zwar mit einem sehr engen Freund namens Andy Schmid. Der Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen bestreitet am Mittwoch (19.05 Uhr) gegen den THW Kiel sein letztes Heimspiel in der SAP Arena. Myrhol hatte schon Karten für die Partie. Er wollte unbedingt dabei sein – was der Norweger auch weiterhin ist. Nur in einer ganz anderen Rolle, als es der 40-Jährige vor etwas mehr als einer Woche noch dachte. Denn nun kommt der Kreisläufer plötzlich im Kieler Trikot als Gegner zum Abschied seines Kumpels. Oder wenn man es positiv ausdrückt: Näher dran an Schmid kann an diesem Abend kaum jemand sein. Er hat den besten Platz.
„Ich musste das mit Andy klären“, sagt Myrhol, der von 2009 bis 2015 nicht nur für die Löwen spielte, sondern auch eine der großen Ikonen des Clubs ist. Sein Trikot hängt unter dem Dach der SAP Arena. Im vergangenen Jahr beendete er seine Laufbahn beim dänischen Erstligisten Skjern. Und jetzt das. Ein Comeback. In Mannheim. Gegen „seine“ Löwen. Und gegen Schmid, der seinem Kumpel das Okay gab: „Andy freut sich, dass ich bei seinem letzten Heimspiel als Gegner auf dem Spielfeld dabei sein kann.“
Zusammen für Löwen gezaubert
In ihrer gemeinsamen Löwen-Zeit hatte das Duo einst mit zirkusreifen Einlagen die Massen verzückt und die Gegner zur Verzweiflung gebracht. Nun stehen sie zwar wieder beide auf der Platte, nur eben in unterschiedlichen Trikots. Gudmundur Gudmundsson freut sich im Gespräch mit dieser Redaktion trotzdem. „Das ist fantastisch. Bjarte hat sich den besten Moment für ein Comeback ausgesucht. Andy und er sind gute Freude, ihr Zusammenspiel war einzigartig. Sie haben für Gänsehaut-Momente gesorgt“, sagt der Isländer, der von 2010 bis 2014 die Löwen trainierte, am Mittwoch auf der Tribüne sitzen und sicherlich genau hinsehen wird, was seine einstigen Stars noch so drauf haben.
Dass Schmid nach wie vor zu den Besten der Welt gehört, zeigt der Schweizer Woche für Woche in der Bundesliga. Doch auch Myrhol hinterließ bei seinem ersten Einsatz für die Kieler am Sonntag beim Erfolg über den HSV Hamburg einen sehr fitten Eindruck. Und über die notwendige Spielintelligenz verfügt der Norweger sowieso. „Einen wie ihn muss man nicht einbauen“, sagte THW-Trainer Filip Jicha in den „Kieler Nachrichten“: „Er muss nur wissen, wie unsere Spielzüge heißen und was er machen soll – dann macht er das.“
Mit der kurzfristigen Verpflichtung von Myrhol reagierten die Norddeutschen auf den verletzungsbedingten Ausfall von Hendrik Pekeler (Achillessehnenriss), der übrigens 2015 bei den Löwen auf Myrhol folgte und 2018 dann nach Kiel ging. Nun ersetzt der Vorgänger seinen Nachfolger – auch das gehört zu dieser verrückten Geschichte.
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