Mannheim. Denkt man an die Rhein-Neckar Löwen, denkt man auch an ihn. Obwohl er gar nicht mehr da ist. Also leibhaftig. Aber ein Banner mit seinem Namen hängt unter dem Dach der Mannheimer SAP Arena: Andy Schmid. Der Schweizer bleibt unvergessen. Bei den Löwen, weil er sie zu zwei Meisterschaften und einem Pokalsieg führte. Und in der Handball-Bundesliga, weil er den Wettbewerb als einer der besten Spielmacher aller Zeiten wie nur wenige andere prägte.
Tempo und Taktik gab Schmid von 2010 bis 2022 bei den Mannheimern vor, er steuerte das Spiel oder riss es an sich, wenn es sein musste. Der Schweizer war der Chef im Ring, behielt stets einen kühlen Kopf. Als Stratege. Der sich bisweilen auch auf die Kunst des Machbaren beschränkte. Was ebenfalls eine Qualität ist. Denn am Ende geht es niemals darum, das Spektakuläre zu tun, sondern das Richtige.
Einen klassischen und dominanten Mittelmann wie ihn gibt es nur noch selten. Vielleicht gar nicht mehr. „Eigentlich sind nur noch Rückraumspieler gefragt, die im Spiel permanent die Positionen tauschen“, sagt Löwen-Trainer Maik Machulla. Allerdings – und das betont der Coach ebenfalls – benötigt auch jede Mannschaft einen Spieler, der „den Hut aufhat und den Takt vorgibt“. Der also sagt, wo es lang geht. Und der für Ballsicherheit sorgt. Bei den Löwen war das lange Zeit Schmid und danach Juri Knorr, der jetzt in Aalborg unter Vertrag steht und beim Thema Spielsteuerung viel von Schmid lernte. Mit der Zeit setzte Knorr immer häufiger seine Nebenleute ein. Er machte einen Reifeprozess durch.
Am Sonntag spielen die Löwen in Kiel
Vor der Bundesligapartie der Badener am Sonntag (16.30 Uhr) beim THW Kiel ist Machulla in seiner neu formierten Mannschaft noch auf der Suche nach genau solch einem Spieler. Ihn freut zwar, dass jeder versucht, Verantwortung zu übernehmen und in Situationen, „in denen wir Schwierigkeiten haben, das auch alleine für sich zu lösen. Das wird aber in der Regel nicht funktionieren. Wir brauchen jetzt so ein bisschen mehr diesen Häuptling.“ Also den Taktgeber, der Rhythmus und Richtung vorgibt.
Dass genau solch ein Spieler fehlt, wurde nicht zuletzt bei den Bundesliga-Niederlagen in Hannover und Hamburg deutlich. Denn immer dann, wenn sich für die Badener in diesen Partien die Tür öffnete, gingen sie nicht hindurch, sondern leisteten sich Ballverluste, technische Fehler und überhastete Abschlüsse. Es fehlte ganz einfach die Ruhe. Und damit ein Chef, der das Tempo bestimmt.
Thrastarson und Baijens spielen in der Zentrale
Die Aufgabe im zentralen Rückraum übernehmen in dieser Saison Haukur Thrastaron und Dani Baijens. Nicht selten stehen auch beide gemeinsam auf dem Feld. Was aber die Führungsrolle angeht, hat Trainer Machulla eher Baijens im Kopf. Wenngleich er Thrastrason sehr schätzt: „Haukur genießt zwar ein unglaublich hohes Ansehen in der Mannschaft, weil er eine hohe individuelle Qualität mitbringt. Er setzt die Dinge eins zu eins um, die wir besprechen. Aber er ist nicht derjenige, der 30 andere Spieler mitzieht.“
Das sei bei Baijens anders. „Ich sehe, welche Emotionen und welche Energie Dani mitbringt“, sagt Machulla über den eher extrovertierten Niederländer, den er aber auch in die Pflicht nimmt. Denn bisweilen wirkt es so, dass Baijens zwar das Spiel an sich reißen und Dinge erzwingen will, dabei aber ein wenig überdreht. „Dani muss verstehen, dass er sich auch mal zurücknimmt und andere in Position bringt. Er versucht das in jedem Training, in jedem Spiel, aber manchmal hat er zu viele Ideen und einen Energieüberschuss. Dann wird es ein bisschen viel. Das ist sein größtes Lernfeld“, sagt Machulla und fordert vom Niederländer, „die Balance zu finden“ zwischen Spielsteuerung und eigenen Abschlüssen. Der Trainer ist allerdings „optimistisch“, dass das gelingen wird: „Dani ist ein intelligenter Junge.“
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