Mannheim. Heidelberg. Leere Blicke und hängende Schultern bei den Rhein-Neckar Löwen: Knapp 40 Minuten lang durfte der Handball-Bundesligist am Mittwochabend von einer Überraschung in der 2. Runde des DHB-Pokals gegen die SG Flensburg-Handewitt träumen. Die Mannheimer führten kurz nach dem Seitenwechsel, doch dann schlichen sich ein paar kleine Fehler ein und insgesamt vier Siebenmeter blieben ungenutzt. Auch eine überragende Torwartleistung fehlte. In Summe ist das zu viel des Schlechten, um gegen ein Spitzenteam zu bestehen. Entsprechend verloren die Badener dann auch mit 32:38 (18:18).
„Das Ergebnis ist enttäuschend, weil viel mehr drin gewesen ist. Wir machen kein gutes Spiel und haben trotzdem die Chance, zu gewinnen“, ärgerte sich Kapitän Patrick Groetzki. Auch Trainer Maik Machulla trauerte der verpassten Chance nach: „Wir nicht einmal eine überragende Leistung gebraucht, um die Partie für uns zu entscheiden. Aber wir waren einmal mehr nicht konsequent vorm Tor. Und uns haben die Torwartparaden gefehlt.“
Sebastian Heymann startete bei den Löwen im halblinken Rückraum und im Innenblock. Die Idee dahinter: Mit ihm auf dem Feld wollte Trainer Maik Machulla einen doppelten Abwehr-Angriff-Wechsel vermeiden. Schon nach fünf Minuten war er aber genau zu dieser Maßnahme gezwungen.
Die Mannheimer lagen zu diesem Zeitpunkt bereits 1:5 zurück und Heymann hinterließ einen durch und durch verunsicherten Eindruck. Ein Pass ins Aus, ein halbherziger Abschluss – in der Offensive fehlte ihm jegliche Bindung zum Spiel. Für ihn kam Dani Baijens, der die Rückraumrolle übernahm. Im Abwehrzentrum kam Robert Timmermeister zum Zug.
Löwen kommen nach 8:13-Rückstand zurück
Dank Haukur Thrastarson blieben die Löwen zumindest halbwegs im Spiel, bis zum 5:8 (11.) hatte der Isländer bereits drei Treffer erzielt. Unterm Strich erlaubte sich der zweifache Meister und Pokalsieger in der Anfangsviertelstunde einmal mehr viel zu viele Fehler. Bestes Beispiel: Baijens. Die Mannheimer hatten sich nach der schlimmen Anfangsphase gerade so gefunden, als sich der Niederländer vollkommen übermotiviert einen überhasteten Abschluss nahm. Benjamin Buric im Flensburger Tor hielt, die Norddeutschen konterten – und statt 7:9 stand es 6:10 (14.).
Bis zum 8:13 (18.) deutete wenig darauf hin, dass die Löwen noch einmal Zugriff auf dieses Spiel bekommen. Doch der eingewechselte Schlussmann Mike Jensen wehrte gleich mehrere Bälle ab, die Abwehr stabilisierte sich und im Angriff fanden die Badener nun häufiger Lösungen über Kreisläufer Jannik Kohlbacher.
Tor um Tor kämpften sich die Löwen heran. Und da die Deckung stand, fiel es nicht so sehr ins Gewicht, dass sie nicht alle Chancen nutzten. Thrastarson besorgte die erste Führung der Löwen (18:17), die kurz vor der Pause in diesem plötzlich packenden Pokalkrimi sogar die Möglichkeit auf einen Zwei-Tore-Vorsprung hatten. Doch im Umschaltspiel verschenkten sie den Ball und kassierten tatsächlich noch den Ausgleich zum 18:18-Pausenstand. „Da waren wir einfach nicht clever genug“, kritisierte Machulla.
Die ersten beiden Treffer nach dem Seitenwechsel erzielten die Flensburger, während der ansonsten überragende David Móré an diesem Abend seinen zweiten Siebenmeter vergab. Doch der 21-Jährige ist mittlerweile abgezockt genug, so dass ihn sowas längst nicht aus der Fassung bringt. Wenig später traf er zum 20:20 (36.) und Kohlbacher legte in unnachahmlicher Art das 21:20 (38.) nach. Keine Frage: Die Löwen hatten Spaß in ihrer Außenseiterrolle – und spürten, dass an diesem Abend gegen den Meisterschaftskandidaten vielleicht eine Überraschung möglich ist.
Löwen – Flensburg 32:38 (18:18)
Rhein-Neckar Löwen: Späth, Jensen (16. bis 40. Minute und ab 47. Minute) – Móré (7/2), Kohlbacher (8), Groetzki (4) – Heymann, Thrastarson (7), Sandell (3) – Jaganjac (1), Timmermeister, Nothdurft, Steenaerts (nicht eingesetzt), Plucnar (nicht eingesetzt), Baijens (1), Aspenbäck (1). Trainer: Machulla.
SG Flensburg-Handewitt: Buric, K. Møller (nicht eingesetzt) – Pytlick (3), Golla (5), Kirkeløkke (1), Grgic (5), Tønnesen (7), Jørgensen (1), Horgen (nicht eingesetzt), Volz (nicht eingesetzt), Jakobsen (7/3), Knutzen (nicht eingesetzt), Blagotinsek, Novak (2), L. Møller (7). Trainer: Pajovic.
Schiedsrichter: Krag/Hurst.
Zuschauer: 3.791 (ausverkauft) in Heidelberg.
Strafminuten: Timmermeister (2) – Tønnesen (2), Pytlick (2).
Beste Spieler: Móré, Thrastarson, Kohlbacher – Tønnesen, L. Møller, Buric.
Nächstes Spiel: Sonntag, 16.30 Uhr, in der Bundesliga beim THW Kiel. Dyn überträgt live.
Allerdings bekamen sie so langsam ein Siebenmeterproblem: Mathias Larson nahm sich den nächsten Strafwurf – und traf den Innenpfosten. Da Jensen außerdem sein Niveau nicht halten konnte, kehrte Späth zurück zwischen die Pfosten (40.). In Überzahl bot sich die Chance zum 21:22-Anschlusstreffer, aber Kapitän Patrick Groetzki fing den Ball nicht und Späths Gegenstoßpass landete kurz danach auch in den Flensburger Händen (44.). Es sind häufig Kleinigkeiten wie diese, die in Summe ein enges Spiel entscheiden.
Im Angriff lastet zu viel auf Thrastarson
Machulla nahm beim 22:25 (44.) eine Auszeit. Seine Mannschaft brauchte nun irgendeinen Impuls. Thrastarson und Kohlbacher trafen prompt, doch die SG nutzte ihre Chancen ebenfalls. Späth bekam einfach keinen Ball zu fassen und wurde nur sieben Minuten nach seiner Einwechslung wieder durch Jensen ersetzt. „Beide Torhüter hatten keinen guten Tag. Aber sie haben uns auch schon oft genug gerettet“, sagte Machulla.
Als Nationalspieler Marko Grgic zum 29:25 (48.) für Flensburg traf, lief den Löwen so langsam die Zeit davon. Auch im Angriff fehlten mehr und mehr die zündenden Ideen, zu viel lastete auf dem guten Thrastarson. Bei den Flensburgern strahlten hingegen alle Rückraumspieler Torgefahr aus – die Norddeutschen sind eben ein Topteam.
„Wir haben gezeigt, dass wir das Flensburger Niveau phasenweise erreichen können“, sagte Kohlbacher. Doch um solch einen Gegner zu bezwingen, muss eine konstant gute Leistung her.
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