Handball

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer-Ersatz Móré überlistet die Gegenwart

Dávid Móré von den Rhein-Neckar Löwen ist erst 19 Jahre alt. Mit ihm verbindet der Club große Hoffnungen. Das hat Gründe

Von 
Marc Stevermüer
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Mehr Emotionen wollte Sebastian Hinze von Dávid Móré sehen. Der Linksaußen folgte dem Wunsch des Trainers. © Krause

Mannheim. Dávid Móré hat erfolgreiche Wochen hinter sich. Was ein wenig paradox klingt. Denn für seinen Verein gilt das nun wahrlich nicht. Die Rhein-Neckar Löwen kriseln in der Handball-Bundesliga gerade vor sich hin, was auch durch das kleine Zwischenhoch mit den zwei Hauptrundensiegen in der European League über die TSV Hannover-Burgdorf nicht geschönt werden kann. Zumal direkt danach mit der Heim-Niederlage gegen den HSV Hamburg der nächste Rückschlag folgte.

Beim 34:36 gegen die Hanseaten gehörte Móré mal wieder zu den wenigen Lichtblicken seiner Mannschaft. Wie schon so häufig zuvor. Der 19-jährige Linksaußen erledigt ganz einfach seinen Job. Zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk. Was die nackten Zahlen belegen: In den zurückliegenden fünf Begegnungen erzielte der gebürtige Memminger 24 Treffer bei 30 Versuchen, was einer Quote von 80 Prozent entspricht. Ein überragender Wert. Der sich einerseits mit einem Lerneffekt über die gesamte Saison, aber auch mit gestiegener Sicherheit erklärt. Denn während Trainer Sebastian Hinze lange Zeit Móré und den 20-jährigen Lion Zacharias mehr oder weniger abwechselnd spielen ließ, hat er sich nun auf den jüngeren der beiden ganz Jungen festgelegt.

Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen Móré: „Ich lebe meinen Traum“

„Es fühlt sich mega-gut an, sich den Platz erkämpft zu haben und das Vertrauen des Trainers zu bekommen“, sagt Móré zu seinem neuen Status als Nummer eins auf der Linksaußenposition, die bei den Löwen nicht nur eine gefühlte Ewigkeit von Weltklassemann Uwe Gensheimer besetzt wurde. Der langjährige Nationalmannschaftskapitän fehlt allerdings bereits seit vielen Monaten wegen einer komplizierten Knieverletzung, am Saisonende wird er seine imposante Karriere beenden und Sportchef bei den Löwen.

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Es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn man behauptet, dass die Mannheimer mit Móré schon einen Nachfolger für Gensheimer in den eigenen Reihen haben. Auch wenn der Jungspund weiß, dass noch viel Arbeit vor ihm liegt. „Ich werde hoffentlich auch mal so gut wie Uwe“, sagt der 19-Jährige, der immer wieder Tipps vom Routinier erhält. Entweder im Training. Oder auch in der Halbzeitpause eines Pflichtspiels. Wie ein Schwamm saugt er dann alles auf, was Gensheimer ihm erzählt. Meistens geht es nur um Kleinigkeiten. Doch eben diese machen oft den Unterschied. Mit Blick auf das Ergebnis. Und auch die persönliche Entwicklung, die bei Móré zuletzt rasend schnell voranschritt.

Keine Frage: Der Mann der Zukunft hat die Gegenwart überlistet. Wenngleich der Rechtshänder schon vor der Saison kein echter Geheimtipp mehr war. Zu offensichtlich war sein Talent. Was er bereits vor dieser Runde häufiger zeigte. Als 17-Jähriger bestritt der 1,85-Meter-Mann im Februar 2022 bereits sein erstes Bundesligaspiel. Immer wieder half er auch danach bei den Profis aus, wenn dort jemand verletzungsbedingt fehlte. Doch seit Beginn dieser Saison ist Móré keine Aushilfe mehr, sondern ein wichtiger Bestandteil des Kaders. Einfach mittendrin statt nur dabei.

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„Ich lebe meinen Traum“, sagt der Linksaußen, der einen ungarischen Vater hat. Was dann auch die Accents auf seinem Namen erklärt, nachdem manch einer schon französische Vorfahren bei ihm vermutet hatte. In der Jugend spielte der Memminger für den TSV Ottobeuren und die TSV Niederraunau, ehe er 2020 als 16-Jähriger das Unterallgäu verließ und ins Nachwuchsleistungszentrum der Rhein-Neckar Löwen umzog.

Er habe sich damals „keinen großen Kopf gemacht“, sondern hatte einfach „nur Bock, für die Löwen zu spielen“, berichtet der Linksaußen von keinerlei Zweifeln. „Ich habe nur diese Chance gesehen und mich eigentlich nie gefragt, ob ich das schaffe und wie das wird, wenn ich meine Heimat verlasse. Wahrscheinlich war es ganz gut, dass ich noch so jung war. Da denkt man über sowas noch nicht so viel nach“, scherzt Móré, dessen Eltern zu fast jedem Heimspiel der Löwen kommen.

Móré mit verbessertem Abwehrverhalten

In der Mannheimer SAP Arena oder im Heidelberger SNP Dome, wo der Pokalsieger an diesem Dienstag (18.45 Uhr/live bei Dyn) zum Hauptrundenabschluss in der European League auf den polnischen Erstligisten Górnik Zabrze trifft, sehen sie ihren Sohn nicht nur auf dem linken Flügel spielen, sondern auch dessen Fortschritte. Trainer Hinze lobt: „Dávids Entwicklung gefällt mir richtig gut. Vor allem macht er Dinge besser, die man nicht in jeder Statistik sieht.“ Der Trainer meint damit das verbesserte Abwehrverhalten, aber auch Mórés Körpersprache und dessen Umgang mit Rückschlägen: „Dávid wird auch in Zukunft Bälle verwerfen, aber ein Fehlwurf nimmt ihn nicht mehr so mit.“ Soll heißen: Der Jungspund kommt nun gefestigter und mit einem größeren Glauben an die eigenen Qualitäten daher. Lässt auch mal seine Emotionen raus. Ein normaler Lernprozess, der beim deutschen Junioren-Nationalspieler schnell voranschreitet.

Bis 2025 ist er an die Löwen gebunden - und zur nächsten Saison bekommt er einen neuen Kollegen auf seiner Position. Nationalspieler Tim Nothdurft wechselt vom Bergischen HC zu den Löwen, während Zacharias sich der HSG Wetzlar anschließt. „Von Tim werde ich viel lernen können, zumal er in der Abwehr auf der Halbposition deckt. Aber natürlich sehe ich das auch ein bisschen als Konkurrenzkampf“, will der ehrgeizige Móré weiterhin auf viel Einsatzzeitkommen.

Für Trainer Hinze ist das eine luxuriöse Konstellation, zumal sich beide in ihrer Spielweise unterscheiden: „Wir werden in der nächsten Saison vermutlich keine klare Nummer eins auf der Linksaußenposition haben. Und wenn doch, wüsste ich jetzt nicht, wer das sein sollte.“ Einen Satz wie diesen dürfte Moré gerne hören. Denn er ist nichts anderes als ein verstecktes Kompliment an ihn.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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