Mannheim. Sebastian Hinze möchte am Freitagmittag lieber über die Spieler reden, die ihm zur Verfügung stehen. „Das ist einfacher“, sagt der Trainer der Rhein-Neckar Löwen und startet vor der Bundesliga-Partie am Sonntag (15 Uhr) beim HSV Hamburg seine Aufzählung.
Die Liste an Ausfällen ist zwar kürzer. Auf ihr stehen allerdings die prominenten Namen Juri Knorr, Sebastian Heymann und Jannik Kohlbacher. Die drei deutschen Handball-Nationalspieler haben bislang nicht mit der Mannschaft trainiert - und Hinze geht fest davon aus, dass ihm dieses Trio in der Hansestadt fehlen wird.
Heymann und Kohlbacher hatten zuletzt verletzungsbedingt schon die Weltmeisterschaft absagen müssen. Knorr nahm zwar am Turnier teil, hatte zwischenzeitlich aber mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Und die sind immer noch nicht ausgestanden. „Er hat noch leichte Beschwerden – und die müssen weg. Sonst macht es keinen Sinn“, meint Hinze, der immerhin mit dem kroatischen WM-Silbermedaillengewinner Ivan Martinovic planen kann.
Der Linkshänder kam am Mittwoch nach Hause und stieß am Donnerstag zum Team. Die taktischen Trainingsinhalte absolvierte der 27-Jährige, ansonsten ging es für ihn nur dosiert zur Sache. „Ivan hat viel Zeit im Kraftraum und beim Physiotherapeuten verbracht. Bei ihm müssen wir die Belastung gut steuern“, will Hinze seinem Star nicht zu viel abverlangen.
Löwen Ivan Martinovic zum Kapitän der Kroaten ernannt
Bei der Weltmeisterschaft hatte Martinovic ganz groß aufgespielt und stach aus einer starken kroatischen Mannschaft noch heraus. Er übernahm Verantwortung, glänzte als zuverlässiger Torschütze, weshalb es der gebürtige Wiener auch ins All-Star-Team des Turniers schaffte. Außerdem wurde ihm eine noch größere Ehre zuteil, denn nach dem Rücktritt von Legende Domagoj Duvnjak ist der Löwe nun Kapitän der kroatischen Auswahl. Sein Nationaltrainer Dagur Sigurdsson schwärmt: „Er hat das richtige Alter, ist ein Profi und ein Weltklassespieler. Eine neue Ära beginnt, und er wird der neue Anführer sein. Er ist ein großartiger Typ, sehr professionell und humorvoll - die Mannschaft wird ihm folgen.“
Nach dem verlorenen WM-Finale am Sonntag gegen Dänemark humpelte Martinovic am Montagmorgen noch über den Flughafen in Oslo und machte sich auf den Weg in seine Heimat. Einem Empfang in Kroatien folgten ein paar freie Tage – nun dreht sich das Handball-Hamsterrad für Martinovic weiter. Und klar ist: Der Linkshänder macht die Löwen besser. Er ist einer der sehr wenigen Unterschiedsspieler im Team.
Es verwundert daher nicht, dass der Bundesligist den 27-Jährigen gerne über das Vertragsende im Juni 2026 hinaus an den Club binden und um ihn herum die Mannschaft aufbauen möchte. Schließlich bleibt die Rückkehr in die Bundesliga-Spitzengruppe das Ziel. Und für dieses Vorhaben werden Ausnahmekönner gebraucht.
Interesse von ungarischem Club? Champions League als Traum
Das Problem: Spieler wie Martinovic sind extrem begehrt. Vor allem auch bei Vereinen, die nicht erst wieder groß werden wollen, sondern die immer groß geblieben sind. Und zu dieser Kategorie zählt zweifelsohne KC Veszprém. Nach Informationen dieser Redaktion hat der ungarische Spitzenclub starkes Interesse, Martinovic ab Sommer 2026 unter Vertrag zu nehmen.
Der Verein vom Plattensee kann dem Linkshänder neben einem sehr ordentlichen Gehalt vor allem auch die Teilnahme an der Champions League bieten, ja sogar garantieren. Eine reizvolle Aussicht, zumal Martinovc im Podcast „Hand aufs Harz“ zuletzt den Wunsch geäußert hatte, irgendwann in der Königsklasse am Ball zu sein.
Die Löwen können ihm diese Perspektive vorerst nicht bieten, während Veszprém im Poker noch einen Joker hat: die Nähe zu Martinovic‘ Geburtsstadt Wien, wo auch die Familie des Kroaten lebt. Vom ungarischen Plattensee in die österreichische Hauptstadt sind es nur etwas mehr als 200 Kilometer. Möglicherweise müssen sich die Löwen also ernsthafte Gedanken darum machen, mit wem sie den halbrechten Rückraum ab 2026 erstklassig besetzen wollen.
Zeit drängt bei der Knorr-Nachfolge
Gewissheit haben die Mannheimer indes schon seit langer Zeit, was die Spielmacherposition angeht. Juri Knorr informierte den Club vor fast einem Jahr, dass er von einer Ausstiegsklausel Gebrauch machen und die Löwen vorzeitig im Sommer 2025 ablösefrei in Richtung des dänischen Spitzenvereins Aalborg Handbold verlassen wird. Bei der Suche nach einem Nachfolger soll es nun einen neuen Kandidaten geben.
Wie diese Redaktion aus Spielerberaterkreisen erfuhr, bemüht sich der zweifache deutsche Meister angeblich um Luc Steins von Paris Saint-Germain. Keine Frage: Sollte dieser Transfer gelingen, wäre das ein echter Coup. Der 29-jährige Niederländer ist allerdings vertraglich bis 2026 an den französischen Nobel-Club gebunden, würde die Löwen aber zweifelsohne verstärken. Steins gilt als extrem spielstark, der frühere deutsche Nationalspieler Kai Häfner adelte ihn vor einer WM-Partie gegen die Oranje-Auswahl im Januar 2023 gar als einen der „besten Spielmacher der Welt“. Ob die Mannheimer solch einen Mann bekommen? Es wäre zumindest ein Statement.
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