Mannheim. Das Drehbuch war geschrieben wie für den kleinen Spot auf dem Videowürfel der SAP Arena: Nach der Verkündung der Vertragsverlängerung mit Nationalspieler Jannik Kohlbacher per Mini-Film mit dem 30-Jährigen in der Hauptrolle als pflanzendem Naturburschen stand in der weiteren Regie-Anweisung sicher irgendwo ein Heimsieg im Landes-Derby gegen Frisch Auf Göppingen.
Doch da die Handballer der Rhein-Neckar Löwen auch am achten Spieltag der neuen Saison immer noch nicht so ganz sattelfest in ihren Rollen als Vollstrecker agierten, mussten sich die Mannheimer am Ende mit einem 30:30 (15:15) begnügen und sich wie schon beim Remis in Kiel den ersten Punktverlust im eigenen Revier erneut selbst zuschreiben.
Entsprechend gestaltete sich der Donnerstagabend auch für Kohlbacher selbst etwas zwiespältig. Von „Gänsehaut pur“ sprach das Odenwälder Kraftpaket, als sich die Fans vor dem Anpfiff aus den Sitzen erhoben, um sein Ja-Wort bis 2029 zu bejubeln. Und mit sechs Toren bei sieben Versuchen machte Kohlbacher gegen die Schwaben persönlich genau da weiter, wo er in Kiel beim 31:31 mit neun Treffern aufgehört hatte. Doch am Ende fehlte eben etwas – wie manchmal die Kirsche auf der Sahne fehlt.
Chancenwucher schon vor der Halbzeit
„Natürlich habe ich mir – und wohl auch jeder, der nicht in Grün-Weiß gekommen ist – mehr erhofft“, blickte Kohlbacher nach dem Spiel auf die aus Löwen-Sicht unnötige Punkteteilung, die ihren Ursprung schon im ersten Durchgang hatte. „Nach dem 14:10 lassen wir dann ein paar freie Chancen liegen und laden die Göppinger damit wieder ein“, wusste der Kreisläufer, dass der 1:5-Lauf bis zum 15:15-Halbzeitstand dem Gegner den Glauben zurückgab und sich die Göppinger dann im zweiten Durchgang deshalb nicht mehr abschütteln ließen. Zeitweise mussten die Löwen sogar einen Drei-Tore-Rückstand aufholen.
Rhein-Neckar Löwen – Frisch Auf Göppingen 30:30 (15:15)
Rhein-Neckar Löwen: Späth (1), Jensen (ab 31.) – Nothdurft, Kohlbacher (6), Groetzki (4) – Thrastarson (5/3), Baijens (3/2), Sandell (7) – Jaganjac (1), Timmermeister, Aspenbäck (1), Móré (2), Plucnar, Heymann (n.e.), Larson (n.e.), Steenaerts (n.e.).
Frisch Auf Göppingen: Säveras, Buchele (ab 15.) – ten Velde (3), Gislason (1), Goßner (3) – Sunnefeldt (3), Hallbäck (3), Persson (4) – Klöve (1), Jurmala (2), Newel (6), Schmidt, Neudeck, Schiller (4/4).
Strafminuten: Jaganjac (2), Nothdurft (2), Kohlbacher (2), Plucnar (2) – Klöve (4), ten Velde (2), Jurmala (4), Gislason (2), Sunnefeldt (2).
Schiedsrichter: Leonard Bona/Malte Frank (Remscheid/ Radevormwald).
Zuschauer: 5269.
Nächstes Spiel: TBV Lemgo-Lippe – Rhein-Neckar Löwen, Donnerstag, 16. Oktober (19 Uhr)
Und warum es so brenzlig wurde, war tatsächlich unübersehbar. So setzte sich am Donnerstagabend beispielsweise die Siebenmeter-Misere fort, nachdem Haukur Thrastarson mit drei verwandelten Strafwürfen eigentlich verheißungsvoll begonnen hatte. Danach scheiterte der Isländer aber zweimal und auch David Móré verwarf vom Punkt. Doch damit nicht genug: Die Abschlussschwäche der Löwen versinnbildlichte wohl am besten der Versuch von Linksaußen Tim Nothdurft, der Göppingens stark auftrumpfendes Torhüter-Talent Julian Buchele aus völlig freier Position mitten im Gesicht traf und dafür folgerichtig zwei Minuten auf die Bank musste (29.).
Die eigene Chancenverwertung – ein Thema, das den Löwen-Profis inzwischen sichtlich auf den Zeiger geht. „Ich kann mich immer wieder hier hinstellen und das Gleiche sagen: Wir spielen so einen guten Angriff, aber wenn wir die Dinger nicht reinmachen, wird es in der Bundesliga eben ganz schwierig“, wiederholte sich Spielmacher Dani Baijens, der im letzten Angriff in Überzahl auch nicht gerade das glücklichste Händchen hatte.
„Wir müssen da schon mit sieben, acht Toren in die Halbzeit gehen. Das nervt, weil es unsere eigenen Fehler sind“, sagte der Niederländer und verwies auf das, was selbst Göppingens Trainer Benjamin Matschke anerkennen musste. „Die Löwen werden Woche zu Woche stabiler, haben kaum Würfe aus dem Rückraum, sondern spielen sich wirklich tolle Chancen heraus“, wusste der Frisch-Auf-Coach, dass sein Team mit Blick auf den Spielverlauf sicher auch mit etwas Glück den Punkt aus Mannheim mitnahm. Der Lohn der Löwen blieb am Ende erneut aus, was Coach Machulla in eine einfache Formel goss.
„Am Ende muss der Ball ins Tor – und nicht nur bis ans Tor“, rief Machulla das ganz kleine Handball-Einmaleins auf, versprach aber zugleich, an diesem Punkt nicht lockerzulassen. „Wir müssen eben auch emotional auf ein Niveau kommen, dann eben weiter gierig zu sein, um die Tore zu machen“, fordert der Trainer von seiner Mannschaft mehr Konzentration ein und sprach von einem Prozess.
Wie lange der sich noch hinziehen könnte, darüber wollte der 48-Jährige nicht spekulieren. Doch wenn der von Jannik Kohlbacher im Vertragsvideo gepflanzte Baum das erste Mal ausschlägt, sollte es spätestens auch bei den Löwen schon lange grünen.
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