Mannheim. Trainer Maik Machulla schlug die Hände über dem Kopf zusammen, Spielmacher Dani Baijens trauerte dem letzten Angriff hinterher – die Enttäuschung aufseiten der Rhein-Neckar Löwen war nach dem 30:30 (15:15) gegen Frisch Auf Göppingen unübersehbar. Beim ersten Punktverlust im vierten Heimspiel war beim Mannheimer Handball-Bundesligisten einmal mehr die Chancenverwertung der Grund dafür, dass es am Ende nicht zu mehr reichte. Entsprechend gefrustet zeigte sich auch Coach Machulla nach den 60 umkämpften Minuten gegen die Schwaben. „Ich bin nicht zufrieden mit Punkt, wir hatten uns mehr vorgenommen“, sagte der 48-Jährige, der den Knackpunkt ebenfalls im Abschluss sah. „Wenn du um die zehn Bälle so fahrlässig verwirfst, kannst du das in keinem Bundesliga-Spiel aufholen“, blickte Machulla vor allem auf die Phase vor dem Seitenwechsel, als die Löwen nicht mehr aus ihrem 14:10-Vorsprung machten. „Am Ende muss der Ball eben ins Tor und nicht nur bis zum Tor“, sagte Machulla.
Unmittelbar vor dem Anpfiff verkündeten die Löwen über den Video-Würfel zunächst die Vertragsverlängerung von Kreisläufer Jannik Kohlbacher bis 2029. Der Nationalspieler hatte dabei einen Auftritt als Odenwälder Naturbursche, der einen Baum pflanzt. Wurzeln schlagen, weiter wachsen – das Szenario passte zum Bild des bekanntermaßen heimatverbundenen 30-Jährigen, der weiter eine der stabilen Säulen beim zweifachen deutschen Meister bleiben soll. Dass der sich zurzeit in Bestform befindliche Kohlbacher die Partie gegen die Schwaben mit dem ersten Treffer eröffnete, war so bestimmt nicht abgesprochen, hätte aber nicht besser in einem Drehbuch stehen können.
Göppingen muss lange auf erste Parade warten
Auch in der Folge gaben die Löwen im immer jungen Südwest-Derby den Ton an, bekamen den Ball schneller durch die eigenen Reihen und im entscheidenden Moment dann auch zum besser postierten Nebenmann. Über 5:2 (6.) und 10:7 (16.) erzielte Torhüter David Späth dann mit dem 11:7 die erste Vier-Tore-Führung ins leere Tor der Göppinger, die in Unterzahl ins Risiko gegangen waren.
Späth war aber nicht nur als Torschütze ein Faktor, sondern erledigte auch seine eigentliche Arbeit als Tor-Verhinderer gewohnt verlässlich, wohingegen Frisch Auf bis in die 21. Minute auf die erste Torhüter-Parade warten musste. Julian Buchele hatte bis dahin den zuletzt so stark haltenden Kristian Säveras ersetzt. Und der Junioren-Nationaltorhüter kam in der Schlussphase der ersten Halbzeit dann immer besser ins Spiel, während die Löwen nach dem 14:10 mal wieder Großchancen liegen ließen und sich bis zum Seitenwechsel damit selbst um den Lohn brachten.
Rhein-Neckar Löwen – Frisch Auf Göppingen 30:30 (15:15)
Rhein-Neckar Löwen: Späth (1), Jensen (ab 31.) – Nothdurft, Kohlbacher (6), Groetzki (4) – Thrastarson (5/3), Baijens (3/2), Sandell (7) – Jaganjac (1), Timmermeister, Aspenbäck (1), Móré (2), Plucnar, Heymann (n.e.), Larson (n.e.), Steenarts (n.e.).
Frisch Auf Göppingen: Säveras, Buchele (ab 15.) – ten Velde (3), Gislason (1), Goßner (3) – Sunnefeldt (3), Hallbäck (3), Persson (4) – Klöve (1), Jurmala (2), Newel (6), Schmidt, Neudeck, Schiller (4/4).
Strafminuten: Jaganjac (2), Nothdurft (2), Kohlbacher (2), Plucnar (2) – Klöve (4), ten Velde (2), Jurmala (4), Gislason (2), Sunnefeldt (2).
Schiedsrichter: Leonard Bona/Malte Frank (Remscheid/ Radevormwald).
Zuschauer: 5269.
Nächstes Spiel: TBV Lemgo-Lippe – Rhein-Neckar Löwen, Donnerstag, 16. Oktober (19 Uhr)
So vergab Haukur Thrastarson bereits den zweiten Siebenmeter, nachdem er zuvor dreimal getroffen hatte, und Tim Nothdurft traf Frisch-Auf-Keeper Buchele beim Stand von 15:13 völlig frei von Außen mitten im Gesicht, was eine Zeitstrafe mit sich brachte. Dani Baijens‘ Fehlwurf frei aus sechs Metern schenkte Göppingen einen Gegenstoß und weil die Mannheimer in den Schlusssekunden noch einen Wurf aufs leere Tor verhinderten, konnte Göppingen praktisch mit dem Schlusspfiff per Siebenmeter zum 15:15 ausgleichen. Wieder einmal standen sich die Löwen mit ihrer Chancenverwertung selbst im Weg.
Verunsicherung nach dem Seitenwechsel
Auch nach dem Seitenwechsel war die am Ende des ersten Durchgangs entstandene Verunsicherung den Löwen deutlich anzumerken. Die Mannheimer schossen Frisch-Auf-Torwart Buchele weiter in ganz hohe Drehzahlbereiche und sahen sich schnell einem 16:19-Rückstand gegenüber. Nun wurde es richtig brenzlig, David Móré ließ beim 18:20 bereits den dritten Löwen-Strafwurf aus (40.), doch die Mannheimer verloren immerhin nicht den Kopf. Gestützt auf den in der Halbzeit eingewechselten Mike Jensen, der immer besser ins Spiel kam, und die individuelle Klasse von Linkshänder Lukas Sandel (7 Tore) saugten sich die Löwen heran.
Mit Dani Baijens glich der bereits dritte Siebenmeter-Schütze zum 21:21 aus und David Móré erzielte per Gegenstoß die erste Löwen-Führung seit der ersten Halbzeit. Doch Göppingen glich immer wieder aus und nach dem 30:30 zweieinhalb Minuten vor Schluss gelang keinem Team mehr der entscheidende Wurf. Die Löwen verspielten den letzten Angriff sogar in Überzahl. „Daran mache es aber nicht fest“, blickte Coach Machulla auf diese Szene. „Der verlorene Punkt liegt in der ersten Halbzeit.“
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