Handball-Bundesliga

Rhein-Neckar Löwen: Ehrliche Worte eines enttäuschten Joel Birlehms

Nach Bekanntgabe seines Wechsels gewährt Löwen-Torwart Joel Birlehm einen tiefen Einblick in sein Innenleben

Von 
Marc Stevermüer
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Ein starkes Trio – und doch ist einer zu viel: Joel Birlehm (v.l.) mit Mikael Appelgren und David Späth nach dem Pokalsieg. © Marius Becker

Mannheim.  Joel Birlehm hatte große Pläne. Und einen Traum, als der Handball-Torwart vor fast genau zwei Jahren zu den Rhein-Neckar Löwen wechselte. Er wollte eine Ära beim Pokalsieger prägen, in der Region mit seiner Familie sesshaft werden, den Verein wieder ganz nach oben führen. Es war sein klares Ziel, dass irgendwann sein Trikot unter dem Hallendach der Mannheimer SAP Arena hängt.

Auf Entscheidung gedrängt

Spätestens seit der Bekanntgabe seines Wechsels zum Ligarivalen TSV Hannover-Burgdorf nach dem Ende dieser Saison weiß Birlehm aber, dass es anders kommt. Dass der Profisport bisweilen brutal, möglicherweise sogar ungerecht und vor allem nicht planbar ist. „Vielleicht war es einfach mein naiver sportromantischer Gedanke“, schreibt er mit Blick auf seine einstigen Vorstellungen in einem extrem emotionalen und sehr persönlichen Instagram-Post, mit dem er sich an die „Löwen-Familie“ wendet. Zahlreiche Mitspieler wie Juri Knorr oder Patrick Groetzki reagierten auf diese Zeilen mit Tränen- und Herzchen-Emojis.

Im Sommer 2024 endet also das Löwen-Kapitel für Birlehm. Was den 26-Jährigen schmerzt, ihn aufwühlt, bewegt und beschäftigt. Weil für den gebürtigen Herforder eine kleine Welt zusammenbricht. Er zählt in seinem Statement „die vielen kleinen Dinge“ auf, die „diesen Verein für mich so besonders machen: in der Trainingshalle, der Kabine, dem Bus und der SAP Arena.“

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Doch es gibt für ihn keinen anderen Ausweg. Auch wenn das erst einmal zu einem größeren emotionalen Leid führt. Hin und wieder ist eine Vernunftentscheidung für die eigene Karriere allerdings wichtiger als das Herz. Bei den Löwen stehen mit David Späth und Mikael Appelgren noch zwei weitere Top-Keeper unter Vertrag. „Die Situation mit drei ambitionierten Torhütern ist sehr ungewöhnlich und natürlich mental sehr schwierig“, schreibt Birlehm und dankt dafür, dass es zwischen dem Trainerteam und allen Schlussmännern immer „fair“ zugegangen sei. Nicht umsonst ist sein Post auch mit einem Foto versehen, auf dem alle drei Keeper den DHB-Pokalsieg zusammen bejubeln. Seit Monaten betonten und loben ebenso Appelgren und Späth stets das gute Miteinander in dieser wahrlich komplizierten Konstellation.

Was bislang indes nicht bekannt ist: Birlehm drängte offenbar auf eine Entscheidung seitens der Löwen. Und da „wurde mir mitgeteilt, dass der Verein zum jetzigen Zeitpunkt mit Apfel (Mikael Appelgren: Anmerkung der Redaktion) und David in die Saison 24/25 gehen möchte. Zudem wurden mir Konstellationen für einen längerfristigen Verbleib angeboten, mit denen ich aber nicht zufrieden war.“ Denkbar wäre beispielsweise eine Leihe zu einem anderen Club gewesen, möglicherweise bis zum Vertragsende des momentan 34-jährigen Appelgren im Sommer 2026.

„Immer ein besonderer Verein“

Birlehm stellt klar, dass er die Entscheidung des Vereins akzeptiert. Sein Frust ist dennoch groß: „Natürlich ist für mich ein Traum zerplatzt.“ Was angesichts seiner einstigen Ziele nur allzu verständlich ist. Seine Sätze sind ehrliche und auch berührende Worte eines Enttäuschten, der sich zu 100 Prozent mit den Löwen identifiziert. Und der verspricht, „bis zu meinem letzten Tag alles reinzuwerfen, jede Emotion, jeden Jubel und jede Sekunde im Löwentrikot zu genießen. Die Rhein-Neckar Löwen waren immer ein ganz besonderer Verein für mich und werden immer ein ganz besonderer Verein für mich bleiben.“
 

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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