Handball - Mit dem 29:26 gegen Melsungen senden die Löwen ein echtes Lebenszeichen / Appelgren nach zwei Jahren zurück

Löwen feiern gleich zwei Comebacks auf einmal

Von 
Thorsten Hof
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Jannik Kohlbacher dreht jubelnd ab. Auch der Kreisläufer der Rhein-Neckar Löwen trug mit seinen fünf Treffern maßgeblich zum Sieg der Badener bei und war nach Niklas Kirkeløkke, der sogar sieben mal traf, bester Werfer. © Sörli Binder

Mannheim. Es waren ein bisschen mehr als 39 Minuten gespielt, als sich ein Comeback anbahnte, dass sich die Verantwortlichen der Rhein-Neckar Löwen und die Fans der Mannheimer so lange erhofft hatten: Nach rund zwei Jahren Verletzungspause kehrte Torwart Mikael Appelgren - aufgrund des dezimierten Kaders sogar früher als ursprünglich geplant - für einen Siebenmeter zwischen die Pfosten des Handball-Bundesligisten zurück.

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Löwen gewinnen mit 29:26 gegen Melsungen

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Es hätte eine kitschige Rückkehr-Geschichte mit Appelgren als Held werden können, doch als der Schwede nach dem 18:17-Gegentreffer durch den Melsunger Tobias Reichmann wieder auf die Bank musste, sprach noch wenig für ein Happy End. Die Löwen befanden sich gerade in einem Strudel nach unten, kassierten nach der vorgelegten 18:15-Führung (37.) einen 0:6-Lauf zum 18:21 (43.) und schauten nach dem 19:23 eine Viertelstunde vor Schluss mal wieder in den Abgrund. Doch der Sonntagnachmittag in der SAP Arena bot den 3652 Zuschauern gleich zwei Comebacks, denn auch das Team der Löwen kämpfte sich nochmals sehenswert zurück. Am Ende stand ein 29:26 (14:14)-Erfolg gegen die vor dem Spieltag um sechs Plätze besser postierte MT Melsungen, der nach vielen Enttäuschungen als erstes echtes Lebenszeichen im neuen Handball-Jahr der Badener durchgehen konnte.

Löwen – MT Melsungen

  • Rhein-Neckar Löwen: Birlehm, Katsigiannis (bei einem Siebenmeter) , Appelgren (bei einem Siebenmeter – Zacharias (2), Gislason (1), Michalski (2) – Knorr (6/3), Schmid (4), Kirkeløkke (7) – Abutovioc, Patrail, Kohlbacher (5), Lagergren (2), Ahouansou, Horzen (n.e.), Moré (n.e.).
  • MT Melsungen: Simic (1), Heinevetter (n.e.) – Kunkel (4), Arnarsson (1), Kastening (3) – Kühn (6), Jonsson (3), Häfner (1) – Reichmann (6/6), Kalarash, Petersson (1), Gomes, Maric, Kompenhans (n.e.) , Allendorf (n.e.), Kuntscher (n.e.).
  • Strafminuten: Abutovic (2), Kirkeløkke (2), Patrail (2) – Häfner (2), Jonsson (2) Petersson (2). Disqualifikation: Abutovic (grobes Foul) - Kalaresh (grobes Foul). Beste Spieler: Kirkelökke – Kühn.
  • Schiedsrichter: Martin Thöne/Marijo Zupanovic (Lilienthal/Berlin). – Zuschauer: 3652.

Doppelte Überzahl der Knackpunkt

Dass er den Strafwurf Reichmanns passieren lassen musste, konnte Keeper Appelgren am Ende dann auch verschmerzen, wichtiger war dem 32-Jährigen, die Art und Weise, mit der Löwen am Ende die Punkte holten. „Das war eine ganz andere Mentalität. Wir hatten nicht wie zuletzt die Angst zu verlieren, sondern nur den Willen, um zu gewinnen - und das ist ganz wichtig für uns als Mannschaft“, sagte Appelgren mit Blick auf Pleiten, Pech und Pannen, von denen die bisherige Löwen-Saison geprägt war.

Schlüsselmoment der Partie war dabei sicherlich die doppelte Bestrafung der Melsunger in der entscheidenden Phase. Innerhalb von nur elf Sekunden verloren die Nordhessen erst Ex-Löwe Alexander Petersson mit einer Zeitstrafe und dann Gleb Kalaresh mit einer Roten Karte (49.), was die Löwen eiskalt ausnutzten. Die Aufholjagd nach dem 19:23 nahm so noch einmal richtig Fahrt auf, mit einem eigenen 6:0-Lauf drehten die Löwen die Partie zur eigenen 25:23-Führung und behielten auch am Ende die Nerven, als Melsungen beim 27:26 (58:27) nochmals gefährlich nahe kam.

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Das war zuletzt schließlich alles andere als eine Selbstverständlichkeit, aber Linksaußen Lion Zacharias ließ sich seine Chance zum 28:26 nicht nehmen und dass Linkshänder Niklas Kirkeløkke im Zusammenspiel mit Zacharias den Schlusspunkt unter das Spiel und seine eigene starke Leistung (7 Tore) per verwandeltem Kempa-Trick setzte, passte ins Bild.

Die am Ende ausgelassen jubelnden Löwen machten auch ihren Trainer Ljubomir Vranjes stolz. „Ich mag diese Freude in der Kabine. Die ganze Mannschaft hat Charakter gezeigt“, sagte der Löwen-Coach, dessen Team schon vor dem Anpfiff den Ausfall von zwei Stützen wie Rechtsaußen Patrick Groetzki und Niklas Nilsson wegen nicht näher bezeichneter Erkältungskrankheiten wegstecken musste. Doch die Löwen bewiesen die zuletzt so oft verschmerzten Nehmerqualitäten und ließen sich auch nicht von selbstverschuldeten Rückschlägen wie unmittelbar vor der Halbzeitpause beeindrucken, als ein 14:11-Vorsprung innerhalb von nur 85 Sekunden zum 14:14-Pausenstand weggeworfen wurde. „Wir haben kein perfektes Spiel gemacht, aber über 60 Minuten gekämpft und eine super Abwehr gespielt“, analysierte Kreisläufer Jannik Kohlbacher. So war den Löwen beispielsweise auch mit der „Sieben-gegen-Sechs“-Variante der Melsunger nicht beizukommen und Vranjes erwischte die MT mit taktischen Kniffen wie etwa der Aufstellung mit zwei Linkshändern im Rückraum oder Kirkeløkke im Abwehrzentrum, was einen Wechsel ersparte. „Das waren nur zwei Punkte“, blieb Vranjes auf dem Boden, sah aber eine Entwicklung. „Ich denke, alle wissen jetzt, worum es geht.“

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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