Mannheim. Viel ist in den vergangenen Tagen auf Handball-Nationalspieler Juri Knorr eingeprasselt. Der 21-jährige Rückraummann von den Rhein-Neckar Löwen ist bislang nicht gegen das Coronavirus geimpft. Entsprechend mehren sich die Nachfragen, weshalb sich der gebürtige Flensburger dazu entschlossen hat, im exklusiven Gespräch mit dieser Redaktion Stellung zu beziehen. „Es ist nicht so, wie es aussieht. Ich bin kein Corona-Leugner“, stellt Knorr klar. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte er sich selbst mit dem Virus infiziert, weshalb es ihm wichtig ist, sich von Querdenkern und Verschwörungstheoretikern zu distanzieren und auf keinen Fall in einen Topf mit ihnen geworfen zu werden: „Mich hat es selbst schwerer erwischt als andere in meinem Alter. Deswegen nehme ich diese Krankheit ernst.“
Natürliche Immunantwort
Als sich Knorr im November 2020 mit dem Virus infizierte, lag der 21-Jährige mehrere Tage flach, klagte über heftige Symptome – und machte sich Sorgen. Er tat die Krankheit nicht ab. Und tut es immer noch nicht. Der Nationalspieler erinnert sich: „Damals fehlten wichtige Erkenntnisse über das Virus. Zudem war ich einer der ersten, die sich im Profi-Handball infiziert hatten, was meine Angst nicht gerade minimiert hat – besonders in Bezug auf mögliche Folgekomplikationen.“ Diese blieben nach bisherigem Stand allerdings aus.
Seit seiner Genesung lässt er regelmäßig seine Antikörper und seine Covid-19-spezifische T-Zell-Antwort (T-Zellen zerstören virusbefallene Zellen und unterstützen die Bildung von Antikörpern) bestimmen. „Ich vertraue diesen medizinisch bestätigten Ergebnissen in Bezug auf meine natürliche Immunität über einen Zeitraum von sechs Monaten hinaus.“
In seiner Immunität bestätigt fühlt er sich auch durch den mehrfachen intensiven Kontakt mit infizierten und infektiösen Mitspielern und Betreuern, bei den Löwen gab es in den vergangenen Monaten viele Impfdurchbrüche. Knorr saß beispielsweise auf dem Weg zu einem Lehrgang der deutschen Nationalmannschaft gemeinsam mit seinen beiden Löwen-Kollegen Philipp Ahouansou und David Späth in einem Auto, mit Ahouansou teilte er sich später sogar ein Zimmer. Dieser war zu diesem Zeitpunkt schon hochinfektiös, Knorr aber wurde anschließend im Gegensatz zu seinen beiden Mitspielern negativ getestet.
Wie lange sich der Löwen-Neuzugang, der im Sommer von GWD Minden kam und täglich getestet wird, auf seinen natürlichen Immunschutz verlassen kann, das weiß bisher niemand. Dazu gibt es verschiedene Meinungen, aber bislang keine fundierten Forschungsergebnisse. Der 21-Jährige weiß um diese Sachlage – und sagt: „Auch ich befasse mich mit dem Thema Impfung und bin mir bewusst, dass, sobald ich meine momentan medizinisch belegte natürliche Immunität verlieren sollte, ich mich noch intensiver mit einer möglichen Impfung beschäftigen muss. Ich werde auch zu diesem Zeitpunkt möglichst viele der dann aktuellen Erkenntnisse und Studien in meine Entscheidung einfließen lassen. Oberste Priorität werden dabei auch weiterhin meine eigene Gesundheit und der Schutz meiner Mitmenschen haben.“
Ohne Impfung wird er aller Voraussicht nach aber die Europameisterschaft im Januar verpassen, weil beim Turnier in der Slowakei und in Ungarn nach jetzigem Stand die 2G+ -Regel gilt. Das bedeutet: Nur geimpfte oder genesene Handballer (täglich getestet) dürfen auf dem Feld stehen.
Knorr ist zwar genesen, der Status als „Genesener“ endet aber offiziell nach sechs Monaten. „Dieser Regel werde ich mich leider beugen müssen“, sagt der Hoffnungsträger des deutschen Handballs: „Sollte ich also nominiert werden, werde ich nicht an der Europameisterschaft teilnehmen können. Ich bedaure das sehr.“
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