Berlin. Juri Knorr macht sich „Sorgen“. Noch dazu um einen guten Freund. Der Spielmacher der deutschen Handball-Nationalmannschaft fragt sich, ob Torwart David Späth „nicht irgendwann umkippt“.
Nun muss man ehrlicherweise erwähnen, dass Knorr seine Worte mit einem Lächeln versieht und sein Kumpel und Zimmerkollege nach bisherigem Kenntnisstand auch weder an Herz- noch an Kreislaufproblemen leidet. Wenn Späth aber einen Ball abwehrt, ist eine Explosion der Emotionen garantiert. Dann hüpft und jubelt der 21-Jährige nicht nur, sondern dreht Pirouetten. Er gleicht einem Duracell-Hasen mit gerade frisch eingebauten Batterien – und reißt mit seiner Energie die ganze Mannschaft mit.
Torwart David Späth: "Sein Charakter, sein Stil"
„Das ist sein Charakter, sein Stil. Er muss erst einmal die Bälle halten, um diese Emotionen zeigen zu können. So kann er natürlich für Stimmung sorgen und das macht ihn aus. Ich finde das sehr positiv“, sagt Bundestrainer Alfred Gislason über den Mann, der beim Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen unter Vertrag steht. Und der am Sonntag beim 34:25-Sieg über Nordmazedonien seinen Anteil daran hatte, dass die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) bei der Heim-Europameisterschaft bereits schon vor dem Vorrunden-Abschluss am Dienstag (20.30 Uhr/live in der ARD) gegen Frankreich die Hauptrunden-Teilnahme sicher hat. Das Duell mit dem Olympiasieger wird allerdings eine deutlich größere Herausforderung für die Deutschen als es zuvor die Schweiz und Nordmazedonien waren.
„Ich habe richtig Bock auf dieses Spiel, wir werden hoffentlich ein Fest abreißen“, sagt Späth, der am Dienstag in der Berliner Arena am Ostbahnhof möglicherweise auch sein Kindheitsidol Thierry Omeyer trifft. Die französische Torhüterlegende arbeitet mittlerweile als TV-Experte, nachdem der 47-Jährige seine imposante Karriere 2019 beendet hatte. Fünfmal gewann er die Welt- und dreimal die Europameisterschaft, hinzu kommen zwei Olympiasiege. Omeyer galt lange Zeit als der beste Torwart der Welt und inspirierte auch Späth: „Ich hatte mehrere Trikots von ihm. Vielleicht sehe ich ihn kurz und kann ein Wort mit ihm wechseln. Möglicherweise bin ich aber auch zu nervös.“
Da fließt auch schon mal die eine oder andere Träne
Seine Aufregung legt der 21-Jährige indes immer ab, wenn er auf dem Feld steht. Und dort seinen Emotionen freien Lauf lassen kann. „Ich freue mich einfach, wenn David David ist. Und wenn er das ausstrahlen kann, was er ist: ein gigantischer Handballtorwart“, adelt ihn sein Freund und Club-Kollege Knorr, der davon überzeugt ist, dass man von Späth noch deutlich mehr als gegen Nordmazedonien sehen wird: „Er ist noch zu ganz anderen Dingen imstande. Und ich glaube es nicht nur. Ich weiß das. Und ich weiß auch, dass es bei dem Turnier passieren wird. David darf sich nur nicht verrückt machen. Und dann wird das von alleine kommen.“
Topmodel Stefanie Giesinger: "Nichts erfüllt mich mit mehr Stolz"
Junioren-Weltmeister 2023 An prominenter Unterstützung wird es dem Torwart auf keinen Fall fehlen. Der gebürtige Pfälzer ist nämlich nicht das einzige bekannte Familienmitglied, das gerade Karriere macht. Topmodel Stefanie Giesinger ist seine Cousine und drückt dem Torwart die Daumen. „Seit ich denken kann, ist Handball seine Leidenschaft, seine Priorität und seine große Liebe. Seinen Erfolg zu sehen, den er sich mit eiserner Disziplin erkämpft hat, macht mich als Cousine unendlich glücklich. Nichts erfüllt mich mehr mit Stolz, als ihn im Tor spielen und gewinnen zu sehen“, sagt Giesinger im Gespräch mit dieser Redaktion und gibt zu: „Da fließt auch schon mal die eine oder andere Träne. Davids Karriere ist und bleibt siegreich, davon bin ich überzeugt, und ich werde immer einer seiner größten Fans sein.“
Bei der Junioren-WM im Sommer 2023, die für Späth mit dem Titel endete, saß das 27-jährige Topmodel auf der Tribüne. Sie freute sich für und mit ihm – und steht deutlich mehr im Rampenlicht als der Torwart. Was Späth aber auch ganz recht ist. Er genießt ohnehin viel lieber seine eigene Bühne: den Platz zwischen den Pfosten.
Für ihn gibt es nichts Schöneres als diesen Ort, weshalb es der Löwen-Keeper auch „ganz gut“ findet, wenn er einen Ball mit 120 Stundenkilometern abbekommt. Er spüre in diesen Momenten „keinen Schmerz, sondern pures Glück, weil ich dann weiß, dass ich etwas richtig gemacht habe“. Was ihm ziemlich oft gelingt. Und zwar mit gerade einmal 21 Jahren. Wenn man so will, überlistet der Mann der Zukunft gerade die Gegenwart. Er hat damit begonnen, seine eigene Geschichte zu schreiben. So wie vor vielen, vielen Jahren einmal sein Vorbild Omeyer.
Henning Fritz voll des Lobes für David Späth
Späths Leistungen seien „in diesem Alter keine Selbstverständlichkeit“, sagt Henning Fritz: „Er erfüllt schon jetzt viele Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere. Und das habe ich selten bei einem jungen Torwart gesehen.“ Worte wie diese haben zweifelsohne einen gewissen Wert. Denn sie sind ein Kompliment aus einem berufenen Munde.
Fritz weiß, wovon er spricht. Der Weltmeister von 2007 war selbst ein Weltklasse-Keeper und ist voll des Lobes: „David brennt immer, ist sehr extrovertiert und pusht sich in die Spiele rein, er hat auch immer eine Strategie. Wenn ich ihn beobachte, sehe ich immer einen Plan bei ihm. Er macht nicht irgendetwas Atypisches, sondern geht gezielt auf den Ball. Und das macht einen Klasse-Torwart aus.“ Wohin kann ihn sein Weg also noch führen? Keeper-Kollege Andreas Wolff ist sich da ziemlich sicher: „Er wird der beste Torwart der Welt.“
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