Lübbecke. Andy Schmid freute sich. Und zwar nicht nur über zwei Punkte. „Das war ein guter Trip als Mannschaft. Aber jetzt bin ich das Hotelleben auch ein wenig leid“, sagte der Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen, die ihre fünftägige Deutschland-Reise erfolgreich abschlossen. Dem 31:28-Erfolg beim SC DHfK Leipzig ließ der Handball-Bundesligist am Sonntag ein 29:22 (18:9) bei TuS N-Lübbecke folgen.
Entsprechend glücklich war Ljubomir Vranjes. „Ich bin sehr zufrieden. Nicht nur wegen der zwei Punkte, sondern damit, wie wir gespielt, wie wir verteidigt haben und wie wir den Gegenstoß gelaufen sind“, sagte der Löwen-Trainer, während sein konsternierter Kollege Emir Kurtagic seine TuS-Mannschaft scharf kritisierte. „Das Ergebnis ist schmeichelhaft für uns. In der ersten Halbzeit haben wir uns 21 Fehler erlaubt. Dafür fehlen mir die Worte.“
Appelgren erneut stark
Vranjes hatte ein wenig mehr Personalauswahl als zuletzt beim Sieg in Leipzig. Schlussmann Nikolas Katsigiannis kehrte nach falsch positivem Corona-Schnelltest in den Kader zurück, auch Kreisläufer Ymir Gislason war nach überstandenen Rückenproblemen wieder einsatzbereit. Somit standen diesmal wenigstens 14 einsatzfähige Profis zur Verfügung. Und die erlebten zwar einen anstrengenden, aber auch entspannten Nachmittag in Ostwestfalen. Denn schon nach einer Viertelstunde war bei einer 10:3-Führung klar, wer dieses Spiel gewinnen wird.
Die Löwen erwischten einen traumhaften Blitzstart, führten nach nicht einmal drei Minuten mit 4:0 und TuS-Trainer Kurtagic nahm seine erste Auszeit. Nur besser wurde es aus Sicht des Abstiegskandidaten nicht. Die extrem bewegliche badische Deckung provozierte technische Fehler der Lübbecker, drängte den von Minute zu Minute hilfloser wirkenden Gegner außerdem immer wieder ins Zeitspiel. Auch eine zweite Auszeit (13.) half nichts. Die Folge: Verzweiflungswürfe, mit denen Löwen-Torwart Mikael Appelgren selten Probleme hatte.
Mitte des ersten Durchgangs hatte der Schwede 67 Prozent der Würfe auf sein Tor abgewehrt und einen gewaltigen Anteil daran, dass der zweifache deutsche Meister zuverlässig ins Tempospiel fand. Sieben Gegenstöße liefen die Löwen im ersten Durchgang, nach 22 Minuten lagen die Badener mit 15:4 in Führung. „Da war das Spiel praktisch gegessen“, sagte Schmid.
Danach agierten die Löwen ein wenig zu unkonzentriert und verspielt. Ein Phänomen, das bei solch einem komfortablen Vorsprung nicht verwundert, von Trainer Vranjes aber nicht geduldet wurde. Nach einem 0:3-Lauf nahm er sogleich eine Auszeit (27.), im folgenden Angriff hielt sich sein Team nicht an die Absprache und vor Wut warf der Trainer seine Trinkflasche mit voller Wucht auf den Hallenboden.
„Wenn ich etwas ansage und es wird nicht befolgt, dann ärgert mich das. Diesmal mag das nicht wichtig gewesen sein, weil wir hoch geführt haben. Aber vielleicht ist es beim nächsten Mal wichtig. Ich möchte, dass die Mannschaft das tut, was ich ihr sage“, erklärte der Schwede seinen Wutausbruch. Nach dem 16:9 (27.) riss sich seine Mannschaft dann auch noch einmal zusammen und nahm ein 18:9 mit in die Pause.
Helander im Rückraum
Mit Beginn des zweiten Durchgangs kehrte aber erneut die Nachlässigkeit zurück. Benjamin Helanders Kempa-Pass landete beim Gegner, und seinen Siebenmeter hielt TuS-Keeper Aljosa Rezar. Seine Kollegen machten es aber nicht besser. Durchschaubare Kreisanspiele, unvorbereitete Würfe in den Block, Pässe ins Aus, kein Tor in Überzahl. Beim 19:13 (36.) betrug der Vorsprung nur noch sechs Treffer – und hätte Lübbecke den Ball nicht noch mehrfach hergeschenkt, wäre der Gegner vielleicht noch näher herangekommen. So gerieten die Löwen allerdings nicht mehr auch nur annähernd in Gefahr.
„Ich war selbst Spieler und weiß, wie schwer das ist, bei einer so hohen Führung die Konzentration zu behalten“, übte sich Vranjes ein wenig in Nachsicht – zumal er in der Schlussphase noch improvisierte. Linksaußen Helander, der wie auch Patrick Groetzki sieben Treffer erzielte, durfte gegen Spielende auf der halblinken Rückraumposition ran. „Ich hatte das schon immer im Kopf und wollte das mal ausprobieren“, sagte Vranjes: „Benji hat früher auch viel im Rückraum gespielt.“
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