Handball

Darum haben die Rhein-Neckar Löwen Nachholbedarf

In der European League läuft es super für die Rhein-Neckar Löwen. Die Spieler sehen sich aber in einem anderen Wettbewerb in der Pflicht

Von 
Marc Stevermüer
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Torwart Joel Birlehm war mit 18 Paraden einer der Erfolgsgaranten für die Löwen gegen Lissabon. © Max Krause

Mannheim. Axel Kromer verließ seinen Sitzplatz im Heidelberger SNP Dome nur wenige Sekunden nach dem Schlusspfiff mit einem Lächeln. Glücklich und zufrieden sah er aus, wenngleich bislang stichhaltige Beweise fehlen, dass der Sportvorstand des Deutschen Handballbundes (DHB) ein glühender Fan der Rhein-Neckar Löwen ist. Und vermutlich wird man diese Beweise auch niemals finden. Denn in seiner Funktion ist er ja auch irgendwie zur Neutralität verpflichtet.

Aber wenn eine deutsche Mannschaft in der European League erfolgreich ist, gegen Benfica Lissabon mit 39:30 (20:17) gewinnt und durch diesen Erfolg vorzeitig in die Hauptrunde einzieht, darf sich auch ein DHB-Vorstand für jeden sichtbar freuen. Erst recht, wenn er in den 60 Minuten zuvor drei deutsche Nationalspieler in Topform gesehen hat. Schließlich steht in nicht einmal zwei Monaten die Heim-Europameisterschaft an.

Wieder starke Torwartleistung

Kreisläufer Jannik Kohlbacher und Spielmacher Juri Knorr erzielten jeweils neun Treffer. Macht zusammen satte 18 Tore. Kohlbacher legte sich allerdings ohne einen genauen Blick in die Statistik fest, dass einer diese Marke noch übertroffen hätte. Torwart Joel Birlehm habe „mit Sicherheit“ mehr als 18 Bälle abgewehrt. „Ich würde sagen, es waren so um die 30 Paraden“, lehnte sich der 28-Jährige sehr weit aus dem Fenster.

Auf ganz so viele Glanztaten kam der Keeper zwar nicht, aber Kohlbachers Gefühl offenbart, wie sicher sich die Mannheimer mit ihrem Torwart fühlten, bei dem ebenfalls die Zahl 18 stand, was eine Fangquote von 38 Prozent bedeutete. Ein Weltklasse-Wert. Weshalb der gebürtige Herforder nach wie vor ein Kandidat für den EM-Kader ist, auch wenn Bundestrainer Alfred Gislason zuletzt mit David Späth einen anderen Löwen-Keeper nominiert hatte.

Spiel in Nantes noch von Bedeutung

Nach dem vierten Sieg im vierten Spiel in der European League ist für die Badener mit Blick auf den weiteren Wettbewerb nun weniger das Heimspiel am kommenden Dienstag (20.45 Uhr/live bei Dyn) in Heidelberg gegen den bereits ausgeschiedenen schwedischen Meister IFK Kristianstad von Bedeutung, sondern vor allem der Vorrundenabschluss Anfang Dezember beim HBC Nantes. Die Franzosen werden mit großer Wahrscheinlichkeit gemeinsam mit den Löwen in die Hauptrunde einziehen, die Punkte aus den beiden direkten Duellen werden mitgenommen. Das Hinspiel gewannen die Mannheimer.

„Wir wollen ungeschlagen aus dieser Gruppe hervorgehen“, legte Birlehm nach dem Weiterkommen das nächste Ziel fest. Denn mit drei oder gar vier Punkten auf der Habenseite in die Hauptrunde zu starten, würde die Aussichten auf Platz eins und den damit verbundenen direkten Viertelfinaleinzug gewaltig erhöhen. Die Zweit- und Drittplatzierten der vier Hauptrundengruppen werden in Play-off-Partien die weiteren Viertelfinalisten ermitteln. Es gibt also auch eine zweite Chance - allerdings verbunden mit einem Umweg.

Kein Wiedersehen mit Andy Schmid

Bereits klar ist, dass es die Löwen in der nächsten Runde mit dem Ligarivalen TSV Hannover-Burgdorf zu tun bekommen. Die Niedersachsen haben sich ebenfalls vorzeitig das Weiterkommen gesichert. Noch offen ist der letzte künftige Gegner: Viel deutet auf Górnik Zabrze aus Polen hin. Chancen hat aber auch noch der griechische Traditionsverein AEK Athen.

Nur eines wird nicht passieren: ein Wiedersehen mit Andy Schmid. Die Vereinslegende des zweifachen Deutschen Meisters ist nach einem Remis mit seinem Club HC Kriens-Luzern gegen Zabrze bereits ausgeschieden.

"Wir haben in der Bundesliga noch Ergebnisse zu liefern"

Die Hauptrunde startet erst im Februar - und bis dahin wollen die Löwen vor allem ihre Bilanz in der Bundesliga aufbessern. „Im Pokal und in der European League sind wir noch dabei. Beide Wettbewerbe haben auch eine hohe Bedeutung für uns. Diese Spiele sind Höhepunkte. Aber mit den bisher gezeigten Leistungen in der Liga geben wir uns nicht zufrieden“, machte Kohlbacher deutlich, dass ihm die mageren 13:13 Punkte eindeutig zu wenig sind.

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Ähnlich äußerte sich Birlehm: „Wir haben in der Bundesliga noch ein paar Ergebnisse zu liefern.“ Es gibt also Nachholbedarf - und zwar durchaus größeren. Gegen die HSG Wetzlar zählen am Sonntag (16.30 Uhr) nur zwei Punkte.

Keine Erklärung für Aussetzer

Doch warum erlauben sich die Mannheimer im Tagesgeschäft bisweilen unerklärliche Aussetzer wie etwa in Eisenach, gewinnen auf der europäischen Bühne aber gegen Nantes und Lissabon? Birlehm wusste es selbst nicht, wollte aber unter keinen Umständen von der Wohlfühloase internationaler Wettbewerb sprechen: „Es ist nicht so, dass wir uns sagen: Jetzt zeigen wir unser Europa-Gesicht. So etwas ist Quatsch, das gibt es nicht.“

Schließlich seien in der European League „nur die Bälle anders“. Und an denen kann es kaum liegen. Denn die wehrt Birlehm auch in der Liga regelmäßig ab. Hinter dem Dänen Kevin Møller (Fangquote 35 Prozent) ist er statistisch gesehen sogar der zweitbeste Torwart (Fangquote 34 Prozent). Auch das wird DHB-Sportvorstand Kromer wissen.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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