Fußball

Nach Götze-Show: Holt Frankfurt wieder die Europa League?

Auf das problemlose 4:1 gegen Ajax Amsterdam folgt für Eintracht Frankfurt im Viertelfinale der Europa League die Tottenham Hotspur aus London. Die Chance auf einen erneuten Titelgewinn ist realistisch.

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Alexander Müller
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Party nach dem Abpfiff: Die Frankfurter mit Mario Götze (Zweiter von rechts) feiern den Einzug ins Viertelfinale der Europa League. © Arne Dedert/dpa

Frankfurt. Die Fans sangen das altbekannte Lied vom „Europapokal in diesem Jahr“. Glückliche Gesichter, wohin man blickte. Nach dem 4:1 (2:0)-Sieg gegen Ajax Amsterdam und dem ungefährdeten Einzug ins Viertelfinale der Europa League war die Stimmung im Lager von Eintracht Frankfurt bestens. „Es war das perfekte Spiel und die perfekte Antwort auf Sonntag“, sagte Trainer Dino Toppmöller. Am vergangenen Sonntag hatten die Hessen zu Hause gegen Abstiegskandidat Union Berlin nach einer indiskutablen zweiten Halbzeit mit 1:2 verloren.

Dass dennoch ein gutes Stück zu der viel beschworenen magischen Eintracht-in-Europa-Atmosphäre fehlte, lag einzig an der mangelnden Gegenwehr des Gegners. Ajax-Trainer Francesco Farioli hatte sich nach dem 1:2 im Hinspiel in Amsterdam dazu entschieden, seine Stammelf bis auf eine Position komplett umzukrempeln. Bei allem Respekt vor dem niederländischen Renommierclub und der tadellosen Leistung der Eintracht: Die B-Elf von Ajax wies an diesem Abend nicht die Qualität auf, die eines K.o.-Spiels auf internationaler Bühne würdig gewesen wäre.

Ajax-Trainer für seine Aufstellung in der Kritik

„Fragwürdiger Ajax-Plan: Farioli lässt 3.000 Fans im Regen stehen“, urteilte der „Kicker“. Der Gescholtene selbst wollte die Kritik nicht so stehen lassen. „Diese Gruppe von Spielern ein B-Team zu nennen - wow! Das ist wirklich etwas, das mich sehr traurig macht“, sagte Farioli auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Aber das sind die Probleme des Amsterdamer Trainers, mit denen sich die Eintracht nicht beschäftigen muss. Die Frankfurter nutzten die ihnen gebotene Steilvorlage konsequent – und organisierten sich selbst gleich mehrere Gründe zum Feiern.

Jean-Matteo Bahoya etwa mit seinem ersten Tor für die SGE überhaupt in der 7. Minute. Oder Hugo Ekitike, der gegen Union in letzter Sekunde einen Elfmeter verschossen hatte, bei seiner Einzelaktion zum 3:0 (67.) aber seine ganze Extraklasse aufblitzen ließ. Und dann natürlich Altstar Mario Götze, der eine herausragende Leistung zeigte. Seine außergewöhnliche Ballannahme und Verwertung beim 2:0, das Robin Koch mit einem tollen Pass hinter die Ajax-Kette eingeleitet hatte, weckte sogar leichte Maracanã-Vibes. Also Erinnerungen an sein ikonisches Siegtor beim 1:0 im WM-Finale 2014 gegen Argentinien in Rio de Janeiro.

Götze als unverzichtbarer Anker im Team

Auch das zweite Götze-Tor fiel unter das Prädikat „technisch wertvoll“: Nach Amsterdams zwischenzeitlichem Treffer zum 1:3 durch Kenneth Taylor wagte Ajax-Torhüter Matheus einen Ausflug weit vor den eigenen Strafraum. Über Ansgar Knauff kam der Ball zu Götze, der aus 40 Metern ins verwaiste Tor lupfte.

„Den schießt er von zehnmal wahrscheinlich zehnmal genau so, weil er einfach diese Technik hat“, sagte Toppmöller. Sportvorstand Markus Krösche lobte den mittlerweile 32-jährigen Götze als „extrem wichtigen“ Teil des Teams. Gerade bei einer jungen Mannschaft brauchst du Spieler, die einen Anker bilden können. Er ist immer wieder ein Fixpunkt in unserem Spiel. Beide Male hat er super getroffen“, sagte der Manager.

Frankfurts Trainer Dino Toppmöller (links) bedankt sich bei Mario Götze für seine herausragende Leistung gegen Ajax. © Arne Dedert/dpa

Nur ein paar Minuten nach dem Abpfiff stand Götze unten in der Kälte auf dem Rasen und gab dem übertragenden Sender RTL Auskunft über den Einzug unter die besten acht Teams der Europa League. Den zweitwichtigsten europäischen Wettbewerb, den die Eintracht 2022 sensationell gewonnen hatte. „Wenn wir es uns heute hätten malen können, hätten wir es so genommen“, sagte Götze, ein Lächeln im Gesicht.

Als RTL-Experte Lothar Matthäus erklärte, der Mann für die besonderen Momente benötige ein Umfeld wie in Frankfurt, in dem er sich komplett wohlfühle, nickte Götze fast unmerklich. Und dann gab es noch eine kleine Eloge von einem der größten deutschen Fußballer aller Zeiten frei Haus. „Es ist einmalig, was Mario mit dem Ball macht“, sagte Matthäus, „er spielt den Fußball nicht nur, er genießt ihn auch. Das macht ihn so stark.“

Ersatztorwart Santos diesmal ein guter Trapp-Vertreter

Weil Götze & Co. vorne zauberten, konnte die Eintracht auch den kurzfristigen Ausfall von Stammtorhüter Kevin Trapp (Probleme am Schienbein, Ausfallzeit ungewiss) locker kompensieren. Zumal Vertreter Kaua Santos keinen Pannenauftritt wie noch in der Liga im Dezember gegen Mainz 05 (1:3) hinlegte, sondern stabil hielt.

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Am fernen Horizont träumt die Eintracht bereits von einer Reise nach Bilbao, wo im Estadio de San Mamés am 21. Mai das Europa-League-Finale ausgetragen wird. Als nächste Etappe auf diesem Weg wartet im Viertelfinale ein großer Name, der aber im Kerngeschäft zurzeit mit Problemen kämpft. Die Tottenham Hotspur, Heimatverein von Bayern-Stürmer Harry Kane, stehen in der Premier League momentan nur auf dem 13. Platz. Am 10. April reisen die Hessen zunächst nach London, das Rückspiel steigt eine Woche später in Frankfurt.

Das nächste Ziel der Frankfurter heißt Bayern-Besieger Bochum

„Wenn man den Wettbewerb spielt, möchte man ihn auch gewinnen. Wer das nicht will, ist fehl am Platz“, sagte Götze, als er noch nicht wusste, ob es gegen Tottenham oder AZ Alkmaar aus den Niederlanden geht (Rückspiel 3:1). In einem möglichen Halbfinale würden dann das norwegische Überraschungsteam FK Bodö Glimt oder der italienische Hauptstadtverein Lazio Rom auf die Hessen warten.

Blickt man auf die übrigen Viertelfinalisten, so ist der Eintracht ein erneuter Coup durchaus zuzutrauen. Mit Gegnern wie Olympique Lyon, den Glasgow Rangers, Athletic Bilbao oder selbst Manchester United befinden sich die Hessen mittlerweile mindestens auf Augenhöhe - und die Europa League ist traditionell der Lieblingswettbewerb der Eintracht.

Nach drei Niederlagen in Folge müssen die Frankfurter am Wochenende aber erst einmal in der Bundesliga wieder in die Spur finden, um die mögliche Qualifikation für die Champions League nicht weiter zu gefährden. „Wir sind für den Moment sehr glücklich, wissen aber auch, dass es am Sonntag in Bochum ein völlig anderes Spiel wird“, sagte Toppmöller. Der VfL hatte zuletzt mit einem 3:2-Sensationssieg beim FC Bayern für Aufsehen gesorgt.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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