Frankfurt. Die große Flucht begann ab der 80. Minute. Es stand aussichtslos 1:4 gegen Bayer 04 Leverkusen, als Tausende Frankfurter Fans vorzeitig die Arena verließen. So etwas hat es beim traditionell treuen Anhang der Eintracht sehr lange nicht mehr gegeben. Doch zu deutlich war an diesem kalten Samstagabend der Qualitätsunterschied zwischen den Hessen und dem amtierenden Deutschen Meister.
Bayer reichten acht furiose Minuten mit drei Toren von Nathan Tella (16.), Nordi Mukiele (29.) und Patrick Schick (33.), um eine letztlich einseitige Begegnung zu entscheiden. Nach Hugo Ekitikés Anschlusstreffer, den Mukiele mit einem zu kurzen Abspiel auf Torhüter Lukas Hradecky verschuldet hatte, hoffte Frankfurt kurz auf die Wende. Wurde aber mit Aleix Garcias 1:4 (62.) schnell wieder auf den Boden der Tatsachen geholt.
Aus den beiden Topspiel-Wochen geht die Eintracht gerupft heraus. Auf das ernüchternde 0:4 beim FC Bayern in München folgte der heftige Niederschlag gegen starke Leverkusener, die vor dem Hinspiel im deutschen Champions-League-Achtelfinale am Mittwoch (21 Uhr) in der Allianz Arena sogar ein paar Kräfte schonen konnten.
Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche ließ keinen Zweifel daran, dass der Tabellendritte aus der Bankenmetropole in unangenehmer Deutlichkeit demonstriert bekommen hat, was ihm noch für ganz oben fehlt. Dass Bayern und Bayer zurzeit in einer anderen Liga wie der Rest unterwegs sind. Gewogen und für zu leicht befunden.
„Man hat in beiden Spielen gesehen, dass bei uns noch viel Luft nach oben ist. Wir sind noch nicht so weit, auf Toplevel gegen solche Mannschaften zu bestehen. Leverkusen ist uns zwei, drei Jahre voraus. Das haben sie heute auch gezeigt“, attestierte der Manager. Zu lernen tue „manchmal weh, aber auch aus diesen zwei schmerzhaften Niederlagen kann man viel ziehen“.
Mit Garcias 4:1 erlischt der Widerstand endgültig
Vor allem die erste Halbzeit hatte etwas von einem Klassenunterschied. Gegen das Leverkusener Pressing sowie die Ballsicherheit der überragenden Granit Xhaka und Florian Wirtz fanden die Frankfurter überhaupt keine Mittel. Die Tore fielen fast zwangsläufig, die Frankfurter Gegenwehr fiel lange überschaubar aus. Fehlpässe und jede Menge einfache Ballverluste prägten das Bild. „Heute war die Qualität von Leverkusen einfach zu gut“, sagte Eintracht-Trainer Dino Toppmöller.
Nach dem von Bayers Mukiele geschenkten 1:3 zeigte Frankfurt zu Beginn des zweiten Durchgangs eine Viertelstunde lang besseren Fußball. Im Duell der Generationen klaute Mario Götze in einer Szene einmal von hinten frech Wirtz den Ball. „Ein zweites Tor hätte uns und den Zuschauern sicher noch einmal einen Push gegeben“, meinte Toppmöller. Doch mit Garcias 4:1 nach einer guten Stunde erlosch der Widerstand der Hessen endgültig.
Drohen Auswirkungen auf die Duelle mit Ajax Amsterdam?
Rückenwind für das Achtelfinale in der Europa League, das die Frankfurter am Donnerstag im Hinspiel zum niederländischen Renommierclub Ajax Amsterdam führt, sieht definitiv anders aus. Nagen die acht Gegentore in zwei Partien vielleicht am Selbstbewusstsein? Und säen womöglich Zweifel am eigenen Leistungsvermögen? Krösche sieht diese Gefahr nicht. „Ajax ist ein ganz anderes Spiel. Und da wollen wir uns natürlich eine gute Ausgangsposition fürs Rückspiel schaffen“, forderte der Manager.
In der Bundesliga-Tabelle bleiben die beiden saftigen Pleiten indes ohne größere Konsequenzen. Die Eintracht ist mit 42 Punkten weiter Dritter, die Perspektiven auf die historisch zweite Teilnahme an der Champions League sind intakt. Allerdings hat zum Beispiel der kleine Rhein-Main-Nachbar aus Mainz nach dem 2:1-Coup in Leipzig und nun 41 Zählern bereits aufgeschlossen.
Die Luft wird dünner, wenn es in der nächsten Saison die Königsklasse werden soll. „Wir sind weiterhin oben dabei, jetzt kommt die Crunchtime. Es ist unser Anspruch, die nächsten Spiele zu gewinnen, dann würden wir dort bleiben. Champions League ist etwas Wunderbares. Wenn wir das am Ende haben, freuen wir uns natürlich“, bekundete Frankfurts Kapitän Kevin Trapp.
Sportvorstand Krösche sprach von einer „wichtigen Phase“ in dieser Saison, es seien aber auch noch sehr viele Spiele zu absolvieren. In der Liga warten in Union Berlin, Bochum, Stuttgart, Bremen und Heidenheim in den kommenden Wochen Gegner, die anders als Bayern und Bayer nicht quasi außer Konkurrenz spielen. Sondern Teams auf Augenhöhe und darunter, die Frankfurt schlagen kann - und auch sollte. „Wir müssen eng zusammenstehen und uns wegen der beiden Niederlagen nicht grämen. Jetzt kommen die Aufgaben, an denen wir uns messen lassen müssen“, sagte Coach Toppmöller.
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