Eishockey

Rendulic will bei den Adlern Mannheim seine Titelmission vollenden

Von 
Christian Rotter
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Hier geblieben! Matthias Plachta fängt Borna Rendulic ein, damit der kroatische Torjäger diesmal länger als nur ein Jahr bei den Adlern bleibt. © Sörli Binder

Seinen Platz im Leben zu finden, ist eine große Aufgabe. Viele Menschen suchen ihn vergeblich, andere haben mehr Glück. Und es gibt solche, die dort, wo sie gelandet sind, ihre Bestimmung finden und - endlich - den Anker werfen wollen, um dann doch wieder weiterzuziehen. So, wie Borna Rendulic.

Rückblick: Der Kroate, der immer für einen flotten Spruch zu haben ist und sein Herz auf der Zunge trägt, schlägt bei den Adlern nach seinem Wechsel von Vityaz Podolsk wie eine Bombe ein. In der Saison 2019/20 schießt er satte 27 Tore für die Mannschaft von Trainer Pavel Gross. Für die Play-offs nimmt sich Rendulic viel vor. Er will zeigen, dass er in der entscheidenden Phase eine Schippe drauflegen kann - dann kommt Corona. Die Pandemie macht ihm einen Strich durch die Rechnung, Mitte März sagt die DEL die Play-offs ab, der Titelkampf fällt aus.

Obwohl die Spielzeit mit einem Schrecken zu Ende geht, würde der Stürmer mit dem harten Schuss gerne bleiben - und die Adler wollen ihn halten. Rendulic ist in Mannheim glücklich, er hat seinen Platz in seinem (Sportler-)Leben gefunden. Es spricht nichts gegen eine Vertragsverlängerung - eigentlich. Nur eines steht im Weg: die Unsicherheit infolge der Pandemie. Die Adler wissen nicht, mit welchem Budget sie für die Folgesaison planen können. Lange steht sogar die gesamte DEL-Runde in Frage. Rendulic blüht jedoch nur auf, wenn er das tun kann, was er am liebsten macht: Eishockey spielen - und dafür können ihm die Mannheimer keine Garantie geben.

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Starkes Schweden-Jahr

Die Geschichte wird dem Flügelstürmer Recht geben. Während er für seinen neuen Club Örebro HK in der schwedischen Topliga SHL erfolgreich auf Torejagd geht, wird der Saisonstart in der DEL zweimal verschoben, erst Mitte Dezember geht es los. Nun ist aber wieder zusammen, was laut Spieler und Club zusammengehört: Rendulic geht wieder für die Adler auf Torejagd. Nur eines ist anders: Er trägt nicht mehr die Nummer 33 wie vor zwei Jahren, sondern die 71.

„Ich hatte in Schweden ein gutes Jahr, aber jetzt bin ich wieder da, wo ich hingehöre“, sagt der 29-Jährige. In 58 Einsätzen für den Örebro HK markiert Rendulic 20 Treffer zudem sammelt er 23 Vorlagen - keine schlechte Ausbeute in einer europäischen Spitzenliga. Der Gute-Laune-Mann stellt aber klar: Warm wird er mit Schweden und dem dort gespielten Eishockey nicht. „In der SHL wird großer Wert aufs Skaten gelegt, jeder läuft und läuft. Ab und zu hatte ich den Eindruck, mit Robotern zu spielen, sie wurden nie müde. Ich habe ihnen gesagt, dass sie mal für einen Moment langsamer machen sollen - doch sie haben nicht auf mich gehört“, erzählt Rendulic lachend von seinen Erfahrungen, die er trotzdem nicht missen will: „Das Jahr hat mich zu einem besseren Spieler gemacht. Ich hoffe, dass ich das in Mannheim zeigen kann.“

Obwohl die Blau-Weiß-Roten in der Abteilung Attacke einige Veränderungen vornehmen, trifft der Kroate auf viele bekannte Gesichter. Zum Auftakt der Champions Hockey League spielt er beispielsweise in einer Reihe mit Lean Bergmann, mit dem es bereits im Sommer 2019 ,klick’ gemacht hatte, ehe Bergmann ein Angebot des NHL-Clubs San Jose Sharks annahm. Nur eines ist anders: Nicht mehr Jan-Mikael Järvinen führt die Formation als Center aufs Eis, sondern der 21 Jahre junge Russe Ruslan Iskhakov. „Ich habe einige finnische Freunde nach ihm gefragt, weil er ja aus Turku nach Mannheim gewechselt ist. Sie haben mir gesagt, dass er zwar jung, aber talentiert ist. Ich hoffe, dass er sein Spiel auf das nächste Level hieven kann. Er muss sich in der DEL, in der es körperlich zur Sache geht, erst einmal beweisen“, sagt Rendulic.

Im vergangenen Jahr hat er viel vermisst. Die euphorischen Adler-Fans - ja sogar den anspruchsvollen Trainer Pavel Gross, wie der Kroate lachend gesteht: „Ich brauche Leute um mich herum, die mich führen. In Mannheim hatte ich eine sehr gute Chemie mit den Trainern entwickelt, das hat mir gefehlt.“

Nie ganz weg

Ohnehin: Der Kontakt zu den Adlern reißt im hohen Norden nicht ab. Rendulic telefoniert oft mit Mark Katic, tauscht sich mit ihm über dessen Schweden-Erfahrungen aus. Auch mit Matthias Plachta diskutiert er regelmäßig über die Entwicklungen in Mannheim. „Ich wollte ja nie weg“, betont der Fußball-Fan, der im Sommer entsprechend die EM mit Interesse verfolgt. Rendulic findet den kroatischen Edeltechniker Luka Modric gut, aber auch Andrej Kramaric. „Er hat für Hoffenheim eine richtig starke Saison hingelegt. Ab und zu treffe ich mich mit diesen Jungs und wir gehen etwas trinken.“

Vom Potenzial des neuen Adler-Teams ist der Goalgetter überzeugt - auch, weil er die meisten Neuzugänge gut einschätzen kann. „Gegen Ilari Melart habe ich oft gespielt. Er geht dem Gegner mit seiner Spielweise unter die Haut. Genau wie Korbinian Holzer ist er ein physisch starker Verteidiger“, betont Rendulic. „Diese Jungs wissen, was sie tun. Dazu noch Denis Reul - unsere Kontrahenten werden unserem Tor nicht sehr nahe kommen. Da wir zudem Mark Katic, Thomas Larkin, Joonas Lehtivuori und Sinan Akdag haben, die den Puck gut bewegen, stimmt die Mischung auch in der Abwehr.“

Die Mannheimer Fans lieben das Draufgängerische bei Rendulic. Sie stimmen ihm zu, wenn er sagt, dass Mannheim „Power-Hockey“ spielen müsse. Und sie huldigen ihm, weil er stets betont, dass er mit der DEL eine Rechnung offen hat: „Ich will mit den Adlern den Job zu Ende bringen, den ich im Frühjahr 2019 nicht erledigen konnte. Ich will den Titel.“

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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