Eishockey

Lean Bergmann - diesmal endgültig in Trikot der Adler Mannheim

Von 
Christian Rotter
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Lean Bergmann hat seine Torgefahr im Adler-Trikot schon unter Beweis gestellt. © Sörli Binder

NHL - diese drei Buchstaben üben für jeden Eishockeyspieler eine magische Anziehungskraft aus. Um es in die beste Liga der Welt zu schaffen und sich mit den Besten ihres Fachs zu messen, investieren sie viel, nehmen Entbehrungen in Kauf, gehen an Grenzen - und manchmal sogar darüber hinaus. Auf diesem Weg scheitert mancher, und nicht für alle, die sich tatsächlich durchsetzen, geht im Eishockey-Wunderland ein Traum in Erfüllung.

Lean Bergmann kann ein Lied davon singen. Vor zwei Jahren zog der Nationalspieler aus, um die NHL zu erobern. Er ließ die Sicherheit eines Vertrags in Mannheim hinter sich, stürzte sich voller Wagemut in ein Abenteuer, nur um zu erkennen, wie rau es im Haifischbecken NHL zugehen kann: Nach einem soliden ersten Jahr in der Organisation der San Jose Sharks, für die er in der ersten Saison sogar zwölf NHL-Spiele absolvierte (eine Torvorlage), verlief das zweite Jahr nicht nach Bergmanns Wunsch: Nur einmal wurde er vom Club nach oben gezogen, den Rest verbrachte er im Farmteam in der unterklassigen American Hockey League (AHL). Nur zwei Tore und fünf Vorlagen in 32 Partien für die San Jose Barracuda standen für ihn zu Buche - auch, weil ihm eine defensivere Rolle zugedacht wurde.

Nicht nur sportlich lief es für den 22-Jährigen äußerst durchwachsen, die Corona-Pandemie machte auch vor Kalifornien nicht halt. Im Gegenteil: Länger als in anderen US-Bundesstaaten blieben die Fans außen vor, erst spät kehrten sie in die Stadien zurück. „Gegen Ende der Saison durften bei uns in San Jose wieder Fans ins Stadion, bei Auswärtsspielen war das schon im Februar der Fall. Von Bundesstaat zu Bundesstaat haben sich die Regelungen teilweise sehr stark unterschieden. In Texas oder Las Vegas, wo die Knights in den Play-offs sogar wieder vor einer ausverkauften Hütte gespielt haben, wurde alles viel früher geöffnet“, erklärt Bergmann.

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Umziehen auf dem Parkplatz

Die Pandemie-Auswirkungen beschränkten sich aber nicht nur auf lange leere Stadien. Der Außenstürmer erlebte am eigenen Leib, dass die AHL in manchen Bereichen vielleicht doch nicht so professionell ist, wie sie glaubt zu sein. So gehörte es für ihn dazu, sich vor einem Spiel in einem Zelt auf dem Parkplatz die Ausrüstung anzuziehen! „Das Jahr hat mich schon ein bisschen älter gemacht“, gibt Bergmann zu. „Man denkt immer, dass man schon viel gesehen oder erlebt hat, wird dann jedoch eines Besseren belehrt. Das wird sich im Leben wohl nie ändern. Man lernt immer neu dazu.“

Nach der physisch und mental kräftezehrenden Saison ging der gebürtige Sauerländer in sich, zog Bilanz und traf die Entscheidung, die Zelte in den USA abzubrechen - zumindest vorübergehend. „Ich habe meine Situation realistisch eingeschätzt und bin zum Schluss gekommen, dass sich in meinem letzten Vertragsjahr in San Jose nichts für mich geändert hätte. Das Gleiche hätte für die beiden anderen NHL-Organisationen gegolten, die an mir interessiert waren“, erklärt Bergmann und ergänzt mit einer gewissen Portion Selbstkritik: „Ich hatte ehrlicherweise für mich selbst höhere Ziele in San Jose.“

Mit den Adlern wurde sich der 22-Jährige schnell einig, schließlich verbrachte er einen Teil der Saisonvorbereitung in den vergangenen beiden Jahren in Mannheim. „Mit Lean erhalten wir einen körperlich starken Spieler, der unserer Offensive noch mehr Gefahr und Tiefe verleiht. Wir sind überzeugt davon, dass er sich in den zwei Jahren in Nordamerika weiterentwickelt und sein Spiel auf beiden Seiten des Eises verbessert hat“, freut sich Sport-Manager Jan-Axel Alavaara auf den Rückkehrer, der in der Vorbereitung und zum Champions-League-Auftakt an der Seite von Ruslan Iskhakov und Borna Rendulic spielte.

Olympia-Teilnahme ein Ziel

Bei den Adlern unterschrieb Bergmann einen Vertrag bis 2023. „Geplant ist, dass ich auf jeden Fall zwei Jahre hier bin“, betont der Linksschütze. Den Traum von der NHL hat er nicht aufgegeben - noch nicht. Ab und zu muss man einen kleinen Umweg einschlagen, um das große Ziel zu erreichen. Und auch Alavaara ist sich sicher, dass Bergmann noch eine Chance hat, es in die NHL zu schaffen, um sich dort mit den Besten zu messen: „Lean ist erst 22 Jahre alt. Warum sollte es ihm nicht gelingen, sich mit guten Leistungen bei uns zu empfehlen?“

So weit in die Zukunft will Bergmann nicht blicken. Er konzentriert sich auf das Hier und Jetzt. „Eishockey zu spielen, macht definitiv mehr Spaß, als ständig in Quarantäne zu sein“, betont der 22-Jährige, der auch einen Platz im deutschen Olympia-Team anstrebt.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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