Im Juli fiel eine große Last von seinen Schultern. Und dabei ging es ausnahmsweise einmal nicht um das erste Tor in einer Saison oder einen anderen sportlichen Meilenstein. „Hauptsache Abi“, jubelte Florian Elias über die bestandene Reifeprüfung. Gerade die Corona-Pandemie habe ihm erneut vor Augen geführt, wie wichtig ein zweites Standbein für einen jungen Sportler ist: „Es wurde mir noch einmal bewusster, dass nicht alles im Leben nur auf Eishockey basieren kann.“
Fest steht beim 19-Jährigen: Eishockey, das ist für ihn Plan A. Und seine erste Profisaison ließ sich für ihn auch ganz gut an. Drei Tore und sechs Assists sammelte er in 38 DEL-Spielen für die Adler. Nicht nur mit einem Auge blickte er nach dieser Ausbeute zum NHL-Draft im Sommer, doch kein Club aus der besten Eishockey-Liga der Welt sicherte sich die Rechte am nur 1,72 Meter großen Wirbelwind. Im nächsten Jahr bietet sich für Elias eine weitere Chance. Auch deswegen machte er sich schon im Vorfeld der Talentziehung keinen großen Kopf: „Ich muss noch hart arbeiten, um mir meinen Traum von der NHL zu erfüllen. Klar ist ohnehin, dass ich erst einmal in Mannheim bleiben werde.“
Bei den Adlern ist er fest eingeplant - aus gutem Grund. Um den Spielberichtsbogen voll auszureizen, müssen die DEL-Clubs seit dieser Saison drei deutsche U-23-Jungs einsetzen. Tim Wohlgemuth ist genauso gesetzt wie Elias, den Anfang September jedoch eine Corona-Erkrankung ausbremste. Um den dritten Platz kämpfen in erster Linie die Verteidiger Moritz Wirth und Arkadiusz Dziambor sowie die Stürmer Luca Tosto und Valentino Klos. Wirth ist vielleicht am weitesten. Der 22-Jährige sammelte in der vergangenen Saison DEL-Erfahrung, traf sogar in der Champions Hockey League gegen Cardiff, infizierte sich aber ebenso mit dem Coronavirus.
Gezielte Saisonvorbereitung
Um die jungen Wilden zu fördern, veranstalteten die Adler im Sommer nach einjähriger Pause wieder ein Prospect Camp, diesmal spielten vor allem Nachwuchskräfte aus dem eigenen Stall vor. Das Mannheimer Trainerteam jagte die Talente ordentlich übers Eis. „Pavel Gross geht bis an die Grenzen mit uns. Er ist ein Trainer, der alles von uns verlangt. Jeden Tag aufs Neue. Es macht mir aber viel Spaß, immer mein Bestes zu geben und härter zu arbeiten als die anderen. Ich weiß genau, dass ich dann besser werde und Erfolg habe“, betonte Elias und gab einen kurzen Einblick in den Ablauf der schweißtreibenden Tage: „Wir trafen uns um 7.45 Uhr an der Arena. ,Pelle’ (Mike Pellegrims, Anm. d. Redaktion) erklärte uns die Übungen, um 8 Uhr ging es mit dem Warm-up weiter. Um 9 Uhr standen wir für gut 90 Minuten zum ersten Mal am Tag auf dem Eis. An das Mittagessen um 12 Uhr schloss sich eine Athletik-Einheit an. Am Nachmittag folgte dann das nächste Eistraining, gegen 18 Uhr waren wir dann fertig.“
Nicht nur für die Adler ging die vergangene Saison mit dem Halbfinal-Aus gegen Wolfsburg mit einem Schrecken zu Ende, auch Elias musste in den Play-offs einen Rückschlag einstecken, als er sich am Daumen verletzte und der Mannschaft in der entscheidenden Phase nicht mehr helfen konnte. Im Frühjahr kurierte er die Blessur richtig aus und nutzte die Zeit auch für einen Kurzurlaub: „Ich war ein bisschen weg mit einem Kumpel, aber nur für ein paar Tage zum Entspannen.“
Trotz des bitteren Saisonendes fiel die Bilanz des ersten Profijahrs unterm Strich positiv aus. „Ich habe in Sachen Taktik und Defensivarbeit wahnsinnig viel dazugelernt. In der Offensive habe ich mich durch die Kreativität meiner Mitspieler verbessert“, betonte Elias, der bei der U-20-WM in Edmonton einer der besten deutschen Spieler war. Klar, dass vor diesem Hintergrund das DEB-Team ein Ziel des 19-Jährigen ist: „Ich arbeite hart, um so schnell wie möglich in der A-Nationalmannschaft aufzulaufen. Ich muss aber Geduld haben, denn im deutschen Eishockey gibt es derzeit brutal gute Spieler. Ich will meine Chance nutzen, wenn ich sie bekomme.“
Talent liegt in der Familie
Ein Traum wäre es, einmal mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder die deutschen Farben bei einem internationalen Großereignis zu vertreten. Abwegig ist das nicht, Moritz Elias stand in der vergangenen Saison schon 16 Mal in der DEL für Nürnberg auf dem Eis und versucht nun, bei den Saskatoon Blades in der kanadischen Juniorenliga WHL durchzustarten. „Wir sind schon sehr verschiedene Spielertypen. Mein Bruder gibt immer Gas und zieht sein Ding durch, das macht ihn erfolgreich. Er schaut sich viele Highlight-Videos an und versucht, das umzusetzen“, sagte Florian über Moritz.
Beide haben ein Ziel: Profi-Eishockey spielen - und zwar auf dem höchstmöglichen Level.
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