Mannheim. Das Wort von Glen Metropolit hat in Mannheim Gewicht. Zwei Jahre lang begeisterte der Edeltechniker die Adler-Fans mit seinen trickreichen Bewegungen, seinem fast liebevollen Umgang mit dem Puck. 2015 war „Metro“ ein Schlüsselspieler, als die Blau-Weiß-Roten unter Trainer Geoff Ward die Grizzlys Wolfsburg in den Halbfinal-Play-offs in den Wahnsinn trieben und sich in der Endspielserie auch gegen den ERC Ingolstadt durchsetzten.
Als die Adler nun Mitte Juli ein Interview mit Kris Bennett über ihre sozialen Kanäle veröffentlichten, meldete sich Metropolit zu Wort. „Ihr alle werdet seine Energie und Leidenschaft auf dem Eis lieben. Ich hatte die Gelegenheit, mit ihm während des Spengler Cups zu sprechen, und habe ihn in der NLA spielen sehen“, schrieb der mittlerweile 49-jährige Kanadier unter den Facebook-Post.
„Das geht runter wie Öl“
Damit konfrontiert verschlägt es Bennett, der nach einem Jahr in der Organisation des HC Lugano zu den Adlern wechselt, fast die Sprache. „Das ehrt mich“, sagt der 27-Jährige, der das Treffen mit dem Mannheimer Kultspieler bestätigt: „Ich habe zwischen den Jahren in Davos für das Team Canada gespielt. An unserem freien Tag habe ich ein bisschen Workout gemacht. Plötzlich stand Glen Metropolit vor mir. Wir kommen aus der gleichen Gegend in Kanada, sind ins Gespräch gekommen. Wenn er, der so eine beeindruckende Profikarriere vorzuweisen hat, so etwas über einen sagt, geht das runter wie Öl.“
Vielleicht postete Metropolit auch deshalb die warmen Worte über Bennett, weil der in Brampton (Ontario) geborene Stürmer ein relativ unbeschriebenes Blatt ist. Jedenfalls liest sich die Eishockey-Vita des 1,80-Meter-Mannes, der sich laut eigener Aussage zwar auf dem Flügel wohler fühlt, in seiner Juniorenzeit aber auch Center gespielt hat, etwas außergewöhnlich - jedenfalls für Mannheimer Verhältnisse.
NHL-Einsätze? Fehlanzeige! Dafür aber AHL-Spiele im dreistelligen Bereich? Weit gefehlt, nur 21 für Stockton Heat und Iowa Wild. Vor einem Jahr gelang Bennett aber aus der drittklassigen East Coast Hockey League (ECHL) von den Iowa Heartlanders direkt der Sprung zu einem Club in die Schweizer Liga, die zu den besten in Europa zählt. „Ich hatte ein gutes Jahr in der ECHL“, sagt Bennett und untertreibt mit dieser Einschätzung noch ein bisschen. In 50 Einsätzen sammelte er 73 Punkte, mit seinen 35 Treffern war er bester ECHL-Torschütze.
Flog Bennett bislang also lange unter dem Radar? „Ja, so drückt man es wohl am besten aus. Meine Geschichte ist ein bisschen eine andere“, bestätigt der Kanadier, der sich selbst als Spätstarter bezeichnet. „Vor allem in den letzten fünf Jahren habe ich mich stetig verbessert. Ich bin immer drangeblieben“, betont Bennett, der über die University of New Brunswick den Sprung in den Profibereich schaffte.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.
An der Uni lernte er 2017 auch einen seiner neuen Teamkollegen kennen: Jordan Murray. Der Verteidiger hatte just seinen Abschluss gemacht und bereitete sich im Gym seiner Alma Mater auf sein erstes Profijahr vor. „Ich habe mich natürlich mit Jordan ausgetauscht. Er hat vom Leben in Europa geschwärmt und auch das Eishockey in Deutschland sowie die Voraussetzungen in Mannheim gelobt - obwohl er ja auch ein neuer Spieler bei den Adlern ist“, erzählt Bennett.
Dass er seine Zelte in Nordamerika so früh abbrach, hat er auch seinem ehemaligen Coach bei den Heartlanders zu verdanken, der in der vergangenen Saison erfolgreich bei den Löwen Frankfurt arbeitete: Gerry Fleming, der zuvor schon als Co-Trainer der Eisbären Berlin Erfahrungen in Europa gesammelt hatte: „Er hat mich in meinem Beschluss bestärkt, den Schritt nach Übersee zu wagen“, sagt Bennett.
Seine Entscheidung sollte er nicht bereuen. Zwar stattete Lugano ihn mit einem „Zwei-Wege-Vertrag“ aus, wie Bennett erklärt, für die Ticino Rockets lief er in der zweiten Schweizer Liga aber nur 18 Mal auf. „Lugano hatte mehr Ausländer unter Vertrag genommen als die sechs, die spielen dürfen. Ich habe auf mich selbst gewettet - und das hat sich ausgezahlt“, so der 27-Jährige, der sich gegen starke Konkurrenz durchsetzte. In 30 Spielen für den NLA-Club sammelte er 20 Scorerpunkte (10 Tore, 10 Assists), in den Play-offs ließ er zwei Treffer und zwei Vorlagen in fünf Partien folgen.
„Es gibt keine Entschuldigungen“
Gegen den späteren Meister aus Genf verkaufte sich Lugano teuer. Das Aus kam erst nach sechs Duellen, einige Spiele der Serie gingen in die Verlängerung. Eine wesentliche Rolle hätten die Fans gespielt. „Wir haben nicht nur für uns, sondern auch für unsere Anhänger gespielt. Und ich weiß, dass das in Mannheim nicht anders sein soll“, sagt Bennett: „In Mannheim gibt es keine Entschuldigungen. Wir haben die beste Arena in Europa mit den besten Fans. Jetzt müssen wir zeigen, dass wir auch das beste Team sind.“
Dass er sogar das Zeug zum Publikumsliebling hat, hat er in der Vorbereitung und in der Champions Hockey League (CHL) mehrmals angedeutet. „Mein Weg ist noch nicht zu Ende“, betont Bennett. Wer daran zweifelt, sollte mal bei Glen Metropolit nachfragen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport/vereine_artikel,-adler-mannheim-der-mann-der-die-torproduktion-der-adler-mannheim-ankurbeln-soll-_arid,2123759.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html