Mannheim. Herr Alavaara, die Adler haben einen großen Umbruch vorangetrieben, was hat am meisten Zeit und Nerven gekostet?
Jan-Axel Alavaara: Ich würde nicht sagen, dass es anstrengend war, sondern es hat großen Spaß gemacht. Es war ein langer Prozess, für den wir uns Zeit genommen haben. Uns war wichtig, für jede Position den richtigen Mann zu finden.
Wie sind Sie auf Johan Lundskog als Cheftrainer gekommen?
Alavaara: Ich kenne ihn schon lange, wir standen seit einiger Zeit mit ihm in Gesprächen. Wir haben uns zwar auch mit anderen Kandidaten unterhalten, fanden aber, dass Johan sehr gut zu uns passt. Wir teilen die gleiche Philosophie, die gleiche Idee, wie wir Eishockey spielen und mit Menschen umgehen wollen. Heutzutage geht es nicht nur um den Sport, sondern man muss ein Gefühl dafür haben, wie man mit den Leuten spricht und das Beste aus ihnen herausholt. Das sind nicht nur Eishockeyspieler, sondern in erster Linie Menschen. Wenn man sich wohlfühlt, spielt man besser.
Der Sportmanager
- Jan-Axel Alavaara wurde am 14. März 1975 in Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens, geboren.
- Der zweifache schwedische Meister mit dem Frölunda HC aus Göteborg (2003 und 2005) wechselte 2008 nach Wolfsburg.
- Nach seiner Profikarriere arbeitete Alavaara unter anderem als Talentspäher für den NHL-Club Buffalo Sabres.
- 2018 kam er zu den Adlern. Gleich in seinem ersten Jahr als Sportmanager feierte Alavaara mit Mannheim den Titelgewinn in der Deutschen Eishockey Liga.
- Sein Vertrag bei den Adlern läuft bis 2024.
Welche Rolle spielt der erfahrene Co-Trainer Curt Fraser?
Alavaara: Auch ihn habe ich relativ früh getroffen. Er ist ein super-positiver Mensch. Ich habe mit vielen Leuten über ihn gesprochen, alle haben mir gesagt: Wenn Curt Bock hat und nach Europa kommen will, musst du nicht lange überlegen. Für ihn ist jeder Tag der beste Tag. Er strahlt positive Energie aus.
Und der zweite Co-Trainer Jeff Hill?
Alavaara: Johan hat in Bern mit ihm zusammengearbeitet. Es war Johans Wunsch. Jeff arbeitet mit viel Energie. Wir haben eine gute Mischung an der Bande stehen.
Merkt man schon, dass in der Kabine eine andere Stimmung herrscht?
Alavaara: Auf jeden Fall, es ist viel lockerer. Man hört Leute lachen. Man kann Spaß haben, ohne den Fokus auf seine Leistung zu verlieren. Man kann im Kraftraum sein Bestes geben und trotzdem lachen. Die Trainer haben eine klare Kommunikation. Jeder weiß, was der Club von ihm verlangt. Die Coaches haben die Mannschaft im Prozess mitgenommen. Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg.

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Auf welche Eigenschaften haben Sie bei der Spielerauswahl den größten Wert gelegt?
Alavaara: Die Spieler haben eine kleine Übung gemacht und sollten sich überlegen, was die Identität der Mannschaft ist. „Team first“ ist dabei herausgekommen. Sie wollen für die Mannschaft arbeiten. Alles, was wir machen, ist für das Wohl des Teams. Der Charakter eines Spielers steht bei uns an erster Stelle, wenn wir uns mit ihm beschäftigen.
2018 sind Sie nach Mannheim gekommen, wie hat sich Ihre Arbeit seitdem verändert?
Alavaara: Die Corona-Jahre waren schwierig, das war ein ganz anderes Arbeiten. Es gibt jetzt die Entwicklung, dass uns in der DEL immer bessere Spieler angeboten werden. Andrew Rowe oder Patrik Virta, die nach Ingolstadt gewechselt sind, sind super europäische Spieler. Um da mitzuhalten, muss man richtig gute Arbeit machen. Es ist zwar ein Luxus, wenn gute Spieler auf den Markt kommen, dennoch muss man seine Hausaufgaben erledigen: Was passt für uns jetzt und in den nächsten Jahren am besten? Es geht auch um den langfristigen Aufbau.
Welchen Einfluss hat die Entwicklung in der russisch geprägten KHL?
Alavaara: Schwedische und finnische Spieler gehen nicht mehr in die KHL, weil sie keine Chance mehr hätten, in Finnland oder Schweden zu spielen. Das ist unmöglich geworden, sie wären tot auf dem Markt. Dafür hat die Schweiz ihr Ausländerkontingent auf sechs in die Höhe geschraubt. Das hat unseren Markt ein bisschen kleiner gemacht.
Ich habe das Gefühl, dass Deutschland attraktiver geworden ist. Vor fünf oder sechs Jahren hatte ich keine Chance, Top-Finnen oder Top-Schweden zu bekommen.
Boomt Eishockey weltweit?
Alavaara: Ich habe das Gefühl, dass Deutschland attraktiver geworden ist. Vor fünf oder sechs Jahren hatte ich keine Chance, Top-Finnen oder Top-Schweden zu bekommen.
Wie sieht es in der American Hockey League aus?
Alavaara: Die besten Spieler können richtig gutes Geld in der AHL verdienen. Die kommen nicht für uns infrage. Der Markt hat sich mehr Richtung Schweden und Finnland verschoben oder zu den Spielern, die schon in Europa sind.
Lassen Sie uns über die einzelnen Mannschaftsteile sprechen und im Tor anfangen. Ist Arno Tiefensee nicht mehr nur der junge Herausforderer für Felix Brückmann, der er noch vor einem Jahr war?
Alavaara: Arno ist ein Jahr älter und erfahrener. Das sind zwei richtig gute Torhüter. Wir sind sehr glücklich mit den beiden. Die Trainer haben den Luxus, dass sie beide ins Tor stellen können. Wenn einer zwei Einsätze an einem Wochenende hat, hat der andere sieben, acht Tage, um sich für seine nächsten beiden Spiele vorzubereiten.
Die Nordamerika-Rechte an Tiefensee liegen bei den Dallas Stars. Wie planen Sie auf der Torhüterposition für die Saison 2024/25?
Alavaara: Wir planen, zum Start der nächsten Saison erst einmal nur acht Ausländerlizenzen zu vergeben. Bis Mitte Sommer werden wir wissen, was mit Arno passiert. Geht er nach Nordamerika, haben wir noch genug Zeit, einen Ausländer zu holen.
Welchen Eindruck machen die vier neuen ausländischen Verteidiger auf Sie?
Alavaara: Wir haben einen viel besseren Spielaufbau. Die Verteidiger, die wir haben, wollen die Scheibe so schnell wie möglich an unsere Stürmer weitergeben. Dafür muss man beweglich sein und ein gutes Spielverständnis haben. Das ist bei Jyrki Jokipakka, John Gilmour, Max Gildon und Jordan Murray der Fall. Wenn Gilmour keine Passoption hat, kann er mit der Scheibe laufen.
Leon Gawanke wollte nach Mannheim kommen, hat dann aber einen Vertrag bei den San Jose Sharks unterschrieben. Stehen Sie in Kontakt mit dem NHL-Club?
Alavaara: Leon muss ein bisschen Ruhe bekommen. Ich will ihn nicht stören. Er möchte sich in der NHL durchsetzen. Es kann sein, dass es seine letzte NHL-Chance ist. Ich finde es nicht nur für Leon, sondern auch für das deutsche Eishockey gut, wenn wir einen weiteren NHL-Spieler haben. Wenn es schiefläuft, wird es einen intensiven Kontakt mit seinem Management geben.
Ryan MacInnis hat einen deutschen Pass bekommen. Was sind die Hintergründe?
Alavaara: Schon in der letzten Saison hat Ryan erwähnt, dass seine Mutter eine Deutsche ist. Wir als Club können da aber noch nichts machen. Das muss der Spieler mit seinem Anwalt vorantreiben. Wir haben Ryan mit seinen Dokumenten geholfen. Hätte das nicht so schnell geklappt, wären wir mit zehn Ausländern in die Saison gestartet.
Kris Bennett war in seinen ersten Adler-Spielen sehr auffällig. Warum ist er so lange unter dem Radar geflogen?
Alavaara: Unser Scout Todd Hlushko kennt Kris Bennet seit fünf, sechs Jahren. Schon während Corona haben wir ein bisschen versucht, ihn zu uns zu holen. Damals hat er noch in Iowa gespielt. Trainer war dort mit Derek Damon ein ehemaliger Spieler unseres Kooperationspartners Heilbronn. Ihm wollten wir nicht seinen besten Spieler und Kapitän wegnehmen. Als Kris vor der vergangenen Saison in Lugano unterschrieben hat, war das für uns perfekt, weil wir ihn gut beobachten konnten. Wenn man nach Mannheim kommt, muss man etwas erreicht haben. Sonst ist es schwierig, Anerkennung in der Kabine zu bekommen. Insofern war es gut, dass sich Kris in der Schweiz bewiesen hat.
Hat Linden Vey das Zeug, zu einer der DEL-Attraktionen zu werden?
Alavaara: Als Linden mit seinem ehemaligen KHL-Club ZSKA Moskau bei Jokerit Helsinki gespielt hat, habe ich ihn gesehen. Er war bereit, einen Einjahresvertrag anzunehmen, um sich in der Liga zu beweisen. Er will hier nicht seine Karriere auslaufen lassen. Er kämpft und hat diesen Hunger, jeden Zweikampf, jedes Bully zu gewinnen.
Wenn wir Spieler wie Hännikäinen, Tom Kühnhackl oder Stefan Loibl in der Kabine haben, steckt das an.
Als letzten Spieler haben Sie Markus Hännikäinen verpflichtet. Ist der Finne das fehlende Puzzleteil?
Alavaara: Man braucht diese Rollen. Ich habe lange mit den Trainern gesprochen und wir waren uns einig, dass wir einen Spielertyp wie Markus haben wollten. Er bringt so viel Energie. Wenn wir Spieler wie Hännikäinen, Tom Kühnhackl oder Stefan Loibl in der Kabine haben, steckt das an. Man kann sich dann nicht mehr verstecken. Markus ist ein Vollprofi, er meckert nicht, wenn er mal nur sieben Minuten spielt. Was auch die Entscheidung einfacher gemacht hat: Jordan Szwarz und einige andere Spieler sind auf uns zugekommen. Sie wussten, dass wir noch einen Platz frei hatten und haben uns gefragt, was wir von Hännikäinen halten würden. Dann haben wir gesagt: Okay, wir haben ja auch schon mit ihm gesprochen.
Tom Kühnhackl ist der größte Name unter den neuen Spielern. Kann er auch ein Türöffner für künftige Transfers sein?
Alavaara: Tom Kühnhackl ist einer der besten Botschafter, die wir haben können. Das mit Tom war auch so ein längerer Prozess. Noch als er für die New York Islanders in der NHL gespielt hat, haben wir Kontakt zu ihm aufgenommen und ihm aufgezeigt, was unser Plan ist. Ich bin sicher, dass sich Tom bei uns wohlfühlt. Er ist ein Führungsspieler auf und neben dem Eis.
Um die Sturmreihe aus Niederbayern um Loibl und Kühnhackl zu ergänzen, fehlt jetzt nur noch Tobias Rieder …
Alavaara: Er ist auch ein Topspieler. Die kennen sich natürlich. Mit Tobi Rieder habe ich schon vor drei Jahren gesprochen, als er für Calgary gespielt hat. Danach ist er nach Buffalo gegangen. Ob er irgendwann zu uns kommt, weiß ich nicht. Aber klar: Wenn er sagt, dass er bereit ist, nach Mannheim zu gehen, holen wir solche Spieler. Das ist kein Geheimnis.
Welche Entwicklungen gibt es in der Liga? Wie beurteilen Sie die Lage an der Spitze?
Alavaara: Berlin hat richtig gute Spieler verpflichtet und sieht gut aus. Die Eisbären werden nach der schwierigen vergangenen Saison hungrig sein. München spielt mit Toni Söderholm als Coach ein bisschen ein anderes Eishockey als unter Don Jackson. Toni kennt aber als ehemaliger Bundestrainer die deutschen Spieler und die Liga sehr gut. Ingolstadt hat bereits in der vergangenen Saison gezeigt, dass sie gutes Eishockey spielen können und nun einige Top-Verpflichtungen getätigt. Köln sieht auch gut aus. Danach gibt es noch Straubing, auch Wolfsburg ist immer dabei. Iserlohn spielt gut defensiv, die werden manche Mannschaft überraschen.
Ihr Vertrag bei den Adlern läuft am Saisonende aus. Würden Sie gerne bleiben, und hat es schon Gespräche mit dem Club gegeben?
Alavaara: Ich fühle mich sehr wohl hier. Zusammen mit dem neuen Trainerteam zu arbeiten, macht großen Spaß. Ich denke, wir haben etwas Gutes angefangen, und würde sehr gerne hierbleiben.
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