Adler Mannheim

Das Hirn hinter dem Umbruch

Von 
Christian Rotter
Lesedauer: 
Auf einer Wellenlänge: Adler-Sportmanager Jan-Axel Alavaara (l.) und Chefcoach Johan Lundskog. © Michael Ruffler/Pix

Mannheim. Jan-Axel Alavaara hatte alle Hände voll zu tun. Nachdem für die Adler Mannheim auch in der vergangenen Saison das Halbfinale in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) Endstation gewesen war, stand der Club vor einem Umbruch. Nicht nur auf dem Spielersektor mussten einige wichtige Personalentscheidungen getroffen werden, sondern auch auf der Trainerbank, nachdem klar war, dass die Adler die Zusammenarbeit mit Bill Stewart beenden.

Obwohl Alavaara einmal mehr viel Zeit im Flugzeug verbrachte und sein Smartphone sich immer wieder meldete, blieb der Stresspegel auf einem gesunden Level – und das vor allem deswegen, weil der 48-jährige Schwede in dieser Arbeit aufgeht. „Ich würde nicht sagen, dass es anstrengend war, sondern es hat großen Spaß gemacht. Es war ein langer Prozess, für den wir uns Zeit genommen haben. Uns war wichtig, für jede Position den richtigen Mann zu finden“, blickt Alavaara auf den vergangenen Sommer zurück.

Mobilität in der Verteidigung

Schnell hatte sich bei den Verantwortlichen die Erkenntnis durchgesetzt, einen anderen Weg einschlagen zu wollen. Bei den Feldspielern blieb kaum ein Stein auf dem anderen. Die Mannheimer trennten sich von allen ausländischen – durchaus auch verdienten – Verteidigern und setzen mit Max Gildon, John Gilmour, Jyrki Jokipakka und Jordan Murray auf mehr Mobilität.

Mehr zum Thema

Eishockey

Diese Adler Mannheim machen Lust auf mehr

Veröffentlicht
Von
Christian Rotter
Mehr erfahren
Eishockey

Manager Jan-Axel Alavaara stellt den neuen Weg der Adler Mannheim vor

Veröffentlicht
Von
Christian Rotter
Mehr erfahren
Eishockey

John Gimour spürt, dass für die Adler Mannheim Großes mögich ist

Veröffentlicht
Von
Christian Rotter
Mehr erfahren

„Wir haben einen besseren Spielaufbau. Unsere Verteidiger wollen die Scheibe so schnell wie möglich an unsere Stürmer weitergeben. Dafür muss man beweglich sein und ein gutes Spielverständnis haben“, sagt Alavaara über das Anforderungsprofil, das der Club an die neuen Spieler stellte. Ein Anfang ist gemacht. Jokipakka hat das Zeug zum Abwehrchef und verteilt in der ersten Powerplayformation die Scheibe intelligent. Gilmour ist ein Highlight-Spieler, „Speedy Gonzales“ erinnert mit seinen trickreichen Bewegungen an Mark Katic, den es nach Österreich zog. Murray hat im vergangenen Jahr in Wolfsburg gezeigt, dass er „Eis fressen“, kann, und Gildon ist längst nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen.

Auch das Gesicht des Sturmes änderte sich. Einige Entscheidungen wie das Karriereende von Torjäger Nigel Dawes wurden den Adlern abgenommen, andere trafen sie bewusst. Borna Rendulic schießt seine Tore jetzt in der multinationalen KHL, Markus Eisenschmid und Nico Krämmer stürmen für den Adler-Ligarivalen Red Bull München.

Die neuen Angreifer können diese Abgänge allerdings mehr als kompensieren. Mit Kris Bennett steht ein noch relativ junger Kanadier im Kader, der schon gezeigt hat, dass er weiß, wo der gegnerische Kasten steht. „Es war gut, dass sich Kris in der vergangenen Saison in der Schweiz bewiesen hat“, sagt Alavaara über den 27-Jährigen, der in der Organisation des HC Lugano auf Anhieb überzeugte.

Ohne den anderen Zugängen wie Linden Vey, Daniel Fischbuch, Maximilian Eisenmenger oder Rückkehrer Markus Hännikäinen zu nahe treten zu wollen: Der Königstransfer in der Offensive ist der zweifache Stanley-Cup-Gewinner Tom Kühnhackl. „Tom ist ein Führungsspieler auf und neben dem Eis und einer der besten Botschafter, die wir haben können“, hofft Alavaara auf eine Signalwirkung dieses Transfers.

Dass die Adler die jüngste Vergangenheit hinter sich lassen wollen, wird auch beim Blick auf die neu besetzte Trainerbank deutlich. Zwar lief bei der Suche nach einem Stewart-Nachfolger nicht alles rund, mit Johan Lundskog hat der Club aber einen Chefcoach gefunden, der für modernes Eishockey stehen soll. „Wir teilen die gleiche Philosophie, die gleiche Idee, wie wir Eishockey spielen und mit Menschen umgehen wollen“, sagt Alavaara über den in Kanada beheimateten Schweden und ergänzt: „Heutzutage geht es nicht nur um den Sport, sondern man muss ein Gefühl dafür haben, wie man mit den Leuten spricht und das Beste aus ihnen herausholt.“

Guter Mix auf der Trainerbank

Der erfahrene Curt Fraser und Jeff Hill, mit dem Lundskog schon beim SC Bern zusammenarbeitete, komplettieren den Trainerstab, Marcel Goc widmet sich wieder seiner Aufgabe als Development Coach. In der Kabine herrsche, so Alavaara, schon jetzt eine ganz andere Stimmung als zuletzt: „Man hört Leute lachen. Man kann Spaß haben, ohne den Fokus auf seine Leistung zu verlieren. Man kann im Kraftraum sein Bestes geben und trotzdem lachen“, betont der Sportmanager: „Die Trainer haben eine klare Kommunikation, jeder weiß, was der Club von ihm verlangt. Die Coaches haben die Mannschaft im Prozess mitgenommen.“

2018 war Alavaara mit Pavel Gross und Mike Pellegrims nach Mannheim gekommen, um den Club auf links zu drehen. Gross und Pellegrims sind bei den Adlern Geschichte, Alavaara ist die einzige Konstante. Der Schwede hat wieder Lust auf seine Arbeit. Die könnte nach seinem Geschmack gerne über die neue Saison weiterlaufen: Sein Vertrag bei den Adlern läuft im Frühjahr aus, einer Verlängerung des Arbeitspapiers steht nichts im Weg: „Ich fühle mich sehr wohl hier. Es macht Spaß, zusammen mit dem neuen Trainerteam zu arbeiten. Ich denke, wir haben etwas Gutes angefangen.“

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen