Mannheim. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht im Vergleich zur vergangenen Saison: Die Adler Mannheim kämpfen nicht nur Eishockey, sie spielen es auch. Die umgekrempelte Mannschaft hat in der Vorbereitung und den ersten vier Partien in der Champions Hockey League (CHL) bereits gezeigt, dass sie alle Werkzeuge hat, um Erfolg zu haben.
Zugänge: Zwei neue Spieler haben bislang einen besonders positiven Eindruck hinterlassen: Verteidiger John Gilmour und Stürmer Kris Bennett. Gilmour ist der Prototyp eines modernen Abwehrspielers. Der Kanadier ist mobil, schnell, spielt einen guten Aufbaupass und bewegt die Scheibe gut. Bennett könnte zum Publikumsliebling im Adler-Trikot avancieren. Der 27-Jährige hat alles, was die Mannheimer Fans an einem Eishockeyspieler lieben: Er arbeitet hart in den Ecken, ist pfeilschnell und hat einen guten Schuss.
Auch die anderen Zugänge haben schon gezeigt, dass sie wertvoll für die Mannschaft werden können – allen voran Königstransfer Tom Kühnhackl. Alles, was der zweifache Stanleycup-Gewinner macht, hat Hand und Fuß. Linden Vey ist dabei, mit Matthias Plachta und Daniel Fischbuch eine gute Chemie aufzubauen, Markus Hännikäinen gefällt mit einer tadellosen Arbeitseinstellung, Maximilian Eisenmenger kann mehr sein als der Lückenfüller, als der er von vielen gesehen wird.
Der größte Unterschied zur vergangenen Saison ist in der Defensive auszumachen. Die Verteidiger suchen spielerische Lösungen und haben einen Plan B, wenn die erste Option nicht funktioniert. Jyrki Jokipakka kann der gewünschte Abwehrchef werden, Jordan Murray und Max Gildon sind ebenfalls ein Upgrade.
Mutmacher: Johan Lundskog betont immer wieder, dass er ein System spielen lässt, das vor allem für die Verteidiger herausfordernd ist. Insofern ist es beachtlich, wie gut das Team die Vorgaben des Chefcoachs schon umsetzt. Auch die Unterzahl steht bereits gut, gegen Champions-League-Sieger Tappara Tampere kassierten die Adler trotz einiger Powerplaymöglichkeiten für den finnischen Meister kein Tor mit einem Mann weniger auf dem Eis. Zudem haben die Adler schon zwei Shorthander erzielt – Bennett kann auch in Unterzahl zuschlagen.
Was nicht zu unterschätzen ist: In der Kabine herrscht eine gute Stimmung – das war in den vergangenen Jahren nicht immer so. Sportmanager Jan-Axel Alavaara ist sich sicher: Wer sich wohlfühlt, bringt eine bessere Leistung – das hat nichts mit einer Wohlfühloase zu tun.
Problemzonen: Auch das haben vor allem die ersten drei Spiele in der Champions Hockey League gezeigt: Die Chancenverwertung passt noch nicht. Mit mehr Kaltschnäuzigkeit beim Torabschluss hätten die Adler bei Tappara Tampere mehr als nur den einen Punkt beim 1:2 nach Penaltyschießen geholt. Auch das 3:2 gegen Salzburg wäre nicht so knapp ausgefallen, hätten die Mannheimer nach dem 3:0 nicht einen Hochkaräter nach dem anderen versiebt. In Überzahl gibt es ebenfalls noch Luft nach oben. Der Aufbau sieht zwar schon viel besser aus als im vergangenen Jahr, in der offensiven Zone treffen die Spieler aber noch zu viele falsche Entscheidungen. Ab und zu fehlt die notwendige Konsequenz.
Schlüsselfrage: Arrangieren sich Leistungsträger der vergangenen Jahre mit ihrer angepassten Rolle und auch mal etwas weniger Eiszeit, als sie es gewohnt waren? Lundskog hat es schon betont: Der tiefe Kader muss der größte Vorteil der Adler sein. Der Schwede weiß aber auch, dass dies auch zum größten Problem werden kann, wenn das Trainerteam seine Entscheidungen nicht genau kommuniziert. Es darf keine unzufriedenen Spieler geben, jeder muss sich wichtig fühlen. Da die Coaches die Spieler in Entscheidungen einbinden, ist die Gefahr (noch) klein.
Das sagt David Wolf: „Auf dem Eis dürfen wir nicht nachdenken, was wir machen. Wenn uns das gelingt, haben wir in diesem Jahr gute Chancen, Schaden anzurichten – egal ob in Europa oder in der DEL.“
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