Tampere. David Wolf fieberte vor dem Fernseher mit. Der Stürmer der Adler Mannheim hätte den Puck am liebsten selbst über die Linie geschossen. Doch fünf Jahre, nachdem Wolf mit dem DEB-Team in Pyeongchang Olympia-Silber gewonnen hatte, war der 33-Jährige bei der WM in Finnland und Lettland diesmal nicht dabei. Wieder blieb der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft der letzte Schritt verwehrt, nach dem 2:5 (1:1, 1:1, 0:3) im WM-Finale gegen Kanada überwog aber der Stolz auf die eigene Leistung - auch wenn dies am Sonntagabend in Tampere zunächst schwerfiel.
"Ich kann den Jungs nur zu einem weiteren historischen Moment beglückwünschen. Ich erinnere mich noch gut an Olympia, welche Emotionen wir durch das gesamte Turnier, nach Siegen, nach Niederlagen und schließlich im Finale hatten. Leider hat es nicht zu Gold gereicht, aber schon bald werden die Jungs komplett umreißen, was sie erreicht haben", sagte Wolf. Auch Adler-Gesellschafter Daniel Hopp hatte nur lobende Worte für die Mannschaft von Trainer Harry Kreis parat, die mit drei Niederlagen in die WM gestartet war, dann aber sechs Siege in Serie folgen ließ. Auf das 3:1 im Viertelfinale gegen die Schweiz folgte am Samstag der Höhepunkt, als Deutschland im Halbfinale gegen die USA einen frühen 0:2-Rückstand wettmachte und noch mit 4:3 nach Verlängerung gewann. „Das sind gerade Festtage für das deutsche Eishockey, über die wir uns alle enorm freuen", betonte Hopp und führte aus: "Zunächst die Vergabe der WM 2027 an Deutschland und wenige Stunden später dieser herausragende Erfolg der Mannschaft um Bundestrainer Harold Kreis. Dieser historische Ausgang hat ohne Wenn und Aber mindestens denselben Stellenwert wie die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2018. Die Jungs auf dem Eis haben sich heute selbst den verdienten Lohn ihrer harten Arbeit eingefahren. Auch ohne Gold.“
Adler-Zugang Fischbuch lässt Deutschland sogar von Gold träumen
Lange sah es am Sonntag so aus, als würde Deutschland nicht nur die erste WM-Medaille seit 70 Jahren holen, sondern sogar den Titel gewinnen. John Jason Peterka und Daniel Fischbuch, der in der nächsten Saison für die Adler auf Torejagd gehen wird, brachten das Kreis-Team zweimal in Führung. Nach zwei Dritteln stand es 2:2, alles war noch offen. Doch im Schlussabschnitt waren die Kanadier cleverer und nutzten zwei Fehler des DEB-Teams, um vorentscheidend mit 4:2 in Führung zu gehen. "Das war eine absolut überragende Turnierleistung der deutschen Mannschaft", betonte Adler-Sportmanager Jan-Axel Alavaara im Gespräch mit dieser Redaktion. "Dieses Team hat gezeigt, dass Deutschland auch ein Eishockey-Land ist und die Großen schlagbar sind, wenn alle am gleichen Strang ziehen."
Alavaara lobte auch die Arbeit von Bundestrainer Kreis, der in der abgelaufenen Saison den DEL-Rivalen Schwenninger Wild Wings gecoacht hatte, ehe er beim DEB die Nachfolge von Toni Söderholm antrat. "Es hat mir imponiert, dass Deutschland nicht nur Eishockey gekämpft, sondern es auch gespielt hat", sagte Alavaara, der nun auf einen Schub für das deutsche Eishockey hofft: "Die Chance ist da, dass Eishockey in der deutschen Sportlandschaft in den kommenden Jahren einen noch größeren Stellenwert bekommt. Das betrifft das Interesse der Zuschauer, der Sponsoren, aber auch der Medien."
Besonders emotionale Tage in der finnischen Heimat verbrachte Antti Soramies, der unter anderem für Radio Regenbogen die Adler-Spiele live kommentiert. Sein Sohn Samuel stand im deutschen Team, das Geschichte schrieb. "Ich habe noch keine laufstärkere deutsche Mannschaft gesehen. Wer die Jungs vor dem WM-Finale erlebt hat, hat gemerkt, dass da jeder an die Gold-Chance gegen Kanada geglaubt hat. Das ist das neue Selbstverständnis, das sich die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren angeeignet hat." Soramies freute sich nicht nur für seinen Sohn Sam, sondern auch für Harry Kreis: "Er ist so ein feiner Mensch. Die Mannschaft liebt diesen Trainer."
Tränen habe er vor allem nach dem Viertelfinalsieg gegen die Schweiz vergossen, berichtete Antti Soramies. Zum ersten K.o.-Duell war er extra nach Riga geflogen: "Als Vater weißt du, was dein Sohn investiert hat, um einen solchen Erfolg zu feiern. Diese WM-Silbermedaille war der verdiente Lohn."
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Eishockey WM-Silber der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft ist Gold wert