Mannheim. Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat bei der WM in Finnland und Lettland die erste WM-Medaille seit 70 Jahren geholt. Antti Soramies war beim historischen Triumph hautnah dabei. Der Reporter, der für Radio Regenbogen über die Spiele der Adler Mannheim in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) berichtet, verbrachte aufregende Tage in seiner finnischen Heimat, um seinen Sohn Sam zu unterstützen. Der 24-Jährige gehörte zum DEB-Team, das die deutschen Sportfans begeisterte. Kein Wunder, dass Papa Antti hin und weg war.
Herr Soramies, welche Worte finden Sie zu WM-Silber der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft?
Antti Soramies: Das war absolut überragend. Mit einer jungen, hungrigen Truppe ist Deutschland in der Eishockey-Weltspitze angekommen. Das war die laufstärkste deutsche Mannschaft, die ich je gesehen habe. Wer die Jungs vor dem Finale erlebt hat, hat gespürt, dass da jeder davon überzeugt war, Kanada wirklich schlagen zu können. Das ist das neue Selbstverständnis, das sich die Nationalmannschaft seit einigen Jahren erarbeitet hat.
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Warum hat sich Kanada dennoch durchgesetzt?
Soramies: Die schnellen Angriffe der Kanadier haben den Ausschlag gegeben, keine andere Mannschaft hat bei der WM so gradliniges Eishockey gespielt. Alles ging immer Richtung Tor. Dazu kamen nach der deutschen 2:1-Führung ein, zwei unglückliche Aktionen des DEB-Teams, die auf diesem hohen Niveau eben den Ausschlag geben. Die Niederlage ist definitiv zu hoch ausgefallen, das 2:5 spiegelt den wahren Spielverlauf nicht wider.
Sie haben die komplette WM in Ihrer finnischen Heimat verbracht. Wie bewertet das eishockeyverrückte Land das DEB-Team?
Soramies: Ich habe in den vergangenen gut zwei Wochen mit vielen finnischen Experten und Trainern gesprochen. Die Finnen begegnen dem deutschen Eishockey mit großem Respekt, weil das DEB-Team nicht nur die typischen deutschen Tugenden in die Waagschale wirft, sondern auch spielerisch zu überzeugen weiß.
Zum ersten Mal seit 70 Jahren gab’s eine WM-Medaille für Deutschland - und Ihr Sohn Sam gehörte zum Erfolgsteam. Welche Gefühle hat da ein Vater?
Soramies: Ich habe während der WM zweimal geheult, vor allem nach dem Viertelfinalsieg gegen die Schweiz in Riga konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. Als Vater weiß man, was der Sohn für den Sport alles investiert hat. Nach dem Sieg im Halbfinale gegen die USA war ich wie in Trance. Am nächsten Morgen habe ich mir noch mal einige Szenen des Spiels angeschaut, um zu begreifen, dass Deutschland am Abend gegen Kanada um Gold spielt! Das war einfach der Wahnsinn! Die deutschen Eishockey-Fans waren völlig aus dem Häuschen, für uns Eltern der Spieler war es etwas ganz Besonderes - welche Emotionen müssen da erst unsere Jungs haben!
Bundestrainer Harold Kreis gilt als Vater des Erfolgs. Wie haben Sie den Mann erlebt, den Sie seit vielen Jahren kennen?
Soramies: Harry ist einfach ein ganz feiner Mensch, ich habe mich sehr für ihn gefreut. Und seine Spieler lieben ihn wegen seiner Art. Als Harry nach dem Halbfinaleinzug mit Tränen in den Augen die ersten Interviews gegeben hat, habe ich das meiner finnischen Familie gezeigt. Es hat sie beeindruckt, wie sehr sich ein Trainer mit der Mannschaft identifiziert. Harry hat zudem seine Co-Trainer sehr intelligent ausgewählt. Alexander Sulzer ist ein Coach mit großem Potenzial, und Pekka Kangasalusta hat das Team taktisch hervorragend eingestellt.
Hatten Sie Gelegenheit, ein bisschen mit Sam zu feiern?
Soramies: Wir sind mit den anderen Eltern und Frauen der Spieler an einen Sammelpunkt gegangen und dann von dort in die Kabine gebracht worden. Nach einer kurzen Nacht ging es für mich am Montag von Helsinki aus zurück nach Deutschland.
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