Bietigheim/Mannheim. Korbinian Holzer ließ seinen Emotionen freien Lauf. Als dem Verteidiger der Adler Mannheim in der dritten Minute der Verlängerung der entscheidende Treffer zum 5:4–Erfolg bei den Bietigheim Steelers gelang, bejubelte er diesen ausgelassen. „Ich hatte mich geärgert, dass ich die Chance kurz zuvor nicht reingemacht habe, dann hat es ja aber zum Glück geklappt“, erläuterte Holzer.
Dem 34-Jährigen stieß aber auch die gezeigte Leistung seiner Mannschaft sauer auf, die – wie schon am vergangenen Sonntag gegen Berlin – die letzte Konsequenz vermissen ließ. Beim Tabellenschlusslicht aus Bietigheim lagen die Blau-Weiß-Roten bereits nach sieben Minuten mit 0:2 in Rückstand und konnten nach einer klaren Leistungssteigerung auch die späte 4:3-Führung durch Nico Krämmer (58.) nicht über die Zeit retten. Stattdessen musste die Verlängerung die Entscheidung bringen. „Am Ende musst du mit dem zufrieden sein, was du holst. Wir hätten heute eigentlich wieder drei Punkte holen müssen, haben allerdings den Anfang etwas verpennt, den Schuh müssen wir uns schon anziehen“, meinte Holzer und wurde konkreter: „Die ersten acht, zehn Minuten waren eine Katastrophe. Wir waren immer einen Schritt zu langsam und haben keinen Zweikampf gewonnen.“
Loibl verweist auf den guten Charakter
Die Gegentreffer durch Evan Jasper (5.) und Michael Keränen (7.) waren die logische Folge. „Das erste und zweite Gegentor muss ich eigentlich halten“, gab sich Adler-Schlussmann Arno Tiefensse selbstkritisch. Am 20-jährigen Torwart lag es allerdings nicht, dass sich die Mannheimer schwer taten. „Bietigheim hat es auch gut gemacht. Sie haben Druck ausgeübt, die neutrale Zone dichtgemacht und von hinten raus einfach gespielt“, zollte Holzer dem Gastgeber Respekt. Und immerhin: Die Adler ergaben sich nicht ihrem Schicksal. Im Gegenteil, sie schüttelten sich und fanden zurück in die Partie. Nachdem Borna Rendulic in Überzahl den Anschluss herstellen konnte (18.), glich Stefan Loibl 59 Sekunden später gar zum 2:2 aus (19.). Das Problem: Zu Beginn des zweiten Drittels lagen die Steelers nach dem Treffer von Mathew Maione wieder mit 3:2 (22.) in Front.
Den Vorwurf, dass die Adler mental nicht bereit gewesen wären und den Gegner mit Blick auf die Tabelle gar unterschätzt hätten, ließ Loibl so aber nicht stehen. „Jeder in der Kabine bereitet sich gleich auf jedes Spiel vor und jeder weiß auch, dass man jeden Gegner in dieser Liga ernst nehmen muss“, betonte er und verwies gleichzeitig auf die Comeback-Qualitäten, die die Mannheimer am Freitagabend unbestritten demonstriert haben. „Es zeigt unseren Charakter, dass wir nie aufgegeben haben“, meinte Loibl mit Blick auf den 3:3-Ausgleich von Nigel Dawes (30.) in erneuter Überzahl und der darauffolgenden langen Druckphase, die spät in der erstmaligen Führung durch Krämmer mündete. „Am Ende müssen wir das Spiel dann nach Hause bringen“, sagte Holzer.
Dass die Mannheimer – wie gegen Berlin – letztlich durch den späten Ausgleich von Keränen (60.) dennoch in die Verlängerung mussten, passt zur momentanen Form des achtfachen deutschen Meisters, der trotz Sieg laut Holzer viel „Stückwerk“ in Bietigheim ablieferte.
Das Gute im Eishockey: Es bietet sich immer schnell eine Möglichkeit zu zeigen, dass man es besser kann. Für die Adler ergibt sich diese Möglichkeit beim Heimspiel am Sonntag (15.15 Uhr) gegen die Grizzlys Wolfsburg. „Da brauchen wir dann aber eine klare Steigerung“, zeigte Holzer die Richtung vor und Loibl konkretisierte ergänzend: „Wir müssen Wolfsburg unser Spiel aufdrücken, dürfen nicht lange abwarten und wieder den Start verpennen. Wir müssen mit viel Tempo rauskommen, und denen wenig Raum geben.“ Und wenn das passiert, könnte Holzer bereits nach der regulären Spielzeit ausgelassen jubeln.
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