Mannheim. Das Zeichen war eindeutig. Leon Gawanke fuhr am Mittwochabend nach der 2:4-Heimniederlage gegen die Eisbären Berlin noch mal vor die Mannheimer Fankurve und zeigte dabei mehrfach auf die Vorderseite seines Trikots. Besser gesagt, zeigte der Verteidiger der Adler Mannheim auf das Vereinslogo - und wurde dafür entsprechend gefeiert. Nun kommt solch eine Geste im Sport nicht selten vor, nach dieser ersten Mannheimer Niederlage im zweiten Play-off-Viertelfinalspiel der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hatte sie dann aber doch eine besondere Bedeutung.
Gawanke ist gebürtiger Berliner, unterschrieb im vergangenen Sommer aber nicht in seiner Geburtsstadt, sondern bei den Adlern einen Vierjahresvertrag. „Berlin hatte sich nicht wirklich um mich bemüht. Die Mannheimer haben mich dagegen in den vergangenen zwei Jahren fast täglich angerufen. Da habe ich echt gefühlt, dass ich hier wertgeschätzt werde“, sagte er noch vor dem ersten Viertelfinalspiel gegenüber dieser Redaktion.
Leon Gawanke von den Adler Mannheim sucht solche Situationen nicht
Wie sehr er zu seiner Entscheidung steht, untermauerte der 24-Jährige dann noch mal am Mittwochabend - und das nicht nur durch das Zeigen auf das Vereinswappen, sondern schon zuvor im Spiel: Nachdem der Ex-Adler und jetzige Berliner Lean Bergmann den 3:2-Führungstreffer für die Gäste erzielt hatte, provozierte er den Mannheimer Anhang mit gleich mehreren Gesten. Eine Respektlosigkeit, die Folgen hatte. Gawanke schnappte sich Bergmann. Was verbal begann, artete schnell in eine kleine Schlägerei aus.
„Ich bin keiner, der auf solche Situationen lauert, aber wenn man da so eine Aktion zu unseren Fans bringt, wenn man sie so verhöhnt, dann sollte man auch eine Reaktion erwarten“, betonte Gawanke. Das Problem: Die Adler waren daraufhin in Unterzahl. Zudem müssen sich die Blau-Weiß-Roten die Frage gefallen lassen, warum ausgerechnet ihr Nummer-Eins-Verteidiger diese Situation „klären“ musste? Immerhin verpasste Gawanke als Folge seiner Auseinandersetzung sieben Minuten des Spiels auf der Strafbank sitzend.
Ich bin keiner, der auf solche Situationen lauert, aber wenn man da so eine Aktion zu unseren Fans bringt, wenn man sie so verhöhnt, dann sollte man auch eine Reaktion erwarten.
Vor und nach diesem ganzen Brimborium zeigten die Adler indes eine ansprechende Leistung, waren über weite Strecken der Partie die tonangebende Mannschaft und führten bereits nach etwas mehr als vier Minuten durch die Treffer von Stefan Loibl (2.) und David Wolf (5.), verdient mit 2:0. Auch Gawanke sah „insgesamt wieder eine gute Partie“ seiner Mannschaft. Wären da nicht die 102 Sekunden im zweiten Drittel gewesen.
Adler Mannheim ließen Tore leichtfertig liegen
Nachdem die Mannheimer Tor Nummer drei und vier gleich mehrfach leichtfertig liegen ließen, leisteten sie sich ab Minute 28 bis 29 zu viele Fehler. Ein schlampiger Pass hier, keine konsequente Klärung des Pucks da sowie ein hoher Pass über die aufgerückte Adler-Abwehr reichten den mental starken Berlinern aus, um den 0:2-Rückstand durch Ty Ronning (28.), Marcel Noebels und eben jenem Bergmann (beide 29.) in eine 3:2-Führung zu drehen.
„So was kann, sollte aber nicht passieren. Das sind kleine Fehler, die Berlin direkt ausnutzt“, ärgerte sich Adler-Verteidiger Korbinian Holzer über den überflüssigen Rückfall in vergangen geglaubte Hauptrundenzeiten, in denen die Mannheimer des Öfteren unerklärliche Fehlerketten produzierten, die damals von ihren Gegnern mal mehr, mal weniger bestraft wurden. „Berlin spielt konsequent seinen Stiefel runter, egal wie es steht. Dazu machen sie aus wenig sehr viel. Das ist eine Qualität, wegen der sie in den vergangenen Jahren fast durchgehend um den Titel mitspielten“, sagte Holzer.
Adler Mannheim haben zuletzt einen Qualitätssprung geschafft
Aber auch die Adler haben in den vergangenen Wochen einen Qualitätssprung geschafft. Die Mannschaft von Dallas Eakins verpasste am Mittwoch zwar eine sportliche Antwort auf dem Eis, wirkte insgesamt aber gefestigter und strukturierter als in den Wochen zuvor und erspielte sich dadurch gute Chancen heraus. „Das stimmt schon“, bestätigte Holzer diese Annahme. „Wir haben als Team einen Schritt nach vorn gemacht. Sowohl in der mentalen Entwicklung, aber auch dahingehend, wie wir unser Spiel spielen müssen, um uns eine Chance zu geben, erfolgreich zu sein.“
Um das zu sein und so die Serienführung zurück in die Kurpfalz zu holen, müssen die Adler im nun anstehenden dritten Viertelfinalspiel in Berlin (Freitag, 19.30 Uhr) vor allem ihre vielen kleine Fehler abstellen. Dafür müsse auch „das Powerplay wieder konsequenter sein“, wie Holzer und Gawanke unisono betonten. „Wenn das klappt, bin ich mir sicher, dass wir erneut in Berlin gewinnen werden“, sagte Gawanke, der zudem hervorhob, dass er in dieser Serie noch viele Zeichen setzen möchte. Am liebsten jedoch in Form von „Toren und Vorlagen“.

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