Mannheim. Matthias Plachta fand in der Euphorie nach dem großen Sieg überschwängliche Worte. „Deswegen ist Eishockey einfach geil. Es gibt kaum einen anderen Sport, in dem es so schnell gehen kann“, sagte der Stürmer der Adler Mannheim über die Geschichte seines Teamkollegen Markus Eisenschmid. Dieser hatte das dritte Halbfinalduell mit den Eisbären Berlin am Sonntag noch von der Tribüne aus verfolgen müssen, zwei Tage später schoss der Nationalspieler seine Mannschaft zum 4:3-Erfolg und erzwang damit einen entscheidenden fünften Vergleich am Donnerstag (19.30 Uhr/live bei Servus TV) in Berlin.
„Für mich war das nicht leicht“, gab Eisenschmid am Dienstag einen kurzen Einblick in seine Gefühlswelt. Die Entscheidung von Trainer Bill Stewart, ihm zumindest für eine Partie Ruslan Iskhakov vorzuziehen, überraschte den 27-Jährigen aber kaum: „Es war mir bewusst, dass ich mich steigern musste. Genauso wusste ich aber auch, dass ich dem Team helfen kann. Daher freue ich mich jetzt sehr, dass ich mit meinem Treffer Spiel fünf erzwungen habe.“
Sein Tor in der 53. Minute ließ den Großteil der 11 512 Zuschauer in der SAP Arena ausflippen. Sie sahen ein Topspiel zweier Spitzenteams, die sich alles abverlangten. Dass der Titelverteidiger aus Berlin diese Klasse hat, überraschte kaum. Zu eindrucksvoll war das Team von Trainer Serge Aubin durch die Hauptrunde marschiert. Dass aber auch die Adler nach dem Trainerwechsel von Pavel Gross zu Bill Stewart zu solch einer Leistung imstande sein würden, hätten ihnen wohl nicht viele zugetraut. Nun trennt die Mannheimer nur noch ein Sieg vom Einzug in die Endspielserie, in der ab Samstag der EHC München warten würde. „Der unbedingte Siegeswille hat uns ausgezeichnet, seitdem wir in der Serie mit 0:2 in Rückstand geraten waren“, betonte Eisenschmid. „Wir haben uns in eine gute Ausgangslage gebracht.“
Finaltermine stehen fest
- Gewinnen die Adler Mannheim am Donnerstag (19.30 Uhr/live bei Servus TV) das fünfte Halbfinalduell mit den Eisbären Berlin, beginnt die Endspielserie am Samstag (16.15 Uhr) mit einem Spiel in München. Das gab die Deutsche Eishockey Liga am Mittwoch bekannt.
- Bereits am Folgetag (Sonntag, 17 Uhr) würde in der SAP Arena die zweite Begegnung der Serie „Best of Five“ stattfinden.
- Weitere Termine wären Dienstag, 3. Mai (19.30 Uhr) in München und – falls bis dahin noch keine Entscheidung gefallen ist – Donnerstag, 5. Mai, 19.30 Uhr, in Mannheim sowie Sonntag, 8. Mai, 14 Uhr, in München.
Eine starke Reaktion
Dabei hätte das Spiel am Dienstag auch anders ausgehen können. Plachta brachte die Mannheimer zwar früh in Führung (6.), doch die Berliner drehten mit Toren von Zach Boychuk (19.) und Kevin Clark (35.) die Partie. Waren die Adler vier Tage zuvor an gleicher Stelle mit ähnlichen Nackenschlägen nicht zurechtgekommen, zeigten sie diesmal eine starke Reaktion. „Wir haben das Vertrauen nicht verloren“, sagte Eisenschmid. „Wichtig war, dass wir den Fokus gehalten und gleich geantwortet haben. Das sendet auch eine gewisse Nachricht an das gegnerische Team.“
Keine zwei Minuten nach dem 1:2 bekamen die Adler nach einem Foul an Tim Wohlgemuth einen Penaltyschuss zugesprochen. Borna Rendulic lief an und gerade als es schien, dass der Kroate zu lange gezögert habe, schloss das Schlitzohr aus fast unmöglichem Winkel zum 2:2 ab. „Jeder kennt eigentlich meine Penaltys – sogar die Torhüter. Ich bin nur froh, dass ich den irgendwie reinbekommen habe“, sagte Rendulic. Der Ausgleich verlieh den Blau-Weiß-Roten Schwung. Nigel Dawes (39.) brachte das Stewart-Team mit 3:2 in Führung, selbst nach dem 3:3 durch Kai Wissmann (40.) blieb es mit dem Fuß auf dem Gaspedal.
Rendulic betonte, dass es ein erhebliches Verdienst von Coach Bill Stewart sei, dass der Club nun sogar von der Endspielteilnahme träumen darf. „Das war ein großer Wechsel“, sagte der Torjäger zur Entscheidung von vor vier Wochen, Pavel Gross vor die Tür zu setzen und Stewart aus dem Trainer-Ruhestand zurückzuholen. „Bill kam mit einer positiven Einstellung rein. Er bringt uns auf die richtige Art und Weise etwas bei.“
Vor allem freute sich Rendulic auch für Eisenschmid. „Er hat in dieser Saison so viele Höhen und Tiefen erlebt, die ganze Situation mit dem alten Trainerstab hat ihn verunsichert“, erklärte der Kroate und ließ Worte folgen, die tief blicken lassen: „Er war mental gebrochen. Das heute, das war ,Eisis’ Moment.“ Rendulic weiß, dass Eisenschmid im weiteren Play-off-Verlauf noch ein wichtiger Faktor sein kann – so, wie 2019, als er die Adler mit acht Toren in der K.o.-Runde zum Titel schoss: „Wenn wir ihn zum Laufen bringen, kann er zum Unterschiedsspieler werden.“
In Spiel fünf gegen die Eisbären stehen die Adler vor einem historischen Coup. In der fast 30-jährigen Play-off-Geschichte der Deutschen Eishockey Liga gelang es nur zwei Mannschaften, einen 0:2-Rückstand in einer „Best-of-Five“-Serie zu drehen, zuletzt den Hamburg Freezers vor 13 Jahren. „Wir werden unser Herz auf dem Eis lassen“, versprach Rendulic. Und Eisenschmid, der in zwei Tagen vom Aussortierten zum Helden avancierte, betonte: „Wir haben noch einiges vor.“

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